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Verschiedene Fragen zur Zugbildung auf der Strecke Hamburg - Lübeck zu Beginn der 60er Jahre, die hier auf DSO die Foren und seine Nutzer beschäftigt haben:

    • Liefen V 200 schon zu dieser Zeit im „Sandwich“ („Lollo und Doppelstockwagen in Eutin 1964“)?
    • Wurden die LBE Doppelstockwagen auch als Steuerwagen eingesetzt („? LBE-Doppelstockwagen im Wendezugbetrieb mit Dieselloks ?“)?
    • Wie lange waren dampfgeführte Eilzüge auf der Strecke (Ebenda, ein Foto zeigt „Einfahrt von Lübeck nach Hamburg Hbf 1960“)?
    • Waren Anfang der 60er Jahre noch regelmäßig Altbaueilzugwagen (von den LBE Wagen abgesehen) im Einsatz?

veranlassen mich, hier eine Zusammenfassung (mir derzeit) bekannter Informatioen einzustellen.


Zugbildungspläne 1960/61

Zunächst eine Aufstellung der im Kursbuch 1960 aufgeführten Eilzüge zwischen Hamburg und Bad Oldesloe bzw. Lübeck mit den zugehörigen Umläufen des ZpAR II West 1960/61:

ELauf
  800wLübeck – Hamburg72017204¹7208Sa
  802Lübeck – Hamburg72017205¹a7207a
  803wHamburg – Lübeck72017204²7208Sa
  804Lübeck – Hamburg72017204¹7208Sa
  805Hamburg – Lübeck – Kiel7201
  808Lübeck – Hamburg72017208Sa
  809Hamburg – Lübeck72017208a
  811Hamburg – Lübeck72017204Sa61²w
  812Kiel – Lübeck – Hamburg7201
  813Hamburg – Lübeck72017205Sa
  814Lübeck – Hamburg72017204Sa
  815Hamburg – Lübeck72017204Sa
  816(S Travemünde -) Lübeck – Hamburg72017205Sa
  817Hamburg – Lübeck – Kiel72017205²Sa7208S
  818wLübeck – Hamburg7201
  819wHamburg – Lübeck72017204²a
  820Lübeck – Hamburg72017204Mi7205¹S
  821Hamburg – Lübeck (2 – Travemünde)72017204²Mi7205²Sa
  822Kiel – Lübeck – Hamburg72017208S
  823Hamburg – Lübeck72017208S
  825- 25.9.Hamburg – Lübeck (1 – Travemünde)72017205²
  826- 25.9.Travemünde – Lübeck – Hamburg72017205¹S61w
  827Hamburg – Lübeck72017208S286²w Bd.
  829Hamburg – Lübeck7201
  832Lübeck – Hamburg72017208
  834(2 Travemünde -) Lübeck – Hamburg7201
  860Flensburg – Neumünster – Bad Oldesloe – Hamburg7093   863nS e
1856SaLübeck – Hamburg7285
1857SaHamburg – Lübeck – Kiel72517215
1861- 25.9.Hamburg – Lübeck – Neustadt – Großenbrode Kai72302B Sa S
1862- 25.9.Großenbrode Kai – Neustadt – Lübeck – Hamburg72302B Sa S
1866(3 Travemünde -) Lübeck – Hamburg72857205Sa7204S7211a7214a
1867Hamburg – Lübeck72857204Sa S7211Sa7214S
1868(2 Travemünde -) Lübeck – Hamburg72157216a7207S7211S7251Sa
1875Sa bHamburg – Lübeck – Neustadt7197b7205b
1877aHamburg – Lübeck72167214a7211aGh SBd.
1881Hamburg – Lübeck7207a7208a7215Sa7211S7285Sa
1884SLübeck – Hamburg7201c7203c7215d
1886S cNeustadt – Lübeck – Hamburg7197c7205c


Legende:

w: werktags
Sa invertiert: außer Sonnabend. Übrige Verkehrstage, wie in Kursbüchern kodiert.
a: wertags außer sonnabends
b, d, e, invertierte Zahlen: zeitlich eingeschränkte Verkehre (von/nach Travemünde)
Bd.: bedarfsweise
¹: vor Lok
²: hinter Lok
Unterstrichene Zugnummern kennzeichnen nur im Sommerabschnitt verkehrende Leistungen.
Fett gedruckt habe ich die Umläufe mit Beteiligung von LBE Doppelstöcklern.

Die Umläufe im Einzelnen gemäß ZpAU II 1960/61:

Hamburg Altona:

7093: - 36 - (413) 1 Pw4y, 2 AB4ysw, 3 B4yw. Zielorte: Flensburg, Hamburg, Hamburg Altona, Westerland.

Hamburg Hbf.:

7201: - 52 - (610) 1 Pw4ymgf, 2 AB4ymgb, 3 B4ymgb. Zielorte: Hamburg, Lübeck, Kiel.
7204: (288) 1 DABw6f. Zielorte: Hamburg, Lübeck.
7205: (162) 1 DABw6f. Zielorte: Hamburg, Lübeck.
7207: - 52 - (126) 1 AB4ymgb, 1 B4ymgb. Zielorte: Hamburg, Lübeck.
7208: - 52 - (378) 2 B4ymgb. Zielorte: Hamburg, Lübeck.
7211: - 52 - (126) 1 AB4ymg, 2 B4ymg. Zielorte: Hamburg, Lübeck.
7214: - 52 - (126) 1 B4ymg. Zielorte: Hamburg, Lübeck.
7215: - 30 - (126) 1 Pw4y, 1 DAB6, 1 A4ys. Zielorte: Hamburg, Lübeck.
7216: - 30 - (126) 1 Pw4y, 1 A4ys, 2 B4yw, 1 DAB6. Zielorte: Hamburg, Lübeck.
7230: - 30 - (322) 1 A4ys, 4 By4w + (Sa, S) 2 B4yw. Zielorte: Hamburg, Großenbrode Kai, Ahrensburg — in Personenzügen ohne Gepäckbeförderung!

Kiel Hbf.:

7251: - 30 - (160) 1 Pw4y, 1 A4ys, 3 B4yw + (zw.) 1 B4yw

Lübeck Hbf.:

7285: - 36 - (145) 1 Pw4y, 2 AB4ysw, 4 B4yw. Zielorte: Hamburg, Lübeck.

Der Lauf 61 bezieht sich auf einen Post, Lauf 286 auf einen Gh (S). Einen Gh (SS) führte außerdem der E 811 werktags am Zugschluß (zusammen mit Post4ü aus Lauf 61 hinter der Lok) mit. Alle Angaben ohne Gewähr.

Grau gekennzeichnet sind Läufe, bei denen Diskrepanzen in ZpAR und ZpAU auftreten. Dabei wurden ausschließlich die Reihungen vierstelliger Eilzüge untersucht. Die Kennzeichnung erfolgte, wenn die Angaben „kommt aus Zug“ und „geht über in Zug“ der beteiligten Züge im ZpAR nicht übereinstimmten oder nicht mit der Zugreihenfolge des angegebenen Laufes im ZpAU. Die Läufe 7197 (3 B, 1 AB, 1 Pw) und 7203 (DAB) fehlen im ZpAU. Bei den nur im Sommerabschnitt 1960 verkehrenden Zügen ist zu beachten, dass ZpAR und ZpAU von 1960/61 erst ab dem 2. Oktober 1960 galten. Tatsächlich treten bei einigen Zügen auch vereinzelt unterschiedliche Angaben der oben in Spalte 2 bis 3 wiedergegebenen Verkehrstage im Kursbuch von 1960 gegenüber den Zugbildungsplänen auf. Zugbildungspläne II vom Sommer 1960 standen jedoch nicht zur Verfügung.


Einige Schlußfolgerungen und Ergänzungen

Der Zugstamm der zwischen den beiden Hansestädten verkehrenden Eilzüge mit dreistelligen Nummern war 1960 aus sechs Gruppe 52 Wagen, darunter zwei AB und ein Steuerwagen mit Gepäckabteil gebildet. Bunter gemischt mit oftmals werktags, sonnabends und sonntags wechselnder Zusammensetzung und maßgeblicher Beteiligung von Vorkriegsmaterial waren dagegen die Eilzüge 1856ff. Der Blick ins Kursbuch ergibt für diese Eilzüge maximale Reisegeschwindigkeiten++ zwischen Hamburg und Lübeck von knapp über 70km/h. Bei den Eilzügen (E 860 ausgenommen) mit dreistelligen Nummern ergeben sich dagegen maximal knapp 90km/h. Unter Berücksichtigung der Geschwindigkeitsbegrenzungen in Hamburg und Lübeck und dem Halt in Bad Oldesloe sind diese Reisegeschwindigkeiten nur mit Höchstgeschwindigkeiten deutlich über 100km/h zu erreichen. Die Reihungspläne weisen für diese Züge zwei Sterne, Höchstgeschwindigkeit von 101 - 120 km/h aus. Bei den vierstellig nummerierten ist dies nur bei E 1861 nach Großenbrode der Fall, ansonsten gibt es maximal „einen Stern“. Dazu passend zeigen alle (mir bekannten) Fotos von Eilzügen mit dreistelligen Nummern V 200.0 (E 860: 03, s.u.), von solchen mit vierstelligen Nummern Lübecker 41 als Zuglok. Vom E 1861 ist mir allerdings kein Foto bekannt.

++: Distanz/(Fahrtzeit - Aufenthalt in Bad Oldesloe). Bei den auch in Reinfeld haltenden Eilzügen ergeben sich längere Fahrtzeiten und geringere Reisegeschwindigkeiten.

Daß ehemalige LBE Doppelstockwagen 1960 auch als Steuerwagen vor V 200 gelaufen sind, war gemäß ZpAU II in zwei Umläufen planmäßig der Fall. Besuche in Kiel, wie von Horst Ebert für 1964 dokumentiert (erster o.a. Verweis), verzeichnen die Pläne hingegen 1960 nicht.

Bei den Zügen E 811 bis 816 fehlen bei den LBE Doppelstockwagen im ZpAR die Angaben „vor/hinter der Lok“. Dies obwohl die im E 811 direkt dahinter aufgeführten Post4ü und Gh (SS) diese Kennzeichnung („hinter der Lok“) aufweisen. Liefe die komplette Garnitur vor der Lok, ergäben sich sechs geschobene Wagen + LBE DoSto, insgesamt 30 Achsen. Einer Äußerung eines Forumsteilnehmers zufolge, die ich momentan nicht wiederfinde, war das „inverse“ Sandwich mit Lok in Zugmitte aber erforderlich, weil die erlaubte Anzahl der geschobenen Wagen begrenzt war. Zudem behauptet der ZpAR, daß die Wagen aus E 816 in Hamburg ausnahmslos auf den E 817 übergingen und dort hat (einzig) der LBE Wagen wieder den Vermerk „hinter der Lok“. Wäre er also im E 816 nicht schon im Sandwich vor der Lok eingetroffen, hätte im Hbf. erst ein umständliches Umrangieren dieses Wagens stattfinden müssen, der den bis Kiel laufenden E 817 schon in Lübeck wieder verließ. Die planmäßige Abfahrtzeit des E 817 lag 13 Minuten nach Ankunft des E 816...

http://www.drehscheibe-foren.de/foren/file.php?17,file=44908

Ein kürzlich hier eingestelltes Foto des E 813 (erster der o.a. Verweise) zeigt diesen am 22.8.1959 in zu 1960 passender Fahrplanlage — der 22.8.1959 war ein Sonnabend — mit Sandwich und LBE DoSto hinter der Lok. Allerdings wirft auch dieses Foto Fragen auf, denn wie die Experten versichern, befand sich lediglich am auf dem Foto der Zuglok zugewandten 2. Klasse Ende von vier der sieben nach dem Krieg zur DB gekommenen Doppelstockwagen ein Steuerabteil. Ein Wenden des Zuges mit der abgebildeten Anordnung des Doppelstockwagens in Lübeck wäre somit nicht möglich gewesen. Gemäß ZpAR von 1960/61 war jedoch genau das geplant: Der E 813 ging in Lübeck nach allerdings 70minütigem Aufenthalt mit allen Wagen auf den Gegenzug E 816 über, während seine Bildung in Hamburg aus E 808 (Umlauf 7201) und E 1866 (Lauf 7205) erfolgte. Der eigentlich zum Foto passende ZpAR von 1959 liegt mir indes nicht vor.

Bunte Zusammenstellungen mit gemischten Vor- und Nachkriegsgruppen listen die Zugbildungspläne 1960/61 noch reihenweise, darunter auch Kombinationen mit zwei Packwagen (E 1857, 1868 w) und zwei Doppelstockwagen (E 1868 a). Fotobelege für die letztgenannten Reihungsmerkmale sind mir allerdings (noch) nicht bekannt. Im über Bad Oldesloe verkehrenden E 860 sind hingegen zwei Packwagen im Mai 1958 fotografisch verbürgt. Diese liefen allerdings zusammen direkt hinter der Zuglok 03 170.

Ebenso fotografisch verbürgt sind polnische Hechte bei der Einfahrt in den Hamburger Hbf. 1960, s. den dritten der o.a. Verweise (Dank an „Windbergbahn“ für die Hinweise zu den Unterscheidungsmerkmalen zu den LBE Hechten). Der LBE DoSto läßt einen Eilzug Lübeck - Hamburg vermuten. Die Reihung würde gut zum E 1868 passen, der ZpAU II 60/61 sieht jedoch Gruppe 30 vor, keine 23p. Leider sind Wochentag und Uhrzeit der Aufnahme unbekannt.

In Ergänzung der bisherigen Angaben sei erwähnt, daß dampfgeführte Eilzüge noch bis 1962 auf der Strecke gesichtet wurden:

E1866-1962.jpg

E 1866 mit 41 342 am 20. Oktober 1962 am Heestweg in Rahlstedt [Sammlung Fuhrmeister, FdE Hamburg]

Mit Eröffnung der Vogelfluglinie wurden die Lübecker 41er durch nagelneue V 200.1 ersetzt. Folglich war der E 1866 ein halbes Jahr später verdieselt:

E1866-1963.jpg

E 1866 mit V 200 116 am 27. April 1963 an gleicher Stelle (s. die Ausfahrsignale „E“ und „F“ des Bhf. Rahlstedt im Hintergrund) [Sammlung Fuhrmeister, FdE Hamburg].

Die Verdieselung der Schnell- und Eilzugleistungen bedeutete jedoch nicht, daß auf der Strecke keine Dampflok mehr hätte gesichtet werden können. So waren die Baureihen 38, 78, 50 und 94 zumindest im Bereich Hamburgs noch länger im Personennah- und Güterverkehr anzutreffen. Fotos zeigen die BR 38 noch 1965 [FdE], 78 1967 [Rahlstedter Jahrbuch 2007], 94 1968 [FdE] und 52 1971 [EJ 2/2010]. Ob es sich bei den fotografierten Leistungen um regel- und planmäßige Einsätze oder einzelne Sonderdienste handelte, haben die Fotografen allerdings i.a. nicht vermerkt.

Ich hoffe, für die Strecken- und Epochenfreaks sind ein paar interessante Happen dabei, Ergänzungen werden gern zur Kenntnis genommen.

Allen Forumsteilnehmern eine angenehme Adventszeit

AS78

Ediert: Das Foto in EJ 2/2010 zeigt 052 752 am 5. Juli 1971 im Bhf. Rahlstedt. Der Einsatz ist laut Begleittext aufgrund akuten Diesellokmangels erfolgt.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:12:04:15:48:13.
Hallo,

ein sehr interessanter Bericht. Ich habe ihn spontan gedruckt und in meinen privaten Ordner "DB-SH" abgeheftet. Ich sage DANKE!!

Beste Grüße aus SH