1985 wurde bekanntlich in ganz Westdeutschland das Jubiläum „150 Jahre Deutsche Eisenbahnen“ gefeiert. Auch wenn die Bundesbahn erste zaghafte Versuche mit Dampf-Sonderzügen im Raum Nürnberg unternahm, waren private Dampflokomotiven nach wie vor von Bundesbahngleisen verbannt. Folglich konzentrierten sich die privaten Veranstaltungen auf die wenigen Privatbahnen mit größeren zusammenhängenden Netzen, also OHE, WLE und im Süden die Hohenzollerische Landesbahn (HzL).
Zu Ostern 1985 organisierten die Eisenbahnfreunde Zollernbahn ein großes Dampfloktreffen auf den Strecken der HzL. Ich kaufte mir die Autobegleiter-Unterlagen zu dieser Veranstaltung, um von Tübingen aus mit dem Fahrrad daran teilzunehmen. Da ich diese Unterlagen bislang noch nicht wieder in meinen diversen Kartons fand, half mir freundlicherweise „Fritzle“ mit seinem Prospekt aus.
Da ich von Norden her über Hechingen anreiste, interessierte mich am Samstagvormittag hauptsächlich der Abschnitt von Hechingen nach Gammertingen. Ergänzen möchte ich hier noch die planmäßigen Triebwagenkurse Nr. 12 von Sigmaringen (7.40 Uhr) über Gammertingen (8.15 – 8.26 Uhr) – Burladingen (8.45 Uhr) nach Hechingen (9.07 Uhr) und Nr. 17 von Hechingen (11.25 Uhr) über Burladingen (11.52 Uhr) nach Gammertingen (12.10 Uhr), die beide auf allen Zwischenbahnhöfen hielten.
Die für die Veranstaltung vorgesehenen Dampflokomotiven sind auf der Rückseite des Faltblattes aufgelistet:
Soweit die Theorie. Doch nun zum tatsächlichen Geschehen.
Am Samstagmorgen (6.4.1985) entstand mein erstes Foto in Hechingen, wo ich die 38 1772 aufnahm:
Nach dieser Aufnahme fuhr ich weiter zur Hausener Steige, um den Überführungszug für die Ausstellung in Gammertingen (Nr. 601) aufzunehmen. Dieser hätte in Burladingen mit dem Triebwagenkurs Nr. 12 kreuzen sollen.
Was nicht kam, war der Dampfzug. Zunächst rollte der letzte planmäßige Triebwagen des Tages nach Hechingen, VT 6 als Zug 12. Auch wenn es manche nicht glauben wollen: Dieser Triebwagen war ein ganz normaler MAN-Triebwagen mit Blech-Aufbau, was mir kürzlich auch die HzL auf Anfrage bestätigte:
Nach längerem Warten kam der erste Sonderzug bergauf, 38 1772 mit einem etwas gewöhnungsbedürftigen Zug, der offensichtlich der Fotozug für Eisenbahnfreunde (Nr. 603) sein mußte:
Danach kam erst einmal länger nichts …
Doch dann kam unerwartet V 122 aus Gammertingen! Das konnte nichts Gutes bedeuten:
Nach langem Warten kroch schließlich ein Ungetüm, das ich nicht Zug [Nr. 601] nennen möchte, die Steige herauf. Zuglok war V 122:
Nach einer kunterbunten Wagenreihe folgten 52.7596 (kalt?), 193 004 (natürlich ohne Strom), Lok 10 (EFZ) und 11 H.L.B., die schieben und ziehen halfen, V 102 (SWEG), …
Hinten schob noch V 124, hinter der 24 009 hing:
Langsam begann ich, an meinem Verstand zu zweifeln, warum ich mich zur Teilnahme an dieser Veranstaltung entschieden hatte. Der Fahrplan war längst Makulatur. Ich fuhr weiter an der Strecke entlang.
Bei Gauselfingen begegnete mir ein Triebzug aus VT 8 + VT 9 + VS 15, vermutlich der seiner Vorspannlok beraubte Zug 600:
Im Wald hinter Neufra überraschten mich 23 058 und 86 346, die ich leider nur sehr ungünstig vor die Linse bekam (War das Zug 607 oder 611? Auf meinen Bildern sind nur der erste und der letzte Wagen erkennbar. Beide waren grün).
Als ich dann eine brauchbare Stelle gefunden hatte, kamen aus Gammertingen V 122 und die P 8 als außerplanmäßige Leerfahrt. Mit dem Kastentender voraus traute man sich offensichtlich nicht zu fahren, so daß die 38 1772 rückwärts immer gezogen wurde:
Hier wartete ich auf den nächsten Zug, den ich Euch in Teil 2 zeigen werde.
Viele Grüße
Stefan