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 04 - Historisches Forum 

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Hallo,
heute geht es mit dem 44.Teil weiter

Rückblick auf den Teil 43 (Das Eschweger Eisenbahnmuseum) im Allgemeinem Forum [www.drehscheibe-online.de]
und auf den Teil 42 hier im HiFo [www.drehscheibe-online.de]


Das Empfangsgebaeude des Bahnhofs Eschwege von der Strassenseite am 9. Oktober 2006  Foto H. J. Friske.jpg

Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Eschwege von der Straßenseite am 9. Oktober 2006 Foto: H. J. Friske


Der Abzweig Stiebel-Eltron am 2. Maerz 2008  Foto H. J. Friske.jpg

Der Abzweig Stiebel-Eltron am 2. März 2008 Foto: H. J. Friske


Der Posten 47 am 14. Januar 2007. Rechts vorne sind noch Reste vom 2. Gleis zu sehen.  Foto H. J. Friske.jpg

Der Posten 47 am 14. Januar 2007. Rechts vorne sind noch Reste vom 2. Gleis zu sehen. Foto: H. J. Friske


Die Bruecke ueber die Bahn bei Niederhone, im Vordergrund das Einfahrts-Vorsignal für den Bahnhof Eschwege-West (Foto H. J. Friske am 29. Maerz 2008).jpg

Die Brücke über die Bahn bei Niederhone, im Vordergrund das Einfahrts-Vorsignal für den Bahnhof Eschwege-West (Foto: H. J. Friske am 29. März 2008)


Teil 44: Vom Bahnhof Eschwege zum Haltepunkt Ober-Niederhone


Der Bereich vom Bahnhof Eschwege begann unmittelbar hinter dem Bahnübergang bei Km 45,7, wo sich die Gleise teilten, (deshalb mussten bei jedem Rangiervorgang die Schranken herab gelassen werden). Die Gleise auf der linken Seite (Südseite) waren dem Personenverkehr vorbehalten, die auf der rechten Seite (Nordseite) waren für den Güterverkehr bestimmt, denn im Eschweger Bahnhof war dieser komplett vom Personenverkehr getrennt.
Nur die Zeitungen oder andere Expressgüter wurden in den letzten Betriebsjahren den Personenzügen, die von Kassel her kamen, mitgegeben. Meistens wurde am Gleis 2 entladen, da die Züge dort auch einfuhren. Nachdem Eschwege als Expreßgut-Stelle aufgegeben wurde, erfolgte diese Aufgabe von Kassel Hbf.
Dieser Zustand existierte etwa für 10 Jahre, bis am 31.5.1985 der letzte Personenzug fuhr.

Das Empfangsgebäude selbst wurde in den 1990-er Jahren, da jetzt nicht mehr benötigt, von der DB veräußert. Da die Stadt Eschwege, obwohl daran interessiert, aus finanziellen Gründen das Objekt nicht erwerben konnte, wurde das Bahnhofsgebäude an den Waldorf Schulverein verkauft, der darin zunächst einen Waldorf-Kindergarten einrichtete. Ein Gebäudetrakt war darüber hinaus an das Organisationsteam vom „Open-Flair-Festival“ vermietet, das darin Material für das jährlich stattfindende Festival lagerte.
Im Jahre 2009 wurde der linke Trakt des Empfangsgebäudes, von der Straßenseite aus gesehen, aufgestockt und optisch der rechten Seite angeglichen. Dabei wurde auch das alte Vordach vom Eingangsbereich entfernt. Inzwischen von außen und auch innen gründlich renoviert, ist aus dem Gebäude nun wieder ein Schmuckstück geworden.
Inzwischen ist im Gebäude nur noch der Eschweger Waldorfkindergarten untergebracht, der bei dieser Gelegenheit erheblich vergrößert wurde.
Zum Johannisfest 2010 wurde von der Stadt Eschwege das Thema Eschweger Bahnhof einst und jetzt zum Thema der Festplakette gewählt.

Der Güterschuppen, der etwa bei Km 46,0 gestanden hatte, war nach dem in Leinefelde der wohl größte am Streckenabschnitt zwischen Leinefelde und Treysa. Außer Wagenladungen und Stückgut wurde auch Expressgut abgefertigt, wofür eine gesonderte Laderampe und in den letzten Jahren auch ein neuer Bürotrakt angebaut wurde. Neben dem Dienst im Güterschuppen gab es in den 1980-er Jahren auch ein Außenbüro bei der Firma Massey Ferguson, in dem auch Dieter Rudolf aus Reichensachsen Dienst leistete und die ausgehenden Ladungen gleich an Ort und Stelle abfertigte.
Der Güterschuppen wurde im November 2006, schon einige Jahre nicht mehr benutzt, letztendlich abgerissen, um einer Straßenverbindung Platz zu machen.
Zwischen Bahnhofsgebäude und dem nicht mehr existierenden Güterschuppen hat sich noch das alte Toilettenhaus erhalten, in dem sich auch Aufenthaltsräume für das Lokpersonal befanden.
Wenn dieses Gebäude ebenfalls etwas renoviert würde, könnte es dem Bahnhofsvorplatz zum Vorteil gereichen und die ganze Umgebung aufwerten. Das Gebäude wurde zwischenzeitlich an einen Trödler vermietet, dem es als Lagerraum dient.

Auf der linken Seite schloss sich bei etwa Km 46,3 (heute nur noch bei Km 46,4) das Bahnbetriebswerk an. Hier wurden die Züge zusammengestellt, die Lokomotiven gewartet (in den letzten Betriebsjahren nur noch Triebwagen), anschließend auf kurzem Weg zum Bahnhof geschoben und am Bahnsteig für die nächste Zugleistung bereitgestellt.

Die Gleise wurden inzwischen alle abgebaut, nur die Überreste von den Strahlengleisen an der ehemaligen Drehscheibe sind noch erhalten. Die Grundmauern des im 2. Weltkrieg vollkommen zerstörten Rundschuppens kann man auch heute noch recht gut ausmachen.
Auf gleicher Höhe wie das Betriebswerk, das in den letzten Betriebsjahren nur noch als Lokschuppen Verwendung fand, war jenseits der Streckengleise das Gleis, das den Ablaufberg ersetzt hat, wobei die lose vor der Lok mitlaufenden Güterwaggons nur einen Anschub bekamen, von wo aus diese nun alleine auf das richtige Gleis der Zugzusammenstellung gerollt sind.

Von der ganzen Gleisanlage war zum Schluss nur noch die Gegensprechanlage und die „Kommandozentrale“, das kleine Backsteingebäude vor dem Raiffeisen-Silo am Rande der Gleise übrig geblieben.
Im ehemaligen Betriebswerk ist heute das Bahnbus-Unternehmen RKH (Regionalverkehr Kurhessen) untergebracht.

Bei Km 46,2 zweigte zum Schluss noch ein Gleis in Richtung Gas-Tanklager ab, dem wohl letzten Kunden der Bahn am ehemaligen Eschweger Bahnhof. Dort hinten am Hang zur Eisenbahnstraße befindet sich zunächst der Tennisplatz vom TC 51, wo über dem Eingang zu deren Clubhaus noch ein altes Bahnhofsschild vom Eschweger Bahnhof hängt. Zwischen Tennisplatz und dem RKH steht noch das Gebäude vom Kegelclub Union, einst ein Kegelclub für Eisenbahner, in deren Gebäude sich bis 1945 die bahneigene Badeanstalt befand.
Vor diesem Gebäude sind bis heute die Prellböcke der Gleise zu erkennen, die sich bis in die 80-er Jahre links vom Betriebswerk befanden und ein Teil der ehemaligen Strahlengleise von der großen Drehscheibe vor dem Rundschuppen waren.

An die noch teilweise erhaltene große Halle des ehemaligen Betriebswerkes, die seit dem Jahre 1954 als Triebwagenhalle gedient hatte, schloss sich noch eine offene Halle an, die ebenso wie das Gebäude der ehemaligen Lokleitung, in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends abgerissen wurden.

Außer dem Streckengleis gab es noch Gleise am Raiffeisensilo und der Firma Gerlach, die teilweise auch zum Schluss noch zum Rangieren benötigt wurden. Außerdem lag das äußere Gleis vor der Güterabfertigung.

Etwa in Höhe von Km 46,5 befindet sich das ehemalige Hotel Kasseler Hof, ein Gebäude aus der Gründerzeit, und unmittelbar daneben der frühere Betriebshof der Firma Ph. Gerlach, die es bei der Kohlenanlieferung einfach hatte. Die vollen Waggons wurden auf dem Gleis oberhalb des Betriebshofes abgestellt und die Kohlen wurden dann per Rutsche direkt zur Auslieferung auf den LKW verladen oder auf den Betriebshof gekippt.

Etwa bei Km 46,7 trafen fast alle Gleise wieder aufeinander, nur rechts begleitete uns noch ein Ausziehgleis bis vor die Unterführung am Eingang des Industriehofs bei Km 46,75. Ursprünglich an das dritte Gleis angebunden, zweigte der Schienenstrang zum ehemaligen Flugplatz bei
Km 46,76 nach rechts von der Strecke ab, um die B 249 zu überqueren, nachdem das Gleis über eine Rampe dorthin geführt wurde. Dieses dritte Gleis wurde wahrscheinlich verlegt, damit der Versorgungsbetrieb für den Flugplatz nicht den zweigleisigen Regelbetrieb behindern sollte. Dieses dritte Gleis führte sogar noch über den Bahnübergang beim Posten 47 hinweg und mündete ursprünglich direkt in der Kaserne für die Flakstellungen des Flugplatzes, wo es in 2 oder 3 Gleisen an einer Rampe endete. Dieser Zustand dauerte wahrscheinlich bis Mitte der 70-er Jahre, als der Streckenabschnitt zwischen Niederhone und Eschwege auf eingleisigen Betrieb zurück gebaut wurde.

Unmittelbar hinter der Brücke von Km 46,75 stand bis Mitte der 50-er Jahre das Stellwerk „Ew“ (Eschwege West), von dem bis heute der Sockel erhalten ist.

Eine weitere Abzweigung führt auf der linken Seite bei Km 47,2 nach hinten in das Betriebsgelände von Stiebel-Eltron, früher Prometheus, hinein. Wenn die Lok von Eschwege her kam, musste vorher Kopf gemacht werden, um in das Gleis hinein zu kommen, von Eschwege-West her konnte direkt in das Gleis eingefahren werden.

Es folgte der malerisch gelegene Posten 47 mit seinem Bahnübergang, der etwa 60 Meter weiter bei Km 47,26 in 167,845 m über Seehöhe lag. Der Posten 47, der ursprünglich als Posten 25 bezeichnet wurde, war seit der Streckeneröffnung Eschwege-Niederhone im Jahre 1875 in Betrieb und war bis zu seinem Abriss Anfang Februar 2009 voll funktionsfähig. Sogar der Höhenmeter war bis zum Schluss zu erkennen. Neben dem Parkplatz von Stiebel-Eltron steht bis heute das ursprünglich zum Posten gehörende Eisenbahner-Wohnhaus. Der romantisch gelegene Posten entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem beliebten Fotoobjekt, so dass wir uns heute noch an etlichen Aufnahmen erfreuen können. Auch wenn vom Postengebäude heute nichts mehr zu sehen ist, so können wir doch auch jetzt noch diesen, wenn auch voll automatisierten, Bahnübergang bewundern.
Am Posten 47 war die Strecke mindestens bis in die 70-er Jahre 3-gleisig, danach wurde das zweite Streckengleis abgebaut und es verblieb zunächst nur ein Streckengleis sowie die Anbindung der Firma Becker und Hach. Von dem ehemals 3. Gleis waren im Jahre 2006 in Höhe des Postengebäudes noch Gleisreste zu sehen, während die Schwellen noch bis zum Abriss der gesamten Strecke für den Anschluss zum Stadtbahnhof liegen blieben.
Es hat den Anschein, dass die Strecke zwischen dem Posten und dem Haltepunkt Niederhone nach der leichten Streckenkorrektur bei der Erbauung des Flugplatzes im Jahre 1936 nicht mehr grundlegend saniert wurde, da die Schwellen noch aus den 1930-er Jahren stammten.

Nur knapp 150 m hinter dem Posten 47 erreichten wir bei Km 47,4 über eine Weiche die erste Anbindung zur Firma Becker und Hach, früher Orion-Werke und bis 1945 Flak-Kaserne, die an der Einfahrt zum Betriebsgelände mit einem großen verschlossenen Tor versehen ist. Inzwischen ist die Weiche durch den Neubau der Strecke zum Stadtbahnhof verschwunden, nur ein Teil vom Zufahrtsgleis und das Stück auf dem Betriebsgelände ist noch vorhanden.

Nachdem wir bei Km 47,4 die erste Anbindung der Firma Becker und Hach, früher Orion-Werke, rechterseits hinter uns gelassen haben, folgte nach einem kurzen geraden Stück entlang des Zaunes zum Werksgelände schließlich bei Km 47,7 die nach rechts abgehende zweite Anbindung dieser Firma, die jedoch nach hinten abzweigte. Folglich hieß es hier auch wie bei Stiebel-Eltron Kopf machen, es sei denn, die Waggons wurden von Eschwege-West her in den Abzweig hinein geschoben. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden Anbindungen früher mit einander verbunden waren. Die Gleise dieses Anschlusses sind inzwischen komplett verschwunden.

Zwischen Km 47,6 und 47,7 gab es ebenfalls Stahlschwellen aus den Jahren 1928 und 1930, bevor die Gleise der Neubaustrecke weichen mussten.

Schließlich wird die Strecke bei Km 47,8 von einer Brücke überquert, die Ähnlichkeiten mit denen bei Burghofen oder nahe Küllstedt aufweist. Diese stammt aus der Zeit um 1875, als die Strecke nach Eschwege neu gebaut wurde. Die Brücke verband die Gehöfte in Niederhone mit den Feldern, die sich jenseits der Bahn befanden. Inzwischen wurde sie beim Neubau der Strecke sandgestrahlt und erstrahlt nun wieder in frischem Glanz. Hinter der Brücke macht die Strecke einen Schlenker, etwa dort befand sich früher die Abzweigung zur Waggonfabrik.

Im Sommer 2009 wurden im Rahmen des Streckenneubaues nach Eschwege die Gleise der beiden Zufahrten zum Firmengelände von Becker und Hach komplett entfernt. Nur die Rampe ist noch vorhanden. Die Brücke bei Km 47,8 wurde während dieser Zeit gründlich restauriert und zum Schutz vor eventuellen Selbstmordkandidaten Schutzgitter an die Geländer in Höhe des Fahrdrahtes angebracht. Bei der Renovierung hat sich heraus gestellt, dass sich am Schlussstein des mittleren Bogens in Blickrichtung Eschwege die figürliche Darstellung eines Löwen- oder Katzenkopfes befindet.

Nachdem wir die Brücke und den ehemaligen Abzweig zur Zuckerfabrik bei Km 47,9 passiert haben, treffen wir bei Km 48,2 auf den ehemaligen Haltepunkt Ober-Niederhone.(Hermann Josef Friske)


Wer Bilder und Geschichten zur Kanonenbahn und anderen Bahnen im Werra-Meißner-Kreis hat, würde uns helfen, diese Serie zu vervollkommnen. Gerne darf dieses hier angehangen werden oder per PN an mich
Internetseiten über Bahnen in dieser Region würden uns auch interessieren.

Edgar
von
werra-meissner-bahnen

Weiter zu Teil 45: [www.drehscheibe-online.de]

Mein HiFo - Inhaltsverzeichnis


http://www.werra-meissner-bahnen.de/bilder/logo-werra-meissner-bahnen.gif




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:11:07:00:36:59.

Re: Kanonenbahn: Leinefelde - Waldkappel Teil 44

geschrieben von: Bahnstern

Datum: 24.10.15 07:45

Dankeschön !

Bahnstern !

Nur echt mit Baureihe 112-114-143-155-156, 485 ( Königsklasse, S-Bahn Berlin )

Re: Kanonenbahn: Leinefelde - Waldkappel Teil 44

geschrieben von: Fdl Uwf

Datum: 25.10.15 20:03

Hallo Edgar,

vielen Dank für Deine bisherige Mühe, welche Du Dir hier mit Deinen Beiträgen gegeben hast. Sie sind wirklich sehr informativ.
Freue mich schon auf weitere Beiträge zu diesem Thema, denn die Strecke mist ja noch lang. :-))

Hier möchte ich einen Auszug aus der GZV der ehemaligen BD Kassel aus dem Jahr 1967 einstellen. Daraus ist die Anzahl der zu bedienenden Anschlüsse erkennbar.

http://abload.de/img/gzvbdksl1967yfjvn.jpg


Gruß
Martin