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Wendezug 23er (viel Text und 18 B)

geschrieben von: ulrich budde

Datum: 21.09.09 08:42

Überarbeitete Fassung, geänderte Passagen rot markiert

Die Wendezugeinsätze der Baureihe 23 waren schon einige Male Thema hier im HiFo, zuletzt in der Anfrage von user "Thies Nulleinszehn". Ich konnte damals auf die Schnelle vom Büro aus nur auf meine Bildliste (in der auch die Bauartmerkmale verzeichnet sind) zurückgreifen. Als ich dann abends zu Hause noch einmal genauer nachgeschaut habe, zeigte sich, dass die Antworten (auch die der anderen User) nicht ganz vollständig waren, sodass die Idee zu einem eigenständigen Beitrag zu diesem Thema entstand. Voilà.

Aber fangen wir vorne an. Die ersten Dampf-Wendezüge in Deutschland verkehrten bei der technischen Neuerungen stets aufgeschlossen Lübeck-Büchener-Eisenbahn (LBE): Die Doppelstockzüge für den Städte-Schnellverkehr zwischen Lübeck und Hamburg, bespannt mit den stromlinienverkleideten 1’B1’-Tenderloks der späteren DR Baureihe 60 ("Mickey Mouse"), kennt wohl jeder. Auch einige der zur Verstärkung und als Reserve vorgehaltenen LBE T12 besaßen die notwendigen Einrichtungen für den Wendezugbetrieb. Ein Bild dieser teil-stromlinienverkleideten Loks findet sich in meinem Beitrag Streifzug durch die Siebziger, Teil 2.

Nach dem Krieg wurde der Wendezugbetrieb mit Dampfloks von der DB wieder aufgegriffen und zunächst mit acht Loks der BR 64 und etlichen preußischen P8 (38.10) und T18 (78.0) abgewickelt. Von den Neubaudampfloks war ab Werk keine einzige für den Wendezugbetrieb ausgestattet – dieses erfolgte erst nachträglich bei den Essener Maschinen 65 012 – 018 und einigen 23ern, um die es in diesem Beitrag geht.

Zunächst ein kurzer Blick auf die Technik: Alle im Wendezugbetrieb eingesetzten Dampfloks besaßen eine indirekte Steuerung. Hierbei erfolgte die Bedienung der Lok (Regler, Steuerung) im Schiebebetrieb durch den auf der Lok verbliebenen Heizer. Der Lokführer auf dem Steuerwagen betätigte lediglich die Bremse und gab dem Heizer über eine verdrahtete Sprechverbindung die notwendigen Bedienungsanweisungen. Die Zusatzausrüstung auf dem Führerstand bestand aus dem "Befehlsgerät" (Hagenuk-Gerät) für die Sprechverbindung und der sog. Regler-Schließ-Vorrichtung, mit der der Regler mittels eines pneumatischen Zylinders geschlossen wurde (bis auf eine minimale Restöffnung aus Sicherheitsgründen), sobald eine Bremsung eingeleitet wurde. Das soll ziemlich schlagartig erfolgt sein und dem Heizer, sofern nicht vorgewarnt, hin und wieder einen heftigen Schlag durch das zurück schwingende Reglergestänge versetzt haben.
Darüber hinaus musste die Lok natürlich mit den notwendigen Steuer- und Energieversorgungskabeln zum Steuerwagen hin versehen werden, jeweils mit Kabel+Stecker rechts und Steckdose links an der Pufferbohle. Dabei verwendete man die vereinheitlichten Bauelemente der 36-poligen Steuerleitung, wie sie bei Diesel- und E-Triebfahrzeugen üblich war. Der aufwendigste Umbau war sicherlich das Durchschleifen der Hauptluftbehälterleitung (10 bar) zum Steuerwagen, was zu den für alle Wendezugloks (außer BR 65) typischen 4 Luftschläuchen an der Pufferbohle führte. Die HB Leitung ist erforderlich, um vom führenden Steuerwagen aus die Bremse lösen und wieder füllen zu können.

Im Gegensatz zu den Dampfloks besitzen die für einen Wendezugbetrieb eingerichteten Diesel- und E-Loks eine direkte Steuerung, bei der alle Funktionen der Lok vom Steuerwagenwagen aus fernbedient und überwacht werden können. Einzige Ausnahme war die in der einschlägigen Literatur selten erwähnte E44 012B, die ebenfalls mit einer indirekten Befehls-Steuerung ausgerüstet war (deshalb auch das B hinter der Betriebnummer) - Bild siehe hier.

Weitere Details zur Technik der indirekten Steuerung bei der Baureihe 23 finden sich in dem vorzüglichen Baureihenbuch von J.U. Ebel über die "Neubau-Dampflokomotiven der DB", Band 1 - DEM Standardwerk über diese Loks schlechthin.
Aus dieser Quelle stammen auch die Daten für die Ausrüstung der ersten Maschinen der BR 23 für den Wendezugbetrieb:
23 038: 15.02.67
23 003: 28.04.67
23 004: 08.05.67
23 036: 05.06.67
23 030: 11.06.67
23 024: 13.09.67
23 025: 26.02.69

Als weitere Loks (ohne Umbau-Datum, jedoch angeblich mit Bildbeweis) werden 23 002, 022, 034 und 051 angegeben. Nach Rücksprache mit dem Autor, Hrn. Ebel, gehen diese Aussagen auf amtliche Unterlagen der BD Saarbrücken zurück, bei denen jedoch nicht ausschließen ist, dass hier die tatsächliche Voll-Ausrüstung mit Wendezugsteuerung und eine nur Vorrüstung mit Hauptluftbehälterleitung miteinander vermengt wurden.

Zusammen mit eigenen Sichtungen sind bis heute neun Wendezug-taugliche Loks der Baureihe 23 mit Bild sicher belegt, hier noch einmal nummernmäßig geordnet:
23 003, 004, 022, 025, 034, 036, 047, 051 und 052.

Daneben gab es weitere 23er, die nur mit Hauptluftbehälterleitung versehen waren, und die als potentielle Kandidaten für eine – vielleicht nur kurzzeitige – Nutzung als Wendezugloks in Frage kommen. Mit Bildbeleg nachgewiesen sind:
23 001, 002, 005, 009, 011, 023, 024, 030, 032, 033, 037, 038, 044, 053, 075, 077 und 080.


Das ist jetzt die richtige Stelle für den Publikums-Joker:
Wer aus dem Kreis der HiFo-User kann noch weitere Wendezug- und/oder HBL-Loks benennen (bitte möglichst mit Bildbeweis)?

Woran man den Ausrüstungszustand der Loks eindeutig erkennen kann, zeige ich am besten mit einigen Bildern.


1. Wendezugloks


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b01-023_004.jpg
Bild 1:
Beginnen wir mit 023 004, aufgenommen im Bw Saarbrücken Hbf am 05.04.71. Gut zu sehen sind das Steuerkabel (rechts) und der Stecker (links) für die Verbindung zum Steuerwagen.

Das eigentlich Besondere an dieser Lok ist aber nicht die Wendezug-Ausrüstung, sondern vor allem das Führerhaus der Serienbauart ab 23 024 – wie ist die 004 bloß an so ein Führerhaus gekommen?


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b02-023_022.jpg
Bild 2:
Als ganz normale Lok der zweiten Bauform (FH mit Aufsatz, geknickte Türen) präsentiert sich 023 022 am 22.05.71 in Lebach.


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b03-023_025.jpg
Bild 3:
23 024 und 23 025 waren die beiden Exoten innerhalb der BR 23, bei denen nach der ersten Bauserie verschiedene neue Bauelemente ausprobiert wurden. Die Wendezugausrüstung gehörte nicht dazu, die kam erst nachträglich hinzu.
023 025 im AW Trier, 14.09.73.
.

http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b04-023_034.jpg
Bild 4:
023 034 ist eine 23er der 3. Bauform, die in Saarbücken mit einer Wendezugausrüstung versehen wurde.
Am 13.09.73 ist sie von ihrer morgendlichen Frühschicht ins Bw Saarbrücken Hbf zum Restaurieren eingerückt. Dahinter steht 023 026


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b05-023_036.jpg
Bild 5:
Eine der ersten Wendezug-23er war 023 036, hier zu sehen im Saarbrücker Hauptbahnhof am 27.05.69.


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b06-023_047.jpg
Bild 6:
023 047 wird bei Ebel nur als HBL-Lok genannt. Als sie mir am 06.04.71 mit Saarlouis vor die Flinte kam, war sie aber eindeutig wendezug-tauglich, auch wenn es sich bei P2817 nicht um einen solchen Zug handelt.


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b07-023_052.jpg
Bild 7:
Das Gleiche gilt für 023 052, aufgenommen am 08.04.71 im AW Trier. Möglicherweise bekam die Lok die Wendezug-Ausrüstung gerade erst bei diesem AW-Aufenthalt.
Nachtrag: Inzwischen ist durch Bildbeleg geklärt, dass 23 052 bereits 1968 eine Wendezugausrüstung besaß.


2. ehemalige Wendezugloks

Dieses Kapitel ist mit Kenntnisstand Juli 2012 eigentlich obsolet, da inzwischen berechtigte Zweifel bestehen, ob diese von U.Ebel aufgeführten Maschinen tatsächlich jemals eine Wendezug-Ausrüstung besaßen. Der Vollständigkeit halber belasse ich es aber in meinem Beitrag.

Der Ein- und Ausbau der Wendezugeinrichtung muss wohl nicht sehr aufwendig gewesen sein – anders ist es nicht zu erklären, dass einige Loks bereits nach kurzer Zeit die W-Ausrüstung verloren und andere dafür damit versehen wurden. Möglicherweise reichte schon ein absehbar längerer Ausfall einer W-Lok als Anlass, die Wendezugeinrichtung auf eine andere Maschine umzusetzen.


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b08-023_002.jpg
Bild 8:
Ein Beispiel dafür ist 023 002, die frühestens irgendwann in 1967 die W-Einrichtung erhalten haben kann, sich aber am 26.05.69 im Bw Saarbrücken Rbf schon wieder ohne eine solche präsentierte; nur die HB-Leitung ist noch vorhanden.


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b09-023_024.jpg
Bild 9:
Bei 23 024 ist sogar das Einbaudatum bekannt, nämlich der 13.09.67. Noch nicht einmal zwei Jahre später fuhr sie mir am 27.05.69 im Bw Koblenz Mosel vor die Kamera, inzwischen mit neuer Nummer 023 024 versehen. Da war sie schon nicht mehr wendezug-tauglich und nur noch an der HBL-Leitung als ehemalige W-Lok zu erkennen.
Wie schon bei 23 025 (Bild 3) angesprochen, war die 23 024 eine ganz besondere Maschine, die sich äußerlich vor allem durch die großflächige Verkleidung hinter dem MV-Wasserkasten unter der Rauchkammer von allen anderen 23ern deutlich unterschied.


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b10-23_030.jpg
Bild 10:
Noch kürzer währte der Einsatz der 23 030 als Wendezuglok. Nur 14½ Monate nach ihrem Umbau am 11.06.67 wurde sie von H. Schambach am 31.08.68 in Traben Trarbach abgelichtet – ohne Wendezugeinrichtung!


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b11-023_038.jpg
Bild 11:
023 038 war laut Ebel die erste 23er überhaupt, die eine Wendezug-Ausrüstung erhielt (15.02.67). Als sie am 27.05.69 mit P1860 am allseits bekannten Schrottlok-Abstellplatz in Konz-Karthaus vorbei rauscht, ist diese bis auf die verbliebene HBL schon wieder ausgebaut. Dafür ist die Lok jetzt mit einem Tender der ersten Bauform gekuppelt, mit dem sie so nicht geliefert wurde.


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b12-023_051.jpg
Bild 12:
023 051, das war nicht nur die Lok mit dem besonderen Tender, sondern auch die mit der teilamputierten Wendezugausrüstung. Bei meiner letzten Begegnung in 4/71 war sie noch komplett; jetzt, am 10.09.73 in Lebach, fehlt das Steuerkabel vorn rechts. Der Klemmkasten an der Pufferbohle und die Steckdose sind allerdings noch vorhanden. Unfallschaden oder Beginn des Rückbaus – das ist hier die Frage.


3. Loks nur mit HBL

Wie oben bereits erwähnt, waren etliche Loks mit HB-Leitung vorgerüstet, um kurzfristig eine W-Einrichtung nachrüsten zu können. Das blieb auch zunächst so, als diverse Saarbrücker Loks mit Oberflächen-Vorwärmer nach Crailsheim im Tausch gegen Loks mit Mischvorwärmer abgegeben wurden.


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b13-023_001.jpg
Bild 13:
Eine dieser getauschten 23er war 023 001. Am 04.08.69 zeigt sie sich im Bw Crailsheim noch mit HBL. Charakteristikum dieser Maschine war der "falsche" Tender der neueren Bauart mit glatten Kohlenkastenwänden.


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b14-023_009.jpg
Bild 14:
Bislang unerklärlich ist die Vorrüstung von zwei 23ern des Bw Kaiserslautern mit HBL. Neben 023 011 war das 023 009, hier im Bw Kaiserslautern am 09.09.73.


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b15-023_044.jpg
Bild 15:
Zum Abschluss dieses Kapitels noch ein Bild der bei Ebel nicht aufgeführten 023 044. Am 26.05.69 wartet sie im alten Bw Saarbrücken Rbf auf ihren nächsten Einsatz.


4. Loks mit ausgebauter HBL

Alle Crailsheimer 23er, die mit HBL für einen Wendezug-Betrieb vorgerüstet waren, kamen im Rahmen des schon angesprochenen Loktauschs aus Saarbrücken. Da ein solcher Einsatz in Crailsheim nicht vorgesehen (und sicher auch nicht sinnvoll) war, wurde die HB-Leitung bei verschiedenen Loks nach einiger Zeit wieder ausgebaut. Bekannt sind mir 023 002, 005, 037 und 044. Ergänzende Angaben sind, wie immer, willkommen.


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b16-023_005.jpg
Bild 16:
Als Beispiel sei hier 023 005 gezeigt, aufgenommen im Bw Crailsheim am 08.09.73. Bei der letzten davor liegenden Begegnung am 21.07.70 besaß sie die HBL noch.


5. Wendezugloks im Einsatz

Bei der Vorbereitung dieses Beitrags und der damit verbundenen Durchsicht meiner Bilder musste ich mit Enttäuschung feststellen, dass ich zwar fast alle Wendezug- und/oder HBL-23er vor die Flinte gekriegt habe, zum Teil vielfach, aber Aufnahmen von Wendezugeinsätzen mit schiebender Lok sind leider Mangelware. Nachschüsse waren (und sind) mir generell zuwider, und die Besonderheit dieser Betriebsweise ist mir damals in meiner jugendlichen Radikalität anscheinend nicht bewusst geworden. Gerade einmal vier Aufnahmen habe ich zustande gebracht, von denen ich zwei für zeigenswert halte.


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b17-023_022.jpg
Bild 17:
Zunächst die schiebende 023 022 beim Halt im Bf Auersmacher. Untrügliches Zeichen dafür, dass es sich hier um einen Schieber handelt, ist die Auslegung der Steuerung auf Rückwärtsfahrt und der Umstand, dass sich der Zug auf dem hinteren, in Fahrtrichtung rechten Gleis befindet - P4057 am 05.04.71.


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Wendezug-23/b18-023_034.jpg
Bild 18:
Am 13.09.73 gab’s dann sogar noch eine farbige Zugaufnahme einer schiebenden 23er. Bei Bübingen kachelt 023 034 mit P4066 gen Saarbrücken. Die Dampffahne zeigt unmissverständlich an, in welche Richtung der Zug unterwegs ist.


Die meisten Bilder des Wendezugbetriebs mit Saarbrücker 23er, auch meine eigenen, zeigen die Lok mit dem Tender zum Zug gekuppelt, also aus Sicht der Fotografen "richtig herum". Dieses ist auch logisch, da so der Lokführer bei Fahrt Lok voraus auf der richtigen, rechten Seite steht; bei Schlepptenderloks sicher ein wichtiger Gesichtspunkt.
Bei den im Wendezugdienst eingesetzten Tenderloks der BRn 65 und 78 sind mir dagegen nur Bilder bekannt, auf denen die Lok mit der Rauchkammer zum Zug gekuppelt ist. Dafür habe ich bis jetzt keine Erklärung.

Zum Abschluss möchte ich noch einmal meine "Publikumsfrage" wiederholen: Wer kann noch weitere Wendezug- und/oder HBL-Loks benennen? Insbesondere von den HBL-Loks könnten einige kurzzeitig die vollständige Wendezugeinrichtung erhalten haben.

Interessieren würde mich speziell ein Bild der 023 053 mit HBL. Ich selbst habe diese Lok 1968 nur als Crailsheimer Maschine, und da natürlich ohne HBL, vor die Flinte gekriegt. Am 10.06.69 wurde die Lok nach Saarbrücken abgegeben und dort am 11.05.70 nach dem Unfall in Saarfels z-gestellt. Wenig Zeit also für eine Vorrüstung mit HBL.

Ich bin gespannt, ob noch etwas Neues zu diesem Thema ans Tageslicht kommt – HiFo macht’s möglich.

Schönen Tag noch,
Ulrich B.






5-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:04:09:11:01:03.

Sehr interessant!

geschrieben von: Donni

Datum: 21.09.09 08:54

Hallo Ulrich,

Danke für diese Zusammenstellung. So faszinierend der Dampf-Wendezugbetrieb war und so lange er sch im Grunde hielt, so überraschend wenig wurde/wird über diese Betriebsform berichtet.
Eine neue Nummer kann ich zwar nicht nennen, jedoch die Bilddokumentation weiter vervollständigen. Im Link ein Bericht über einen Wendezug mit der 023 036 in Hanweiler.

[drehscheibe-foren.de]

Gruß

Donni

Re: Wendezug 23er (viel Text und 18 B)

geschrieben von: Würzburger

Datum: 21.09.09 08:56

Hallo Ulrich,

das ist ein sehr interessanter Beitrag, der mir ausnehmend gut gefällt!

Gruß, Thomas

Re: Sehr interessant!

geschrieben von: Stefan Motz

Datum: 21.09.09 09:37

Hallo Ulrich und Donni,
danke für dieses wenig dokumentierte Kapitel Dampflok-Geschichte!
Auf Donnis Bildern steht der Heizer auf dem Lokführerplatz. Ist das beim geschobenen Wendezug so üblich gewesen? Brauchte der Heizer eine Zusatzqualifikation für den Wendezugeinsatz?
Fragen eines Laien, die mich neben der Technik auch interessieren.
Viele Grüße
Stefan

https://abload.de/img/db-251902-4003812-titu8k49.jpg

Re: Wendezug 23er (viel Text und 18 B)

geschrieben von: martin welzel

Datum: 21.09.09 10:07

Moin Ulrich,

nach längerer Abstinenz mal wieder ein Beitrag von Dir - das freut mich; umso mehr er wieder einmal zu denen zählt, die wichtige Hintergrundinformationen mit interessanten Fotos kombinieren - das macht Alles ein wenig verständlicher.

Weil wir uns ja vorher abgesprochen haben, kann ich nun leider keine Ergänzung anbieten, bin aber selbst sehr gespannt auf die Reaktionen der Hiforisti.

Danke für Deinen klasse Beitrag,

Martin

Wer noch weiter in die Technik ...

geschrieben von: 01 1066

Datum: 21.09.09 10:47

... und die Vorschriften zum Wendezugdienst einsteigen will, sei verwiesen auf die ausführliche Darstellung bei Ebel/Knipping/Wenzel, Die Baureihe 78, Freiburg 1990, EK-Verlag, Seite 50 ff. Dort findet sich auch die zeichnerische Darstellung des Befehlsgerätes Bauart Hagenuk (Seite 57).
Ebenfalls kurz umrissen wird der Wendezugdienst von Ebel, Die Neubaudampflokomotiven der Deutschen Bundesbahn, Band 2, Stuttgart;Berlin;Köln;Mainz 1984, Verlag W. Kohlhammer, Seite 54 ff.
Zum Einsatz der P 8 im Wendezugdienst siehe Wenzel, Die preußische P 8, Freiburg 1994, EK-Verlag, Seite 251. Dort wird auch explizit beschrieben, daß die Schlepptenderlokomotiven mit dem Tender an den Zug gekuppelt werden mußten, um ihre normale Höchstgeschwindigkeit zu erreichen (Auszug aus DV 941/I Hmb vom 31.05.1959):
BR 38
arbeitend bei Vorwärtsfahrt und nicht führender Rückwärtsfahrt = 100 km/h
arbeitend bei führender Rückwärtsfahrt = 50 km/h
arbeitend bei führender Rückwärtsfahrt mit 2'2'T30 und allseits geschlossenem Führerhaus = 85 km/h


Re: Sehr interessant!

geschrieben von: meckisteam

Datum: 21.09.09 11:12

Stefan Motz schrieb:
-------------------------------------------------------
> Auf Donnis Bildern steht der Heizer auf dem
> Lokführerplatz. Ist das beim geschobenen Wendezug
> so üblich gewesen? Brauchte der Heizer eine
> Zusatzqualifikation für den Wendezugeinsatz?

Ja, der Heizer musste eine komplette Ausbildung als Lokführer besitzen. Denn bei geschobenem Zug musste er nicht nur heizen sondern die Lok auch fahren. Er bekam ja nur die Befehle von vorne. Ausführen musste er sie selber.

VG, Holger

Sehr informativ & mit tollen Bilder, danke! (o.w.T)

geschrieben von: Djosh

Datum: 21.09.09 11:45

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
https://doku-des-alltags.de/banner/DSObanner01.jpg

April 2023, DSO-Username geändert: aus Djosh wurde doku-des-alltags – sonst ändert sich nix ;-)

Wichtige Anmerkung zu Bild 18!

geschrieben von: rolf koestner

Datum: 21.09.09 13:41

Zitat:
Am 13.09.73 gab’s dann sogar noch eine farbige Zugaufnahme einer schiebenden 23er. Bei Bübingen kachelt 023 034 mit P4066 gen Saarbrücken. Die Dampffahne zeigt unmissverständlich an, in welche Richtung der Zug unterwegs ist.


Es sei denn, es herrschte sehr starker Rückenwind! ;-)))


*duck und wech*



Wie immer ein überaus lehrreicher Beitrag, Ulrich.

Vielleicht könnte man auf diese Weise auch mal die Unterschiede zwischen den ganzen 50/52-Ausführungen deutlich machen!? (z.B. Rahmen, Sandkästen etc.)


Bis neulich

Rolf Köstner

Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.


Ich bin ein Boomer!
. . . Ulrich, kann ich leider nichts Ergänzendes beitragen. Aber bedanken kann ich mich, laut, deutlich und vernehmlich, für diesen Beitrag.

Herzlichen Dank!!!

Beste Grüße
Hartmut

Danke !!! ...

geschrieben von: sc

Datum: 21.09.09 14:59

... lieber Ulrich,

für diesen sehr informativen Beitrag, den ich mir wohl in ausgedruckter Form in das 23er-Buch legen werde. Inhaltlich hätte ich ihn eher auf Deiner homepage bei den Bauartunterschieden erwartet.

Viele Grüße aus HH
Stefan

Hier geht es zu meiner Homepage https://www.stefancarstens.de/wp-content/uploads/2021/08/052180_Ng16825_Banner.jpg

Zwei weitere Kandidaten: 23 040 und 069

geschrieben von: 03 1008

Datum: 21.09.09 14:59

Hallo Ulrich,

ganz herzlichen Dank für diese informative Fleißarbeit!

Zusätzlich zu den von Dir erwähnten Wendezugloks werden in

Klaus D. Holzborn: Moderne Dampflokomotiven - I: Neubaulokomotiven der DB, München (Holzborn) 1981

auf Seite 45 noch die 23 040 und 069 aufgeführt. Bildbelege dazu (und zur 23 053) habe ich leider nicht gefunden.

Viele Grüße, Helmut

Man nannte das " Reglerberechtigt" (o.w.T)

geschrieben von: Roststab

Datum: 21.09.09 15:29

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Zweifel an Bild 17

geschrieben von: Roststab

Datum: 21.09.09 15:43

Ob Bild 17 tatsächlich eine schiebende 23 trotz rückwärtsliegender Steuerung zeigt? Ich habe da so meine Zweifel. Der Lokführer kann auch, was häufig gemacht werden muß, wenn sich der Zug trotz gelöster Bremsen nicht in Fahrtrichtung bewegt, einige cm entgegengesetzt fahren, um dann bei vollem Hub eines Zylinders wieder in die gewünschte Richtung zu fahren. In dem Fall setzt man natürlich keine Schlußscheibe an die Lok oder blendet die unteren Laternen rot ab. Nach meiner Auffassung haben wir hier eine solche Situation. Als Wendezug müßte eine Schlußscheibe gesetzt sein, falls daß zulässig war. Wenn das nicht gestattet war, dann müssen die Laternen rot abgeblendet und beleuchtet sein. Das scheint mir auf dem Bild nicht der Fall zu sein.

Tante Edith hat ein Komma verschoben!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:09:21:15:45:28.
. . . Heinz, und schaue Dir dann die beiden unteren Lampen abermals an. Da sind deutlich dunkle Flecken innerhalb der Lampen zu sehen, m. E. sind also die Rotscheiben heruntergeklappt.

Beste Grüße
Hartmut

Sehr schön…

geschrieben von: A.Philippi

Datum: 21.09.09 16:24

… und sehr interessanter Beitrag. Auch wieder Super-Bilder.

Vielen Dank

von Andreas

Noch ‘n Wendezug-Kandidat: 023 021 - mit Foto

geschrieben von: railroadwilli

Datum: 21.09.09 16:39

Moin,

in meinen Beständen befindet sich ein Foto von 023 021, abgelichtet in Rückwärtsfahrt vor einem abendlichen Personenzug in Weikersheim am 2.4.1975:

http://img266.imageshack.us/img266/6282/023021weikerheim241975.jpg

Zumindest am Tender ist die HBL offensichtlich vorhanden. Wie aber ist dieser schräg nach unten enger werdende Kasten an der Pufferbohle zu interpretieren?

http://img148.imageshack.us/img148/8678/scannen0006as.jpg

Gruß
Willi

https://abload.de/img/2074-36sh200x122v7uq4.jpg
Nachdem ich mich nochmals eingehend mit dem Foto in verschiedenen Vergrößerungen und Helligkeitswerten und zugehörigem Text befaßt habe, muß ich eingestehen, daß ich einen Satz überlesen hatte und deshalb einem Irrtum erlag. Das Foto zeigt einen haltenden Zug und nicht wie ich zunächst annahm, einen Zug in Bewegung, denn das wäre mit der Rauchfahne nicht in Einklang zu bringen.

Daß die Blendscheibe umgeklappt ist, kann man bei diesem Foto am besten im Vergleich zwischen oberem Spitzenlicht und der im Bild rechten Laterne erkennen.
Das muss für den Heizer aber ziemlich ätzend gewesen sein, Heizen und gleichzeitig auch noch als Lokführer arbeiten. Doppelbelastung...

Möglicherweise Tauschtender?

geschrieben von: 03 1008

Datum: 21.09.09 18:22

Laut dem weiter oben erwähnten Holzborn-Buch war die 23 021 gegen Ende ihrer Karriere mit einem Tauschtender (Herkunft unbekannt) unterwegs.

Edit: In dem Buch

Steffen Lüdecke (Hrsg.): Erlebte Eisenbahn, Freiburg (EK) 2006

ist auf Seite 257 ein rs-Foto der 023 021 vom 26.04.1975 abgedruckt. Auf dieser Aufnahme weist die Lok vorne nur zwei Luftschläuche auf.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:09:21:18:43:46.

Danke für die Kommentare und Ergänzungen, …

geschrieben von: ulrich budde

Datum: 21.09.09 19:03

… die mir bestätigen, dass meine Recherchen zu diesem Thema gar nicht so verkehrt waren.

@ alle
Danke für die Blumen. Ich freue mich, dass der Beitrag Euer Interesse findet.

@ sc
Stefan, am Projekt "Bauartunterschiede BR 23" auf meiner Seite halte ich nach wie fest, wenn auch nicht kurzfristig. Aber das Thema "Wendezug-Betrieb“ ist derart speziell und gleichzeitig vielschichtig, dass ich es dort nicht in der Form wie hier abarbeiten könnte.

@ 03 1008
Die bei KDH genannten 023 040 und 069 möchte ich doch mit einem Fragezeichen versehen, solange keine Bildbelege vorliegen.
Die 023 040 war bis zum 28.05.69 in Saarbrücken, dann ab 29.05. in Crailsheim stationiert. Ich habe die Lok erst als Crailsheimer Maschine erwischt, und zwar am 03.08.69, also gut zwei Monate nach der Umstationierung. Da hatte sie weder Wendezug-Ausrüstung noch HBL. In Saarbrücken hätte man die HBL sicher nicht ausgebaut (keine einzige Lok bekannt), in Crailsheim müsste das dann innerhalb der ersten 2 Monate dort erfolgt sein – das halte ich für höchst unwahrscheinlich.
023 069 nahm den umgekehrten Weg von Crailsheim nach Saarbrücken am 29.05.69. Am 07.04.71 in Ehrang fotografiert – weder W-Ausrüstung noch HBL! Theoretisch denkbar wär’s, aber ich glaub’ nicht dran.

@ railroadwilli
23 021 war seit "Ewigkeiten" (genau seit 14.07.67) eine Crailsheimer Lok. Dort hatte man mit W-Ausrüstung nichts am Hut. Auf Deinem Bild hat die Lok auch eindeutig nur die HB-Leitungen, aber keine W-Ausrüstung (die fraglichen Teile unter der Pufferbohle sind Spillhaken). Ich vermute, die 021 hat im Rahmen eines Tauschs einen Tender abbekommen, der von einer ex Saarbrücker Lok "eingeschleppt" wurde. Interessant wäre natürlich ein Bild von vorne. Am 21.07.70 hatte sie jedenfalls keine HBL.

@ Roststab
Nun bin ich aber froh, dass Du letztendlich doch von der Richtigkeit meiner Aussage überzeugt bist. Übrigens, man kann ja auch die Zugnummer nachschlagen: Der 4057 fuhr tatsächlich von Hanweiler nach Saarbrücken. Und wer die Örtlichkeiten (noch) kennt, der sieht, dass der Zug mit Lok Richtung Hanweiler steht.

Schönen Abend noch,
Ulrich B.

023 021 in Aalen

geschrieben von: martin welzel

Datum: 21.09.09 19:21

Am 20.7.1971 erwischte ich besagte 23 021 im Bw Aalen, da hatte sie keine HB:

http://www.eisenbahnhobby.de/aalen/SW16-19_023021_Aalen_20.7.71_S.jpg

Martin

Die 23 021 und 23 011 (m3B)

geschrieben von: Norbert Lippek

Datum: 21.09.09 21:48

Moin Ulrich!

In jungen Jahren sind mir auch einige 23er vor die Linse gekommen. Ich konnte jetzt bei genauerem Betrachten der Aufnahmen keine Ergänzungen zu den bereits bekannten Tatsachen bezüglich HBL und Wendezugsteuerung finden, allenfalls Bestätigungen des vorhandenen Wissens. Die 023 021 fotografierte ich am 15. Juli 1974 in Horb. Hier arg gegenlichtig von vorn

http://s5.directupload.net/images/090921/saad76hm.jpg

und von hinten

http://s5.directupload.net/images/090921/rxy6v974.jpg

Sie besitzt deutlich erkennbar jeweils nur die normale Bremsleitung. Und wenn man jetzt meine beiden Aufnahmen mit der von railroadwilli vom 2.4.75 vergleicht, stellt man fest, dass der Tender zwischen dem 15.7.74 und dem 2.4.75 getauscht worden sein muss.

Als Ergänzung noch ein Bild der Kaiserslauterner 023 011 mit der zusätzlichen HBL, aufgenommen am 24. Juli 1974 in Kaiserslautern.

http://s1.directupload.net/images/090921/tgu3vtlt.jpg

Lieber Ulrich,

auch von mir einen ganz herzlichen Dank für Deinen wunderbar aufbereiteten Beitrag.

Grüße von der Weser

Norbert

Vielen Dank auch von mir!

geschrieben von: Nebenbahnfreund

Datum: 21.09.09 21:57

Hallo!
Es haben zwar schon Viele geschrieben, aber nun auch noch von mir:
Vielen Dank für den interessanten Bericht. Besonders Photos mit den geschobenen Zügen sind ja äußerst selten zu sehen. Wirklich sehr sehenswerte und wertvolle Infos.

Nachgeschobene Grüße
von der Nebenbahn



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:09:21:21:58:31.

Re: Wendezug 23er hier: 23 047 von hinten

geschrieben von: Fdl

Datum: 21.09.09 22:12

023 047 wird bei Ebel nur als HBL-Lok genannt.


Hier ein Foto vom Tender der 023 047, aufgenommen 1972 im Bw Saarbrücken.
Unter dem rechten Puffer ist eindeutig die Steckdose für die Steuerleitung zu erkennen.

http://www.wehratalbahn.de/DSO/023047.703.25.jpg

Fdl



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:09:21:22:15:19.

Sehr interessant, Ulrich, vielen Dank

geschrieben von: Michael Fischbach

Datum: 21.09.09 22:15

Nach diesem Beitrag habe ich mal in unserem Archiv gewühlt. Leider keine Betriebsbilder dabei. Von den 2 Sonderlingen 24 und 25 auch nur Bw-Bilder. Die Wendezugsteuerung war ein von mir leider nur wenig beachtetes Detail. Ich fand nur immer den ganzen 'Kabelsalat' an den Pufferbohlen sehr beeindruckend, aber das war's auch schon.

Viele Grüße

Michael Fischbach


... und von hinten sah das so aus (m1B)

geschrieben von: sc

Datum: 22.09.09 09:14

Hallo aus HH,

da die Wendezug-23 – wie Ulrich schrieb – i.d.R. "richtig herum" am Zug liefen, gibt es wohl nur relativ wenige Bilder, die die Anordnung am Tender einer Wendezuglok zeigen. Daher diese kleine Ergänzung: 023 036 (und 023 011) am 27. Februar 1975 im Bw Saarbrücken. Allerdings fehlt bei der Lok schon das Steuerkabel (oder wurden diese nur bei Bedarf eingesteckt?)

http://www.abload.de/img/023036023011_bwsaarbrcq9qa.jpg

Viele Grüße
Stefan

Hier geht es zu meiner Homepage https://www.stefancarstens.de/wp-content/uploads/2021/08/052180_Ng16825_Banner.jpg




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:09:22:09:14:36.

Re: Wer noch weiter in die Technik ...

geschrieben von: Regio DB

Datum: 22.09.09 10:27

01 1066 schrieb:
-------------------------------------------------------
> ... und die Vorschriften zum Wendezugdienst
> einsteigen will, sei verwiesen auf die
> ausführliche Darstellung bei Ebel/Knipping/Wenzel,
> Die Baureihe 78, Freiburg 1990, EK-Verlag, Seite
> 50 ff. Dort findet sich auch die zeichnerische
> Darstellung des Befehlsgerätes Bauart Hagenuk
> (Seite 57).

Danke für den Literaturtipp.

Dennoch zwei kurze Fragen:
1. Auf den KWS-fähigen Loks, die ich kenne, gibt es mindestens einen KS (z.B. BR 143 "Wendezug", BR 111 "Batteriestrom II" u.a.) um die 36-Polige mit Spannung zur Übermittlung der Befehle zu beaufschlagen. Da ich mich weder mit Dampfloks im Allgemeinen, noch mit der Energieversorgung auf Dampfloks im Speziellen auskenne, wäre meine Frage wie das dort funktioniert hat?

2. Musste im Rahmen der WV auch die Funktion der im Text erwähnten "Regler-Schließ-Vorrichtung" geprüft werden?

Über sachdienliche Antworten würde ich mich freuen.

Grüße aus DCT



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:09:22:10:30:12.

Das Hagenuk-Befehlsgerät...

geschrieben von: 01 1066

Datum: 22.09.09 10:53

...funktionierte wie ein Maschinentelegraph auf Schiffen. Der Lokführer im Steuerwagen legte den Hebel auf die entsprechende Befehlsstufe (siehe Zeichnung), auf der Lok ertönte ein Klingelzeichen und ein Gegenzeiger sprang auf diese Befehlsstufe. Der reglerberechtigte Heizer hatte nun durch Nachführen des Hebels zu quittierern, so daß auch im Steuerwagen der Gegenzeiger mit dem Hebel in Deckung kam. Danach führte er dann den Befehl (Außer Betrieb, Achtung, Beschleunigen, Gut, Verzögern, Triebkraft abschalten) aus. Die ganze Vorrichtung dürfte elektromechanisch funktioniert haben, Details kenne ich aber nicht.
Die "Regler-Schließ-Vorrichtung", auch "Heizerschlaggerät" genannt, war ein mit der Bremse verbundener Druckluftzylinder, der beim Einleiten einer Schnellbremsung oder Notbremsung den Regler schloß, damit nicht gegen die arbeitende Maschine gebremst wurde; sie wurde für erforderlich gehalten, weil des Übermitteln des Befehls in Gefahrensituationen zu lange gedauert hätte. "Heizerschlaggerät" wurde es deshalb genannt, weil in den preußischen Maschinen, die im Wendezugdienst Verwendung fanden (P 8, T 18) der Reglerhebel (Parallelogramm) vor dem Stehkessel angeordnet war und beim Schließen nach unten sauste. War der Heizer dann gerade beim Feuern, konnte er unfreiwillig Prügel beziehen. In der 23 und 65 war das Problem nicht vorhanden, weil diese Maschinen einen Seitenzugregler hatten, der sich nicht im Arbeitsbereich des Heizers befand (vgl. Ebel, Neubaudampflokomotiven Bd. 2, Seite 54 f.).
Dampfloks hatten zur Energieversorgung eine dampfbetriebene Lichtmaschine (Beleuchtung, Indusi, ggfs. Hagenuk, Funkanlage), bei der 23 war dies ein Turbogenerator von 24 Volt, 500 Watt linksseitig hinter dem Schornstein auf der Rauchkammer.
Ich gehe davon aus, daß im Vorbereitungsdienst nach Ankuppeln der Lok an den Zug sowohl Befehlsgerät als auch Schließvorrichtung geprüft wurden, Einzelheiten kann ich jetzt aber leider nicht belegen.

AKüFi

geschrieben von: Mikado-Freund

Datum: 22.09.09 11:29

Bitte nicht hauen, aber ist es denn wirklich zu viel verlangt, außerhalb der Foren 01 — 03 und außerhalb einer
technischen Beschreibung - oder Dienstanweisung mal auf den Gebrauch der - den Lesefluß empfindlich stö-
renden - und teilweise ja auch schon mal recht kryptischen - Abkürzungen zu verzichten?

Es ist ja beinahe schon erstaunlich, daß nun die Reglerschließvorrichtung nicht auch noch abgekürzt wurde.

Ich weiß, daß „KWS” für Konventionelle Wendezugsteuerung steht, aber was bitte ist „ein KS” und wofür steht „WV”
(sollte das „Wendezugvorschrift” heißen?)

Gibt es denn wirklich eine unbedingt zwingende Notwendigkeit für deren Gebrauch hier?

:-(

Ich behaupte jetzt einfach mal, daß ich mit dieser Meinung nicht
völlig allein dastehe. Bitte doch mal in kurz drüber nachzudenken.



Danke!

Schöne Grüße ins Forum
und natürlich auch
nach Dresden-Cotta


Walter

der die Seite [www.bahnseite.de]
durchaus kennt, und nutzt, aber alles
steht da eben auch nicht.

„Heizerschlagvorrichtung” (Scan + B)

geschrieben von: Mikado-Freund

Datum: 22.09.09 12:28

Entfernt sich zwar jetzt vom Thema Wendezugbetrieb, aber war das auf den
Einheitslokomotiven nicht aber auch so ähnlich, wie eben von Dir beschrieben?

Regler-Schließeinrichtung.JPG



Die Reglerschließvorrichtung gab's ja z.B. im Zusammenhang mit der Indusi auch bei
den „normalen” Maschinen, weswegen empfohlen wurde, den Regler niemals mit gestrecktem
Arm zu bedienen, damit man nicht bei einem plötzlichem Einfallen der Bremse „aufrecht durchs Fenster” ginge.

Reglerschließvorrichtung.jpg

Irgendwie jedenfalls geistert mir jedenfalls auch noch der Begriff „k.o.-Schlag-Instrument” durchs Gehirne.



(Edit: Orthographie)


mit freundlichem Gruß

Walter

─────────────────────────────────
Im Forum aktiv mitwirken — aber wie geht das?
(Der Versuch einer Anleitung von Forennutzern für Forenutzer)




3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:01:08:20:43:08.

Re: „Heizerschlagvorrichtung”

geschrieben von: Regio DB

Datum: 22.09.09 13:00

Besten Dank, 01 1066 und Mikado-Freund, für die Erläuterungen. Auf dem Führerstand scheint es ja dann echt so hergegangen zu sein, wie auf hoher See...

Allerdings bin ich auch umso mehr froh über den technischen Fortschritt... wobei ich wahrscheinlich - 146.2-verwöhnt - sowieso maßlos überfordert wäre auf so einer Dampflok, bei den ganzen Dingen, die man gleichzeitig beobachten, machen und überwachen muss. ;-)

Re: AKüFi

geschrieben von: Regio DB

Datum: 22.09.09 13:10

Entschuldige bitte. Aber wenn man tagein, tagaus mit den Abkürzungen gearbeitet hat, setzten die sich halt im Kopf fest.

KS = Kleinselbstschalter
das sind die Dinger, die man zu Hause auch im Sicherungskasten hat

WV = Vorbereitungsarbeiten am Wendezug
gehört zu den sog. "Teilarbeiten technischer Art" (vgl. Ril 492.0001.2). Im Rahmen der WV wird u.a. geprüft ob die Sicherheitseinrichtungen auf dem Steuerwagen funktionstüchtig sind und ob die wesentlichen Befehle (z.B. Stromabnehmer senken) vom Steuerwagen an die Lok übertragen werden.

Danke! (o.w.T)

geschrieben von: Mikado-Freund

Datum: 22.09.09 13:55

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag, Ulrich, und Deine Fleißarbeit, die dahinter steckt!

Zur 023 069: Ich habe sie auch am 09.07.1971 noch ohne Wendezugeinrichtung fotografiert. Hier vor P 2456 bei der Ausfahrt aus dem Kaiser-Wilhelm-Tunnel bei Eller:

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/37/607837/6534393636636231.jpg


Schöne Grüße aus Aachen -
Reinhard Gumbert

Danke!

geschrieben von: Thies Nulleinszehn

Datum: 23.09.09 14:22

Lieber Ulrich!

Gerade aus dem Urlaub zurück bin ich über Deinen spannenden Beitrag gestolpert!
Klasse, da bleiben ja wirklich keine Fragen offen!
In der Zwischenzeit bekam ich auch einen Artikel aus einem uralten EM-Heft zu diesem Thema in die Finger...
Sollte ich da noch etwas Ergänzugswertes finden, dann stelle ich das einfach hier ein.

Vielen Dank nochmal für Deinen tollen Artikel!

Beste Grüße, Matthias

Befehlsempfangsgerät ...

geschrieben von: H.R.

Datum: 23.09.09 18:07

... als Dankeschön für den ungemein informativen Ausgangsbeitrag und alle ebensolchen Anhänge:

http://www.hamm-osterfelder.de/seiten/foren/w23-02.jpg

besichtigt auf 023 025 zu Saarbrücken im Juli 1973.


Besten Gruß ruhrabwärts,
H.

gelöscht (o.w.T)

geschrieben von: br44berge

Datum: 24.09.09 09:46

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:09:24:09:50:26.

Re: Wendezug 23er / DANKE und Frage zu 23 004

geschrieben von: br44berge

Datum: 24.09.09 09:46

Lieber Ulrich Budde,

Vielen vielen Dank für diesen erstklassigen Beitrag. Ich bin begeistert.

Eine Frage noch an alle BR 23 Kenner.

Gleich auf dem 1. Bild ist die 023 004-5 mit dem ausgetauschten Führerhaus mit "rundem" Dach zu sehen.

- Wer von Euch hat Infos, wann der Führerhaustausch bei der 23 004 erfolgte ?

- Stammt dieses Tausch-Führerhaus von einer vorher ausgemusterten Lok von 23 001 - 23 023 oder wurde das Führerhaus neu-/umgebaut ?

Vielen Dank.

BR44Berge



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:09:24:09:52:14.

Zum Führerhaus der 23 004

geschrieben von: ulrich budde

Datum: 25.09.09 09:08

Hallo Gerhard,

wann genau das neue Führerhaus auf die 23 004 gekommen ist, weiß ich auch nicht. Es stammt aber höchst wahrscheinlich von einer bereits ausgemusterten 23er der Serien ab 23 026 ff. Als "heiße Kandidaten" wären hier 23 043 (+12.03.68) und 23 057 (+11.12.68) zu betrachten, die ersten beiden ausgemusterten 23er dieser Bauform.

Sollte es Bilder geben, die die 004 bereits vor '68 mit dem neuen Führerhaus zeigen, dann kann es sich nur um ein Neubau- bzw. Ersatz-FH nach einer schweren Beschädigung handeln, das dann natürlich entsprechend der damals neuesten Ausführung hergestellt worden ist.

Ein Umbau des ursprünglichen Führerhauses kommt eigentlich nicht in Frage, da dieses eingezogene Einstiege mit geraden Türen besaß, wie das bei der 23 001 in Bild 13 gut zu erkennen ist.

Schönen Tag noch,
Ulrich B.

Re: Wendezug 23er (viel Text und 18 B)

geschrieben von: Solwac

Datum: 27.11.09 12:46

Sehr schöne Bilder und interessante Informationen!

Aber wie ist das mit der Lok-Tender-Kupplung? Ich dachte bisher immer, dass eine Belastung auf Zug unkritisch ist, aber bei Schub die Vorspannung nicht überschritten werden durfte.

Das Argument der Höchstgewindigkeit ist natürlich einleuchtend, dann müssten aber bei sonstigen Schiebefahrten ausschließlich andere Gründe für eine Fahrt mit der Rauchkammertür zur Garnitur verantwortlich sein.

Matthias