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Hallo zusammen,

bei Betrachtung des Gleisplans vom Bahnhof Nienburg (Saale) ist mit am östlichen Bahnhofskopf der Ablaufberg aufgefallen.
Dabei scheint mir der Gleisplan etwas unglücklich gestaltet zu sein, da im Ablaufbetrieb grundsätzlich das durchgehende Hauptgleis gekreuzt wird.

In diesem Zusammenhang sind bei mir ein paar Fragen zu dieser "Zugbildungsanlage" aufgekommen, welche ggf. hier geklärt werden können:

- Hat man hier tatsächlich Züge im Ablaufbetrieb zerlegt; war das Wagenaufkommen so groß?
- Wurde der Berg während der 30er errichtet, als die Ablaufberge quasi aus dem Boden sprießten?
- Hat jemand Bilder von den Gleisanlagen, das ganze würde mich sehr interessieren

http://img81.imageshack.us/img81/3672/nienburgsaale1973.jpg
Hallo,

was mich wundert, dass so ein "Hasenstall"-Bahnhof überhaupt einen Ablaufberg bekommen hat. Ich war einmal in den frühen 1990er Jahren in Nienburg, hab aber leider keine Fotos gemacht. Der Ablaufberg ist mir nicht mehr in Erinnerung. Aber seine Lage ist für meinen Geschmack tatsächlich sehr unpraktisch gewählt worden. Kann es sein, dass das nur eine Projektzeichnung darstellt?
Ebenso kurios finde ich die beiden Hs-Signale an der Stumpenverlängerung von Gleis 3 in Richtung der Bahnsteige.

Naja, die Werke "Aufbau" und "Sozialismus" haben sicherlich für einiges an Wagenaufkommen gesorgt.

Irgendwo im Netz hab ich aber mal Bilder von Nienburg gesehen. Der Bahnhof wurde in den Jahren nach der Wende quasi zum unbesetzen Haltepunkt zurückgebaut.

Viele Grüsse von Mark und Danke fürs Einstellen!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:11:01:11:48:16.

Re: Gleisplan Nienburg (Saale) 1973 - Frage zum Ablaufberg

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 01.11.09 12:33

Hallo,

Was noch ergänzend dazu sehr interessant ist, das der Haltepunkt selber zwar nicht mehr besetzt ist, aber das Stellwerk Ns komplett erhalten dort noch steht und nach wie vor mit einem Schrankenwärter besetzt ist! Es sind noch alle Hebel vorhanden und es handelt sich hierbei um ein Einheitsstellwerk gebaut von Harwig!
Die mechanische 4er Gruppen Vollschranke wird noch von Hand gekurbelt, soll aber demnächst leider durch eine zuggesteuerte Anlage ersetzt werden.
Auch auf der anderen Seite in Richtung Calbe(Saale) West befindet sich noch ein Schrankenposten der 2 Anrufschranken zu bedienen hat die allerdings über sogenannte Dresden - Winden per Knopfdruck bedient werden..

Gruß vom Waldkappler
Hallo,

auch ich kann speziell zu Nienburg kaum etwas beitragen - bin dort nur einmal mit der Ferkeltaxe durchgefahren, als der Bf schon rückgebaut war, aber da lag der Berg noch im Gebüsch.

Karsten Naumann hat vor einigen Jahren im Eisenbahn-Kurier über genau diesen Ablaufberg geschrieben und ein Diorama nach diesem Motiv gebaut. In dem Artikel gibt es Vorbildaufnahmen und wenn ich mich nicht täusche, stand da auch ein Ablaufsignal.

Ich gehe auch davon aus, daß dieser Berg in den 1930er Jahren angelegt wurde. Es gab damals eine "Studiengesellschaft für Rangiertechnik" (Stugera), sie sich u. a. mit dem Thema "Rangieranlagen auf Unterwegsbahnhöfen" befasste. Mit der "mechanisierten Ablaufanlage" nach Vorbild Hamm Hvw hatte man ein Rationalisierungsmittel für die Hauptablaufanlagen großer Zugbildungsbahnhöfe gefunden. Man fand, daß etwa 60% der Wagenumstellungen auf kleinen Bahnhöfen erfolgten, und dafür suchte man weitere Rationalisierungsmittel. Eine Möglichkeit war der Kleinlokeinsatz, wo ein Kleinlokbediener allein arbeiten und losgelöst vom Fahrplan der Nahgüterzüge rangieren konnte. Die Kö I und II von damals genügten aber nur für geringes Ortswagenaufkommen. Bei mittlerem bis starkem Ortswagenaufkommen mußte weiter mit Dampflok rangiert werden; Stillstandszeiten dabei waren aber angesichts der zweiköpfigen Lok- und einer oft dreiköpfigen Rangiermannschaft und dem Brennstoffverbrauch eine große Geldverschwendung. Man mußte versuchen, die von den Zuglok oder stundenweise eingeteilten Rangierlok zu erbringenden "Rangierminuten" möglichst zu verkürzen.

Die Ansätze dazu sind einem Aufsatz "Überall Ablaufberge!" von Dr.-Ing. Kümmell, Berlin, in der Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen, LXXI. Jahrgang, Nr. 45, S. 1189 ff. am 5. November 1931 erschienen. Kümmell rechnet aus, daß 5 Rangierminuten, die man alle 2 Tage bei der Abfertigung eines Güterzuges sparen kann, die Anlage eines Berges wie in Nienburg rechtfertigen. Er schließt mit den Worten: "Die Anlage eines Ablaufberges ist auf großen und mittleren Bahnhöfen unter allen Umständen lohnend. Auch kleine Bahnhöfe verlangen da einen Berg, wo überhaupt einige Wagen nach Gruppen geordnet werden müssen."

Dies war in Nienburg (Saale) damals sicher der Fall, denn die aus Nahgüterzügen eingehenden Wagen mußten auf die verschiedenen im Gleisplan sichtbaren Anschlüsse verteilt werden und der Wagenausgang war eventuell nach Abgangsrichtungen auszurangieren. Da gab es sicher einige Dutzend Wagen am Tag zu sortieren, zuviel für einen Kleinlok und zeitraubend mit Abstoßen. Die Lage des Berges im Gleisplan ist ungewöhnlich, aber richtig: Man erreicht von dort alle Gleise und er stört dort nicht, weil für die Zementwerke wohl keine Bergverbotwagen anfielen. Eine Erweiterung der Weichenstraße, nur um das Ablaufenlassen quer über das durchgehende Hauptgleis zu vermeiden, wäre wohl unwirtschaftlich gewesen. Auf einer Nebenbahn wie dieser dürfte es mehr als ausreichende Zugpausen gegeben haben. Ansonsten müsste der Weichenwärter "Nn" das Ablaufgeschäft für eine Zugfahrt unterbrechen lassen; die Zugfahrt würde durch Schutzweichen gegen evtl. ablaufende Wagen vollkommen geschützt.

Die Hs in Gleis 3 sind in der Tat äußerst merkwürdig.

In Artern war die Anlage ähnlich, bloß lag das Ausziehgleis auf der Seite der Ortsgüteranlagen und die Güterzuggleise wurden durch Ablaufenlassen quer über das durchgehende Hauptgleis erreicht. Der Bahnhof Loburg hatte übrigens ebenfalls einen kleinen Berg an einem Ausziehgleis, dort kam man aber nicht in alle Gleise.

Grüße aus Berlin,
Martin

Edit: Könnern - Baalberge ist woanders, Ortskunde ist was für Könner :-)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:11:02:10:43:55.
Hallo Martin,

kannst Du dich noch dran erinnern, in welchem EK-Jahrgang das drin war? Würde mir nämlich das Heftchen dann mal hersuchen.

Wozu bauten die dann aber auf solch kleinen Bahnhöfen Ablaufberge? In meinem Heimatbahnhof wurde auch sehr viel abgestossen mit der Köf, aber das ging bestimmt nicht langsamer als mit einem Ablaufberg. Zugegeben, die Gleise lagen alle in einem günstigen Gefälle zur Abstossrichtung.
Für das promte Rangieren auf solchen Bahnhöfen halte ich sogar einen Ablaufberg eher hinderlich. In meiner Heimat wurde einfach das Handrad - wenn in seltenen Fällen ohne zweiten Rangierer Dienst geschoben wurde - auf die Position "Füllen" gestellt, dann lief die Köf (Vorraussetzung: keine Sifa) von selber unbemannt im Schrittempo, währenddessen wurden die Wagen abgekuppelt und dann ein Sprung auf die Kleinlok, kurz Gas gegeben, gebremst und wieder zurückgezogen. Dann das gleiche Spiel von vorne : -)

Viele Grüsse von Mark



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:11:01:13:46:46.

Re: Ablaufberg falsch herum?

geschrieben von: ytracks

Datum: 01.11.09 20:19

Wenn ich die Zeichnung richtig lese hat der Berg seinen Ablaufrücken doch nach rechts aus dem Bild raus. Dort ist die steilere Seite.
In den 30iger Jahren sollten zur Beschleunigung des Rangiergeschäftes dort wo keine Kleinloks stationiert waren die Ziehgleise 1:250 angehoben werden um das abstossen zu unterstützen und die häufigen Sägefahrten zu minimieren.

Ytracks

Re: Gleisplan Nienburg (Saale) 1973 - Frage zum Ablaufberg

geschrieben von: lcu

Datum: 01.11.09 22:53

Hallo Mark,

das war im Modellbahn-Kurier 16, 4. Quartal 2004, "Güterverkehr", S. 26ff.

Schöne Grüße
lcu.

Ein wenig wilde Spekulatius

geschrieben von: E.Werner

Datum: 02.11.09 01:12

Gleis 3 war früher offensichtlich mit dem durchgehenden Hauptgleis vor Weiche 2 verbunden und hatte vermutlich die Nummer 1. Ich vermute, daß die Hs ein Relikt aus eben diesem Zeitpunkt waren. Der Rückbau der Weiche 1 lag vermutlich nicht sehr lange zurück. Weiterhin vermute ich ein weiteres Ausfahrsignal an Gleis 3 für Züge in Richtung Calbe. Gleis 3 war damals vermutlich das Zugbildungs, Breitschafts oder Wendegleis, was die Hs zumindest rechtfertigen würde.

Offenbar war der Verkehr aus Richtung Calbe nicht ganz so relevant wie der aus der anderen Richtung. Man beachte das Vorsignal im Verhältnis zur Kreuztafel.
Weiche 3 und 5 fehlen und ich vermute eine Verbindung zwischen Gleis 1 und 2 denn Weiche 3 muss vor 4 und Weiche 5 nach 4 aber noch vor 6 gelegen haben. Das kann auch eine Verbindung zwischen Gleis 3 und 1 die Verbindung Weiche 4 und 6 kreuzend, sein.
Offensichtlich spielte sich relativ großer Umlauf und Bildungsverkehr um die Bahnsteige herum ab was für mehr Verkehr von und nach Bernburg sprechen würde und auch die Nutzung eines Ablaufberges mit nur wenig kreuzendem Verkehr von und nach Calbe unterstützte.
Hauptsignal "C" vermute ich dann als früheren Standort neben den beiden "B" und an der jetzigen Stelle ein Hs, wahrscheinlich das, was in gleicher Fahrrichtung nun hinter der DKW steht.

Ob das wohl so stimmt ?
Vieleicht hat jemand einen Plan mit älterem Zustand.

Re: Gleisplan Nienburg (Saale) 1973 - Frage zum Ablaufberg

geschrieben von: S&B

Datum: 02.11.09 17:22

Ein HS an Gl.30 ist eine GS, wenn man genau hinguckt.
Grüße
Ulrich
Edit hat eine 'Null' ergänzt.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:11:02:17:23:19.
Bilder habe ich leider auch keine, aber eine andere Variante von Spekulation: Ich würde bei bei den HS eher auf eine nicht ganz regelkonforme Darstellung einer nichtfolgeabhängigen GS tippen. Nach TGL werden in Lageplänen bei diesen die GS beidseitig eingezeichnet, allerdings in Zwergform und direkt am Symbol für den Entgleisungschuh. Wäre nicht der erste Plan mit derartigen Fehlern (Lehrling hatte vielleicht nich' die richtige Schablone ;). Dafür spricht u.a. auch, daß an den vermeintlichen Hs keine Bezeichnung zu erkennen ist.

VG - Dirk
Hmm, aber seltsam bleibt trotzdem, das die beiden Signale auf nem Masten gezeichnet sind...

Re: Gleisplan Nienburg (Saale) 1973 - Frage zum Ablaufberg

geschrieben von: S&B

Datum: 03.11.09 17:02

Mit Deiner Spekulation könntest Du Recht haben:
5 Signalhebel für A1/2, B1, B2 und C.
9 Weichenhebel für 8 Weichen: Einer der "Weichenhebel (blau) wird wohl das Schildchen Gs getragen haben...
Von Hs Hebel steht da nichts.
Grüße
Ulrich

Re: Gleisplan Nienburg (Saale) 1973 - Frage zum Ablaufberg

geschrieben von: S&B

Datum: 03.11.09 17:04

Ja, Zaubermark, aber ein Hs am Anfang des Gl.30 zum reinfahren macht auch keinen Sinn.
Grüße
Ulrich
Das ist mir schon klar und auch das mit der Hebelbelegung, warum fehlen dann aber die Sperrsignal-Symbole an der anderen Gleissperre?

Edit: andere Gleissperre für Zugfahrten irrelevant



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:11:03:17:09:40.

Re: Gleisplan Nienburg (Saale) 1973 - Frage zum Ablaufberg

geschrieben von: S&B

Datum: 03.11.09 17:18

Hm, ich sehe im Stellbezirk Ns keine andere Gleissperre. Wo versteckt sich die vor mir?
Nein, die ist auch nicht im Bezirk "Ns". Es sind sogar zwei, die eine am Anschlussgleis "Werk Aufbau", die andere am Anschlussgleis "Papierfabrik" (wenn ich das richtig entziffere).
Hallo ,,Erfurt Gbf" !
Ich kann Dir versichern , daß der Ablaufberg Täglich genutzt wurde.
Auch war 24h am Tag eine Rangierlok der BR 105/106(345/346)dort im Einsatz.
Nicht nur die Bedienung des Zementwerkes sowie der Ladestraße oblag der Rangierlok auch die Bedienung des ,,Hafens"Nienburg wurde per Speerfahrt vorgenommen.(Die Anschlußweiche dafür,Lag im Streckengleis nach Calbe/S.
Gruß , 232 power !