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Personenwagen im Baltikum, 1920-1940?

geschrieben von: Oncle Jean

Datum: 04.03.17 21:11

Hallo allerseits,
heute brauche ich wieder mal Eure Hilfe. Es geht um Güter-und Personenwaggons in den baltischen Ländern, aber insbesondere um vierachsige Schnellzugwaggons in der Zeit 1920-1940. Allgemein ist das Thema Baltikum während seiner politischen Selbständigkeit etwas dünn dokumentiert. Es gibt zwar den schon älteren Titel "Eisenbahnen im Baltikum", der leider auch viele Fehler beinhaltet und es gibt die gut recherchierten Bücher von Toms Altbergs, neueren Datums. Allerdings werden da mehr Lokomotiven und Triebwagen aus Lettland und Litauen behandelt, Waggons leider nicht. In Jüri Loogs Buch "History of Railway Rolling Stock in Estonia" werden auch Waggons besprochen, allerdings nicht allzu viel und wie der Titel schon sagt, nur in Estland. Buchtitel, der sich explizit auf die einzelnen Ländern im Baltikum oder auch auf alle drei zusammen, mit dem Thema (Personen)Waggons befaßen, fehlen meines Wissens.
Da dieser Teil Europas noch viele weiße Flecken auf Schienen aufweist, wollte ich mal mit den Personenwaggons beginnen. Kann jemand etwas Literatur, Kontakte zu Gleichgesinnten oder Archive zu diesem Thema empfehlen?
Danke.
Oncle Jean

Re: Personenwagen im Baltikum, 1920-1940?

geschrieben von: Jörg Schwabel

Datum: 05.03.17 11:31

Oh je, das wird wohl ganz schwierig.

Wie Du richtig schreibst, sind im Tempel/Hesselink (Eisenbahnen im Baltikum) die Wagen unterrepräsentiert, d. h. es wird dort kaum über die Wagen was geschrieben. Andererseits ist dieses Buch mW das einzige in deutsch, das sich mit der Geschichte der Eisenbahnen dort überhaupt beschäftigt.

Woran ich mich spontan beim Lesen Deines Beitrags erinnerte war ein Foto im Buch "Reichsbahn-Album"(?) (Motorbuch Verlag, Stuttgart, Ende der 1970er Jahre), das einen lettischen Reisezugwagen des Laufes Berlin-Liepaja (Libau) zeigt. Der Wagen war wohl ein Reichsbahnmuster, das auch für die lettische Staatsbahn gebaut wurde, entweder Gruppe 29 oder Gruppe 35. Ansonsten finde ich im Tempel/Hesselink und in wenigen Foren nur Wagen russischen Aussehens, auch auf den Normalspurstrecken.

Noch ein Einfall: [www.parovoz.com] Das ist eine Sammlung von z. Z. über 400.000 Fotos der russischen Eisenbahnen. Dort gibt's auch Schmankerln aus den baltischen (Sowjet-)Republiken. Schau einfach mal rein - und lass Dich durch diekKyrillischen Buchstaben nicht verwirren.

Wenn Toms Altbergs nicht weiterhelfen kann, sehe ich kaum eine Chance für Dich fündig zu werden. Sollten Deine Forschungen zu einem für Dich brauchbaren Ergebnis gelangen, lass uns bitte hier daran teilhaben. Danke im Voraus, und

Gruß aus Wien

"Ohne Skepsis und Zweifel würden wir heute noch glauben, die Erde wäre eine Scheibe".
"Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."

(Immanuel Kant)




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:03:05:11:31:20.

Re: Personenwagen im Baltikum, 1920-1940?

geschrieben von: Oncle Jean

Datum: 05.03.17 13:25

Hallo Jörg,
erst mal, vielen Dank für Deine Informationen. Ich weiß, das Thema ist sehr heikel, weil man nichts findet. Allerdings gibt es im Baltikum schon ein paar Zeitschriften, die sich mit Eisenbahngeschichte befassen, die sind bloß bei uns nicht bekannt. Ich würde sagen, der Hauptgrund sind einmal Sprachschwierigkeiten, dann aber auch relativ geringes Interesse hierzulande für die Bahnen weiter im Norden. So kommen wir wieder zu einer weiteren Frage, weiß jemand, wie man im Baltikum an Eisenbahnzeitschriften oder Bücherversandhäuser für Eisenbahnthemen herankommen kann? Wobei Lettland noch die geringsten Schwierigkeiten bereitet.
Der eine Personenwagen, den Du als "Reichsbahnmuster" identifiziert hast, dürfte tatsächlich deutschen Ursprungs sein. Die lettische Fabrik Phönix aus Riga hat 1936 zwölf Waggons des Typs BC4ü an die lettischen Staatsbahnen geliefert, gebaut wurden sie nach deutschen Unterlagen. Eines dieser Fahrzeuge gelangte während des Krieges über Umwege sogar nach Deutschland und wurde zum Bahndienstwagen umgebaut. Wegen seiner Profilüberschreitung durfte er nur mit Sondergenehmigung eingesetzt werden. Mehr weiß ich leider auch nicht.
Das anfangs von mir erwähnte Buch von Jüri Loog über die estnischen Bahnen, von dem ich mit viel Mühe nur an den zweiten Band heran gekommen bin, zeigt drei interessante Fotos estnischer Schnellzugwagen auf Drehgestellen. Man erkennt eindeutig, russische Konstruktionen standen Pate beim Bau dieser Waggons, später richtete man sich an skandinavische Muster mit Holzkasten. Interessant daran sind auch die in Russland eingestzten und hier unbekannten Drehgestelle vom Typ "Fette", die für Schnellzugwagen entwickelt wurden.
Das Thema bleibt also offen.
Grüße,
Oncle Jean



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:03:05:14:42:39.

Re: Personenwagen im Baltikum, 1920-1940?

geschrieben von: traukinis

Datum: 06.03.17 05:51

Hallo,

ich denke es ist bekannt, dass die "Grundaustattung" der damaligen Litauischen Eisenbahn zur Unabhängigkeit Litauens nach dem 1. Weltkrieg aus Deutschland übernommen wurde. Erst nach und nach wurden in den eigenen Werkstätten, nach doch sehr "Deutsch" aussehenden Plänen Wagen gebaut, doch hatte der Personenverkehr keinen dringenden Bedarf, so dass noch im Oktober 1939 litauische Züge in etwa so aussahen [www.miestai.net] das vierte Bild zeigt anschaulich den zusammengewürfelten Wagenpark im Personenverkehr.
Der "grosse" Personenwagen ist Russischen Ursprungs, evtl. aber schon in Riga gebaut worden und direkt an die Litauische Staatsbahn geliefert worden. Nur sind das keine Vierachser...... Die brauchte man in Litauen nicht so dringend, denn die Hauptstrecke Warschau Vilnius St. Petersburg lag auf Polnischen Gebiet. Die Kurswagen Berlin Tilsit Memel (-Libau) wurden von der Reichsbahn gestellt und viel mehr bedeutender Verkehr war nicht vorhanden.

Es lohnt sich hier mal zu schauen, es ist zwar alles Litauisch, aber die Bilder sprechen für sich. Allerdings ist auch viel aus Sovietzeit dabei. [www.miestai.net]

Viel Vergnügen beim Stöbern

Krisai

Re: Personenwagen im Baltikum, 1920-1940?

geschrieben von: Dieter_Zoubek

Datum: 06.03.17 10:55

Ganz konkret schlage ich vor, Toms Altbergs direkt zu kontaktieren. Ich kenne ihn als sehr hilfreich


Dieter Zoubek