Güterverkehr zum Kraftwerk Knepper
Ende des Jahres wird im Kraftwerk Gustav Knepper, direkt an der Stadtgrenze Dortmund/Castrop-Rauxel gelegen, kein Strom mehr erzeugt. Seit dem Ende des Dampfbetriebs und der Bedienung über den Gbf. DO-Bodelschwingh im Jahr 1977 hat das Interesse der Eisenbahnfreunde ziemlich nachgelassen, obwohl die diesel-bespannten Güterzüge auf der alten Streckenführung auch ihren Reiz hatten. Allerdings war ich auch erst im Jahr 1984 zum ersten Mal quer durch die Stadt gefahren, um ohne Fahrzeiten in der Hinterhand zu haben, auf den nächsten Ganzzug zu warten.
Da die Strecke damals anders trassiert war, der Zug an zwei BÜ halten musste und die eigentliche Steigung erst kurz vor dem Kraftwerk begann, musste man wie im Dampfbetrieb die Züge teilen oder sogar dritteln.
Ich hatte doppeltes Glück an dem Tag: Recht schnell erschien 216 073 vom Bw Braunschweig, die in Bismarck aushelfen musste, mit einem halben Ganzzug von 900 Tonnen an den beiden Schranken. Als er bei mir hielt, bekam ich vom Lokführer die Einladung zur Mitfahrt ins Kraftwerk, allerdings wollte er dafür in Ausübung seines Dienstes fotografiert werden. Das machte ich als Gegenleistung natürlich gern.
Wie es früher dort aussah, konnten wir vor ein paar Tagen hier sehen: [
www.drehscheibe-online.de] .
Kaum dass wir wieder angefahren waren, enterte der Rangierer bereits den Führerstand, und dann wurde nach Umsetzen in dem kleinen Kraftwerksbahnhof der Zug auf den Tiefbunker geschoben, wo die Fals-Wagen sofort entladen wurden. Das habe ich leider nicht fotografiert, allerdings hätte ich auch kaum mit der Kamera dort herum laufen dürfen.
Der nächste Besuch wegen der Kraftwerkszüge war dann erst wieder im Dezember 1996. Inzwischen war die S2 gebaut worden, was eine Neuordung der Gleise zur Folge hatte. Die Anschlussbahn zweigte jetzt direkt am Bahnsteig in Höhe der zweiten Schranke, also der vorigen Fotostelle, von der mindestens fünf Meter höher liegenden Strecke ab. Die 215 077, die wir jetzt sehen, konnte in besserer Schrittgeschwindigkeit immerhin den ganzen Zug in einem Stück mitnehmen.
Als Beweis dafür, dass man nicht ohne Grund die Strecke auch noch elektrifiziert hatte, kam direkt vor der 215 die 150 102 mit einem Leerzug vorbei. Hätte ich sonst nicht gezeigt, auch weil das Foto beim Nachbearbeiten mächtig rumgezickt hat und beim Verkleinern auf 1200 plötzlich picklig wurde, aber sonst sind mir keine Ellok-Fotos von dort bekannt. Links vom Gleis kann man noch die stillgelegte Straßenbahntrasse erkennen, die für die S-Bahn weichen musste. Sie führte vor dem Acker her und hinter dem im Hintergrund zu sehenden Gehölz. Die S-Bahn schneidet den großen Bogen ab.
Dann gingen wieder einige Jahre ins Land bis ins Frühjahr 1999, als dank einer der Segnungen der Bahnreform auch „Dritte“ Güterverkehre auf Staatsbahngleisen fahren durften. Auch die Dortmunder Eisenbahnen nahm diese Gelegenheit sofort wahr, da der Stahlstandort Dortmund inzwischen bedenklich ins Wackeln geraten war und man Ersatzverkehre außerhalb der Werke suchen musste. Die DE beschaffte sich erst einmal flugs vier G1206, mit denen sie u.a. volle Torpedos von Duisburg holte, aber auch erfolgreich im Kraftwerksverkehr einstieg. Neben Knepper sei Mark Elverlingsen erwähnt, die beide mit Importkohle über den Dortmunder Hardenberghafen versorgt wurden. Die „letzte Meile“ sozusagen wurde auf der Schiene zurück gelegt.
Nach Knepper war es nicht gerade weit, jedoch musste in Do-Obereving und Do-Mengede jeweils Kopf gemacht werden. Und besonders waren am Anfang auch die Wagengarnituren, die aus festgekuppelten LAUBAG-Parks bestanden. Sie waren m.W. nur in bestimmten Verkehrsbeziehungen auf der DB zugelassen.
Wo vorhin noch die 215 die letzten Meter zum Kraftwerk in Angriff genommen hat, erscheint die 404 der Dortmunder Eisenbahn mit besagter Wagengarnitur, die sogar in DE-grün lackiert war.
Auch ihr war kurz zuvor ein anderer Zug mit der 402, ebenfalls DE, entgegen gekommen.
Im gleichen Jahr konnte man auch diese Szene beobachen, als beide Parks nebeneinander dort standen, wo früher die Kohlezüge von Zeche Achenbach aus Lünen-Brambauer rangiert wurden. Um den Bahnhof durchqueren zu können, mussten sie jeweils bis über den Ablaufberg zurück drücken.
Der eine Zug fährt jetzt zurück zum Hafen, …
… während der andere sich auf den Weg zum Kraftwerk macht.
Und nur zur Vollständigkeit noch einmal einige Jahre später, als die G1206 schon voll in die Coils-Shuttle von Duisburg-Hamborn zum Restbetrieb von Hoesch eingebunden waren, mussten die inzwischen auch für die große Schiene zugelassen MaK-G1600 ran, um das Kraftwerk zu versorgen. Inzwischen hatte man nur noch die braune LAUBAG-Garnitur im Einsatz, als die 26 mit von Onrail gemieteten Fals-Wagen nach DO-Obereving ausfährt. Ein Teil der grünen ist damals zwischen Herne und Wanne-Eickel einer Entgleisung zum Opfer gefallen, so dass ihr Einsatz recht schnell beendet war.
Auf der anderen Seite wieder das gleiche Spiel: die 22 hatte den zweiten Zug im Anschluss nach Knepper zu bringen.
Ein kurzes Stück weiter auf der Cöln-Mindener Eisenbahn rumpelt der Leerpark zurück zum Hardenberghafen, gleich geht es über den Abzweig Nette auf die Dortmunder Güterumgehungsbahn.
Und hier fand dann die Beladung statt: der Hardenberghafen, ursprünglich geschaffen, um Kohle von Dortmund wegzubringen. So ändern sich die Zeiten.
Wir sehen hier aber vermutlich die Garnitur für Elverlingsen, die aus den Onrail-Wagen gebildet war.
In den Jahren danach war dann RBH eine Weile am Zug, während aktuell die NIAG Moers den meisten Kraftwerksverkehr im Ruhrgebiet absolviert.
Soweit der Beitrag, der durch diesen Beitrag im Gz-Forum inspiriert wurde: [
www.drehscheibe-online.de] .
In diesem Sinne,
viele Grüße
Frank