Hallo HiFo!

Nachdem mein letzter Beitrag zu der belgischen Schnellzuglok auf viel hilfreiche positive Resonanz gestoßen ist. Hoffe ich auch bei den folgenden Fotos auf sachkundige Hilfe. Mir ist leider kein "neuzeitliches" deutschsprachiges Buch zur Eisenbahngeschichte in Belgien bekannt - des französischen bin ich leider nicht mächtig... Das einzige, was mir begegnet ist, ist eine sehr ausführliche Beschreibung in der Zeitschrift "Die Lokomotive" in den Jahrgängen 1917/18. Aber hier liegt der Schwerpunkt auf den technischen Beschreibungen, weniger auf den Loklebensläufen etc. Daher jetzt schonmal besten Dank für alle weiterführenden Informationen!

Aber steigen wir einfach mal ein:


Bild 1: Nr. 3105





Es könnte sich um die Reihe 30, 32 oder 32bis handeln. Leider konnte ich nirgendwo eine Zuordnung von Nummern und Gattungen finden. Sie war der Gattung "G 03", der Militäreisenbahndirektion 3 und dem MA Laon zugeordnet. Aufnahmedatum: 8. Juni 1916.




Bild 2: Lok der Reihe 12





Die Karte ist leider etwas verschwommen gedruckt. Aber wenn man die aufgedruckte Beschriftung ernst nimmt, dann kann es sich nur um die 1896 unter der Fabrik-Nr. 1922 bei Cockerill gebaute Nr. 2098 handeln. Denn dass die letzte Ziffer "rund" ist, ist erkennbar. Und 1896 wurde nur zwei Loks der Reihe 12 geliefert: Die Fabrik-Nr. 1921 / 1922 als Nr. 2097 und 2098. Und eine "7" ist die letzte Ziffer nicht...
Nach [Lokomotive 1918b] müsste die Reihe 12 der Gattung "S 02" zugeordnet worden sein, es sieht aber mehr nach einer "S 07" aus. Aber das ist wahrscheinlich die Grenze des Druckes... MED und MA sind nicht zu lesen.




Bild 3: Nr. 2288 oder 2282 oder 2882





Es lässt sich einfach nicht vernünftig lesen. Warum müssen diese Erinnerungsfotos auch immer so unscharf sein. Der Tender ist jedenfalls "fremdgekuppelt", er trägt die Nummer 1577.
Militär-Gattung: G 02 ?
Maschinenamt: MA A????? 01929




Bild 4: Durchfahrt in St.Juvin 1916





So lautet jedenfalls die handschriftliche Beschriftung auf der Rückseite der Karte. Ansonsten ist wiedermal relativ wenig bekannt. Allerdings ist die Qualität der Aufnahme besser, weswegen ich Euch einen vergrößerten Ausschnitt anbieten kann:







Bild 5: Belgische Bergschub-Tenderlokomotive





Dem Maschinenamt Lille gehört diese wuchtige Tenderlok an, aber von welchem Typ ist sie? Und welche Nummer trug sie ursprünglich? Ich konnte leider nichts herauskriegen...




Bild 6: Dampftriebwagen?





So, und jetzt habe ich noch ein ganz apartes Exemplar: Es handelt sich um ein neuzeitliches Repro in mittelmäßiger Qualität. Falls ich also irgendjemandes Rechte verletzen sollte, dann bitte ich um kurze Nachricht.
Lesbar ist die Nummer "108" oder "106" und die handschriftliche Bemerkung "Arztwagen".
Meine Theorie, bei der ich hoffe, dass sie vielleicht untermauert oder wiederlegt werden kann:
- Aufgrund der Art der Loknummer könnte es sich um ein belgisches Fahrzeug handeln.
- Obwohl die Aufnahme wirklich schlecht ist, kann man die Achsfolge B 1 erkennen.
- Ist es vielleicht einer der wenigen Dampftriebwagen der belgischen Bahn? Ich habe leider keine Bilder eines vergleichbaren Fahrzeugs im Internet finden können.
- Ein ähnliches Fahrzeug ist an die italienische Staatsbahn geliefert worden: [www.finescalemuc.de]




Quellen:




Allen ein schönes Wochenende!


Besten Gruß

Christian




PS.: An alle später Lesenden: Erfahrungsgemäß antworten die meisten Leser innerhalb der ersten 24 Stunden auf einen Forumsbeitrag. Gelesen wird er aber auch noch Wochen später. Ich freue mich natürlich auch noch nach Tagen, Wochen, Monaten über jede Rückmeldung, Anregung und Kritik!





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:03:07:00:04:59.

Hallo!

Ich glaube beim letzten Bild nicht an einen "Arztwagen". Wohl eher ein Dampftriebwagen.

Hallo,

vielen Dank für die interessanten Fotos!

Leider enthält auch das Standardwerk Phil Dambly: Vapeur en Belgique keine übersichtliche Liste zur Zuordnung Type <-> Betriebsnummer. Da die 3103 und die 3106 später zur 44.303 bzw. 44.306 umgezeichnet wurde, gehe ich davon aus, dass es sich auch bei der 3105 um eine 32er handelt.

Beim dritten Bild dürfte es sich um eine (spätere) 25er handeln. Das wird auch durch die Kriegsbezeichnung G 02 bestätigt, die für diese Type reserviert war.

Das Bild aus St. Juvin ist auch bei A. Knipping: Eisenbahnen im Ersten Weltkrieg, S. 235 abgedruckt. Danach soll es sich um die 25er # 2392 handeln. Siehe auch [www.eisenbahnstiftung.de] (St. Juvin eingeben).

Zur Bergschublokomotive: Als T 07 wurden die D1'-Loks 340, 171 und 712 eingereiht. Das Foto ist auch in "Un siecle de vapeur 3" als Bild 19 abgedruckt. Demnach handelt es sich um die # 171 (Saint-Léonard 959/1895).

Der "voiture à vapeur" stammt aus der Nummernreihe 102 - 131. Die ersten fünfzehn wurden von Couillet ab 1886 gebaut.

Viele Grüße, Helmut



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:03:07:18:12:12.

Hallo,

interessante Bilddokumente! Weil's gerade so schön dazupaßt, hänge ich gleich mal was dran.
Mein Urgroßvater war während des 1. WK auch in Belgien und hat von dort 3 Bilder mitgebracht.

Bild 1: M.A.Brüssel 05151


Bild 2: eine andere Lok gleichen Typs(?)


Bild 3: V.R.07213


Leider habe ich keinerlei Angaben zu den Bildern. Vielleicht ändert sich das ...
Besonders die Form einiger Lokomotivschornsteine finde ich bemerkenswert, denkt man doch dabei meistens an etwas Rundes.

Hallo,

die ersten beiden Fotos zeigen die bekannten Flamme-Pacifics der späteren Reihe 10, die zunächst als 4501 - 4558 bezeichnet wurden. Während der deutschen Besetzung wurden sie mit "S 08" beschriftet.

Das dritte Foto zeigt eine Ct der späteren Reihe 11 (deutsche Bezeichnung T 04). Bei der Bezeichnung "V.R." tappt selbst Andreas Knipping im Dunkeln (S. 274).

Viele Grüße, Helmut

Für Interessierte: Wer Zugang zum Lokmagazin 161 hat, findet dort einen mehrsseitigen Bericht mit Sizzen und Fotos zu dem abgebildeten Dampftriebwagen. Gruß Fritzle.

Zuerst: die SNCB gibt es erst seit 1926. Vor 100 Jahre war die Staatsbahngesellschaft die EB-BS (Etat Belge - Belgische Staat).

Bild 3: Lokomotiven und Tender hatten in Belgien eine eigene Nummer und es ist also nicht sicher ob es sich Hier um eine "Fremdkupplung" handelt.

Bild 5: Diese D1t war die Versuchslok 171 (Saint Léonard 959 / 1895). Das Foto entsand auf der Place Nervienne in Mons. Bis 1973 gab es Hier eine Industriebahn im Strassenplanum die bis etwa 1965 auch ein Materialdepot und eine Bäckerei der Belgischen Armee bediente. Während des Krieges würden diese durch den Deutschen benutzt.

MfG aus Belgien.

Besten Dank an alle für die zahlreichen Infos!

Ich werde die Hinweise noch nachträglich Einarbeiten, muss mich nur jetzt bei dem Wetter (!) der Hausarbeit widmen..., wie das halt so ist... Aber es ist kein Desinteresse, wenn es etwas dauert...

@dr3: Ich kam auf "Fremdkuppelei" da im ersten Bild Lok und Tender die gleiche Nummer tragen... Aber, danke für den Hinweis!

Besten Gruß und ein schönes Wochenende!

Christian

Hallo HiFo!

In den unendlichen Weiten des Internets bin ich auf eine Seite mit reichlich Scans von teils sehr alter Originalliteratur zur belgischen Eisenbahngeschichte gestoßen: [www.tassignon.be]

Hier findet sich auch ein Katalog der Société anonyme de St-Léonard von 1903, aus dem ich die technischen Daten der Bergschub-Tenderlok entnommen habe. Da der Katalog aber auf französisch ist, ich diese Sprache nicht beherrsche und die automatische Übersetzung im Internet doch eher grenzwertig ist, habe ich die französischen Bezeichnungen mit angegeben. Sollte ich etwas falsch zugeordnet haben, dann bitte ich um kurze Rückmeldung - Danke!







Quelle




Besten Gruß

Christian

Hallo

Section totale des tubes: Gesamt (Gas-)Querschnitt der Rohre
Beim Rohr-Durchmesser ist es der Außen-Durchmesser (exterieur).
Höhe des Schorsnsteins über Schienenoberkante

Soweit ein paar Ergänzuneg aus dem Frz.

Helmut (ICE).

Spannende Seite! Ich habe die gleichen Karten in der Sammlung:
Zu Bild 5: Die Kreideaufschrift an der Rauchkammer sagt alles: „Ich hab mich ergeben“: Eine eroberte belgische D1’-Bergschublokomotive mit eckigem Schornstein, 171 HTM MED I Lille, deutsche Gattungsbezeichnung T07, Nr. 010002 vom Maschinenamt Lille. Mit Genehmigung des Königlich-Preußischen General-Stabes durch den bekannten Eisenbahnkartenverlag Johannes Leonhardt, Dresden, veröffentlicht, ging diese Karte von der 24. Reserve-Division am 22. Juli 1915 nach Zittau/Sachsen: „Mein lieber Nachbar! Die besten Grüße aus dem Feindesland.“
Zu Bild 4:
Gefreiter Otto Schmökel (Infanterie-Regiment 396, 2. Batterie, 5. Kompagnie, 6. Infanterie-Division) schrieb am 20. Januar 1917 an seinen Bruder in Berlin: „Lieber Bruder! Sende Dir eine Karte nebst herzlichen Grüßen. Dies ist der Bahnhof, von wo ich bin auf Urlaub gefahren, daher hab auch endlich geschrieben. Sonst geht es mir noch gut. Auf Wiedersehen Dein Bruder Otto.“ Die Aufnahme zeigt eine uralte dreiachsige Lok mit zweiachsigem Tender und klobigem Schornstein. Sie gehört zur belgischen Gattung 25, Nr. C 2392, mit Innentriebwerk (Baujahr 1891). Die deutsche Besatzungsmacht führte sie bei der Militär-Eisenbahn-Direktion II Sedan als G02 unter Nummer 01131, „AM“ steht für Amagne-Lucquy. Deutsche Soldaten, Offiziere zu Pferde, Lok- und Bahnhofspersonal, sowie Gleisarbeiter haben sich für die Aufnahme in Position gestellt. Mit preußischer Gründlichkeit wurde nach der Einnahme Belgiens die gesamte Bahnhofsanlage in Ordnung gebracht, blieb aber ohne Namen (St. Juvin, unweit Reims, Region Champagne-Ardennen).

Solche Bild-Recherchen sind interessant!
Gruß
Daniel