Von den sieben WEG- und zwei WNB-Strecken, die Ende der 1970er-Jahre noch existierten, war Ebingen – Onstmettingen eine der von Eisenbahnfreunden weniger beachteten. Betrieblich bot diese Bahn schließlich nichts, was eine längere Anreise rechtfertigte: Seit 1956 bewältigte ein einzelner Triebwagen den Gesamtverkehr.
Die Bahn wurde auf Drängen der örtlichen Textilindustrie erbaut, die in den Orten Onstmettingen, Tailfingen und Truchtelfingen im Tal der Schmiecha, das hier „Talgang“ genannt wird, zahlreiche Manufakturen betrieb. Alllerdings sah der württembergische Staat keine Renditechancen, so daß er den Bau der privaten Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft überließ.
Die Strecke ging am 14. Juli 1901 als zweite WEG-Bahn in Betrieb. In den ersten Jahren waren hier zwei Dampflokomotiven stationiert. Bereits am 20.07.1956 wurde der Betrieb verdieselt.
Zunächst geschah dies mit dem
T 08 WEG (Fuchs 9057/1956), der fabrikneu nach Onstmettingen geliefert und Mitte der 1960er-Jahre nach Weissach zur dortigen WNB-Strecke abgegeben wurde. Dieser machte mich schließlich in meinem damaligen Wohnort Korntal auf das Bähnle aufmerksam – trug der T 08 WEG doch immer noch die Anschrift „Heimatbahnhof Onstmettingen“, als ich ihn am 2.4.1975 fotografierte:
Somit wurde ich zu Beginn meiner Hobby-Aktivitäten ausgerechnet auf diese WEG-Bahn aufmerksam, bevor ich mir im Mai desselben Jahres mein erstes Kursbuch kaufte und auch die anderen WEG- und WNB-Bahnen entdeckte. Das amtliche Kursbuch versprach bezüglich dieser Bahn allerdings kein allzu üppiges Zugangebot, so daß mir aus damaliger Sicht eine Bereisung unmöglich erschien. Immerhin plante ich in den Herbstferien 1977 eine Rundreise durch das südliche Baden-Württemberg, auf der ich mittags einen Aufenthalt in Albstadt-Ebingen vorsah:
1974 wurden sämtliche Gemeinden entlang der Strecke und noch ein paar weitere zur Stadt „Albstadt“ zusammen-reformiert. Die Bundesbahn tat sich mit dieser Umbenennung zunächst schwer, was auch noch in dieser hier gezeigten Fahrplantabelle vom Winter 1977/78 erkennbar ist.
Eine halbe Stunde vor dem WEG-Triebwagen erreichte ich den Bahnhof Albstadt-Ebingen am 27.10.1977. Auf dem Bahnhofsvorplatz fand ich bei den Bussen ein einzelnes Gleis, wo der Zug seinen einminütigen Richtungswechsel vornehmen sollte.
Endlich kam der Zug:
Während des kurzen Aufenthaltes mußte auch noch Expressgut verladen werden:
Der
T 09 WEG ähnelte dem VT 01 WNB, den ich aus Weissach schon kannte. Die Firma Auwärter hatte eine Serie Wagenkästen geliefert, von denen zwei von der WEG bzw. der WNB in Eigenleistung motorisiert wurden: Der T 09 WEG wurde 1963 (oder 1964, je nach Quelle) von der WEG fertiggestellt und ersetzte damit den T 08 WEG, der einen unfallbedingten Engpaß bei Korntal-Weissach überbrücken mußte. Der T 09 war mit zwei Büssing U11-Motoren mit jeweils 170 PS motorisiert
1:
Der fahrplanmäßig einminütige Aufenthalt ließ erstaunlich viele Fotos zu. Doch schließlich verschwand der Triebwagen in Richtung Onstmettingen:
Der „Rest“ dieser Bahn blieb mir noch ein paar Jahre verborgen. Warum ich bei meinen zahlreichen Besuchen bei der benachbarten HzL erst 1984 auf die Idee kam, von Burladingen über den Buckel nach Onstmettingen zu fahren, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen.
Jedenfalls bestand der Fahrplan nicht nur aus den drei im Kursbuch veröffentlichten Fahrten. Im Schülerverkehr gab es Fahrten über Teilstrecken, und dazu kam auch noch der Güterverkehr. Dieser sank von 45.486 t im Jahr 1963 auf 7.172 t im Jahr 1984, während der Personenverkehr in demselben Zeitraum von 76.275 (1963) auf 178.404 Beförderungsfälle (1984) anstieg.
Neben dem Schienenverkehr betrieb die WEG nach dem Krieg hier auch einen umfangreichen Straßenverkehr mit Bussen und LKW. Der LKW-Park war hier, bezogen auf die Streckenlänge, der umfangreichste aller WEG- und WNB-Bahnen.
Am 15.3.1984 besuchte ich die Bahn das zweite Mal. Zunächst fand ich in Onstmettingen VT 09 WEG + VS 112 WEG + VS 111 WEG, die hier als echter Wendezug verkehrten. Bei WEG und WNB trugen die Fahrzeuge die Eigentumsbezeichnung in der Fahrzeugnummer:
VS 111 WEG und VS 112 WEG entstammen derselben Auwärter-Serie wie der VT 09 WEG, der VT 01 WNB, der schmalspurige VS 150 WEG und die VB 108 WEG, VB 109 WEG, VS 207 WNB, VS 208 WNB und VS 209 WEG, wobei der VS 111 WEG der einzige echte zweiachsige Steuerwagen war (alle anderen sogenannten VS hatten keinen funkionsfähigen Führerstand).
Danach erwischte ich diese Garnitur in Albstadt-Tailfingen im Schülerverkehr:
Ein weiteres Streckenfoto mißlang, da der Zug offenbar schneller als ich auf der Straße war.
So konnte ich den Zug erst wieder auf der nächsten Fahrt von Onstmettingen nach Ebingen ablichten. In der Nähe von Onstmettingen verlief die 8,24 km lange Strecke auf einem kurzen Stück außerhalb der Bebauung:
Nach der schlechten Erfahrung mit dem Schülerzug fuhr ich bis Ebingen, um dort das interessanteste Motiv der Strecke einzufangen. Auf dem 275 m langen Häringstein-Viadukt durchquert die Strecke das Ebinger Stadtgebiet:
Nach diesen Fotos widmete ich mich wieder der benachbarten HzL. Erst fünf Jahre später, am 27.7.1989, machte ich wieder einen Abstecher von der HzL nach Onstmettingen. Hier traf ich lediglich den VT 402 WEG (Esslingen 23343/1951) abgestellt neben dem Schuppen. Personenverkehr fand seit Sommer 1988 nur noch an Schultagen statt, und der Güterverkehr tendierte gegen Null:
Meine letzten Fotos von dieser Bahn entstanden am 2. Februar 1990, als ich hier wieder den VT 09 WEG antraf:
Dieser Güterzug zeigt geradezu symbolhaft die beiden hauptsächlich auf dieser Bahn beförderten Güter: Mineralöl (1984: 40,2%) und Stückgut/Expressgut (1984: 32,1% der Tonnage). Da die verladenen Stückgüter wesentlich leichter als das Heizöl waren, war das Wagenaufkommen hier wesentlich höher als das der Kesselwagen.
Das Ende der Bahn sah im Kursbuch 1998/99 so aus:
Den VT 09 WEG traf ich später noch einmal am 2.10.2000 abgestellt in Untergröningen:
Die größte Überraschung war dann aber am 3.3.2007 das Wiedersehen im oldenburgischen Garrel anläßlich einer HiFo-Grünkohl-Fahrt:
Zum Schluß möchte ich noch auf diese Seite hinweisen, die die Geschichte der Bahn darstellt:
[
www.esslinger.de]
Ein paar spärliche Literatur- und Quellenangaben kann ich auch noch anfügen:
Wolff, Gerd: | Deutsche Klein- und Privatbahnen |
| Teil 5: Baden-Württemberg, Zeunert-Verlag, Gifhorn 1977 |
Bürnheim, Hermann: | WEG Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft |
| Die Geschichte einer bedeutenden Privatbahn, Motorbuch Verlag Stuttgart 1986 |
WEG | Handzettel zum 150-jährigen Eisenbahnjubiläum 1985 |
Danken möchte ich auch noch meinen Hobbykollegen, die mich mit Informationen und Tips unterstützt haben.
Viele Grüße
Stefan
1) In der Literatur finden sich auch andere Leistungsangaben, am Fahrzeug angeschrieben waren 2x170 PS
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:11:07:16:39:42.