Die Teilung Deutschlands nach dem II. Weltkrieg führte dazu, daß der Grenzverlauf die wichtige West-Ost-Verbindung von Bebra nach Erfurt fünfmal schnitt. Im Jahr 1946 legten die BD Kassel und die Rbd Erfurt die Verwaltungsgrenze auf km 191,340 zwischen Obersuhl und Gerstungen fest*. Diese Stelle entsprach dem dortigen Verlauf der Zonengrenze.
Über den westlichen (DB-)Abschnitt zeigte ich im Frühjahr diese Beitragsserie:
Korridorverkehr um Heringen 1989 – 1991,
Teil 1 -
Teil 2 -
Teil 3
Während hier über Jahrzehnte ein Korridorverkehr abgewickelt wurde, hatte die DDR mit ihrem Abschnitt größere politische Probleme. Im Zuge der Abriegelung und Überwachung der Grenze störte die Tatsache, daß die Hauptstrecke zwischen Gerstungen und Eisenach über hessisches Territorium verlief.
Aus diesem Grunde baute die DDR Anfang der 1960er-Jahre eine topographisch schwierige Neubaustrecke von Gerstungen nach Förtha, um das westdeutsche Gebiet zu umgehen.
Um Euch den Verlauf beider Strecken zu veranschaulichen, zeige ich Euch hier einen Ausschnitt aus der Deutschen Generalkarte (West) von 1979:
Auf der Reise- und Verkehrskarte der DDR (1982) fehlt die Strecke über westdeutsches Gebiet, auch sonst sind die Unterschiede interessant:
Über die alte Strecke durch das Werratal gab es hier schon mehrere interessante Beiträge, auf die ich an dieser Stelle hinweisen möchte, bevor ich meinen eigenen Senf dazugebe:
KHK zeigt uns den Grenzbahnhof Gerstungen und einige Impressionen der Strecke von Obersuhl bis Herleshausen:
[
www.drehscheibe-foren.de]
DR01 dokumentierte die Bahnhöfe Wommen [
www.drehscheibe-foren.de] und Herleshausen [
www.drehscheibe-foren.de] im Jahr 1981.
Ein Bild des Bahnhofes Gerstungen noch mit den Grenzabfertigungsanlagen zeigte
gb traktion hier: [
www.drehscheibe-foren.de] Interessant sind auch die Antwortbeiträge dazu.
Den Zustand des Bahnhofes im Jahre 2005 zeigt uns Reinhard Gumbert: [
www.drehscheibe-foren.de]
Beginnen möchte ich mit der alten und jetzt wieder befahrenen Strecke durch das Werratal (das ist die nördliche), die Anfang der 1960er-Jahre in einen Dornröschenschlaf verfiel. Bis in die späten 1970er-Jahre gab es zwar noch einen Nahgüterzug, doch seitdem fuhr hier nichts mehr.
Am 2. März 1990 sahen wir uns die Stelle an, wo die Strecke zwischen Neustädt und Wommen die Grenze überquerte.
Hier war inzwischen ein Grenzübergang für Fußgänger eingerichtet worden, geöffnet Sonnabend und Sonntag von 7 Uhr bis 23 Uhr. Im Hintergrund seht Ihr das thüringische Dorf Sallmannshausen:
Der Blick schweift durch das Tor über die Grenze in den hessischen Bahnhof Wommen:
Noch flattert eine zerschlissene Fahne mit Hammer und Zirkel vor der Kulisse von Neustädt:
Damals habe ich mir vorgenommen, den Abschnitt in Richtung Eisenach noch einmal genauer anzusehen.
Am 8. Mai 1990 näherte ich mich über Eisenach, also von Osten her, diesem Streckenabschnitt. Bei Hörschel stand noch dieser Wachturm:
Im Bahnhof Wartha waren schon erste Gleisbau-Aktivitäten zu erkennen:
500 m von der Grenze entfernt stand in Hessen das Einfahrsignal von Herleshausen. Im Hintergrund ist das Stellwerk Ho zu sehen. Links auf dem Berg steht die Brandenburg in Thüringen:
Das Stellwerk Hm in Herleshausen:
Das Bahnhofsschild hatte noch Abgashutzen für die Gasbeleuchtung:
Den Aufbruch in eine neue Zeit markierte ein Bauschild. Alle beteiligten Firmen kamen aus dem Westen. Daß die DDR für Westdeutsche weitgehend „terra incognita“ war, seht Ihr an der seitenverkehrten Landkarte:
Zum Abschluß noch ein Blick von Westen auf die Herleshausener Bahnanlagen:
Ich reiste weiter zum zweiten hessischen Bahnhof auf diesem Streckenabschnitt, nach Wommen. Durch einen Einschnitt führt die Strecke von Osten in den Bahnhof:
Blick nach Südwesten. Im Dunst ist Neustädt in Thüringen zu sehen. Über die sonderbaren Kerben in den Schwellen hatten wir früher schon einmal (ergebnislos) diskutiert:
Hier hat das marode Gleis nachgegeben:
Die herausgerissenen Gleise zeigen den Zustand der Schwellen besonders deutlich:
Hier bin ich wieder am westlichen Einfahrsignal von Wommen. In den vergangenen zwei Monaten ist ein Baugleis wieder durchgehend in Richtung Gerstungen verlegt worden:
Hier endet mein Bericht für heute. Im zweiten Teil zeige ich, wo der Ost-West-Eisenbahnverkehr damals entlangbrummte.
Viele Grüße
Stefan
*) Die Daten entnahm ich dem Buch:
Ralf Roman Rossberg: Grenze über deutschen Schienen 1945 – 1990, EK-Verlag Freiburg ²1991
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:11:10:09:15:49.