In diesem Winter hat es bereits eine Extremkälte gegeben, aber sie war noch trocken. Letzten Donnerstag hat es begonnen ein bisschen nasser zu werden, fast im ganzen Land hat es heftigen Niederschlag gegeben. In der Hauptstadt hat es nicht viel geschneit, eher Eisregen und Schneeregen ist gefallen, aber im Nördlichen Mittelgebirge ist eine Schneedichte von cca. 30 cm entstanden. Ich wollte unbedingt einen Ausflaug dahin machen, so bin ich am Sonntag abgefahren.
Die Firma Ungarische Nordostbahn eröffnete ihre Strecke Szerencs - Sátoraljaújhely 1871. Nächstes Jahr wurde sie bis Ungvár (heute: Ужгород, Ukraine) verlängert. Sie war eine wichtige Verbindung mit Transkarpatien und Gallizien: bereits 1914 war die Strecke zweigleisig. Die heutige Staatsgrenze ist unmittelbar neben Sátoraljaújhely, ein Teil der Stadt heißt heute Slovenské Nové Mesto. Auf dem weiteren Teil der Strecke liegen Ágcsernyö (Čierna nad Tisou, Slowakei) und Csap (Чоп, Ukraine), die auch heute noch eine große Bedeutung (obwohl in anderen Ländern) haben. Das zweite Gleis wurde mittlerweile stillgelegt. Die Verbindung zwischen Sátoraljaújhely und Slovenské Nové Mesto existiert noch, aber keine Personenzüge verkehren mehr. Einige Güterzüge gelangen doch durch. Der Inlandverkehr ist aber ziemlich dicht: es gibt einen Stundentakt, und jeder zweite Zug kommt aus und fährt nach Budapest-Keleti. Diese Eilzüge unterscheiden sich von den lokalen Zügen nicht viel, da alle Beide an allen Bahnhöfen und Haltepunkten anhalten. Die Elektrifizierung steht noch vor uns, vielleicht bis 2020 wird das geschehen, dann verschinden die Csörgös auch aus dem Heizhaus Miskolc wahrscheinlich.
Die Lokalbahn namens Kassa-Hegyaljai HÉV (Kassa (heute Košice) - Abaújszántó - Szerencs) wurde 1909 eröffnet. Sie fährt der Theissbahnstrecke Miskolc - Kassa (Košice) in der Hügellandschaft des weltberühmten Weingebiets Tokaj parallel. Güterverkehr hat sie seit Langem nicht mehr, der Personenverkehr ist auf zwei Teilen geteilt. Die südliche Strecke Szerencs - Abaújszántó hat einen Zweistundentakt und dreiteilige Bz Triebzüge verkehren dort mit einem dezenten Fahrgastaufkommen. Der nördliche Teil Abaújszántó - Hidasnémeti hat eine sehr schöne Landschaft, aber der Verkehr ist leider viel kleiner: nur zwei (im Sommerhalbjahr drei) Zugpaare verkehren dort täglich. Wegen der Parallelität kann es vorkommen, dass die Züge der Theissbahnstrecke umgeleitet werden, letztes Jahr hat es auch sowas gegeben.
Diese beiden Strecken können für die älteren, westeuropäischen Eisenbahnfans bekannt sein, weil auf ihnen bis zu dem Ende der 70er oder sogar zum Anfang der 80er Jahren Dampflokomotiven eingesetzt waren. Auf der Hauptstrecke meistens die Baureihe 424, auf der Lokalbahn meistens die Baureihe 375. Viele schöne Farbaufnahmen wurden hier von deutschen Eisenbahnfans gemacht.
Ich bin mit dem Eilzug Nr. S 520 gefahren. Sie fährt um genau sechs Uhr vom Bahnhof Budapest-Keleti ab, und kommt nach mehr als vier Stunden Fahrzeit in Sátoraljaújhely an. Das ist eine schlechtere Fahrzeit als vom ehemaligen Expresszug "Zemplén", aber die heutige Eilzüge halten im Abschnitt Kál-Kápolna und Sátoraljaújhely an allen Bahnhöfen und Haltepunkten an. vor 1,5 Jahr wurde eine kleinere Flotte von CityShuttle Wagen von den ÖBB gekauft, diese werden an dieser Relation eingesetzt. Sie sind bequem, modern, aber nicht unbedingt perfekt: in diesem Zug hat es in keinem von den vier Wagen Heizung gegeben, obwohl sie scheinbar eingeschaltet war und ein bisschen laue Luft geblasen hat. Wir sehen den Sonnenaufgang während der Fahrt.
Bahnhof Miskolc-Tiszai. Obwohl es Fahrdraht noch 30 km lang gibt, wird hier die Lokomotive gewechselt. Bisher hat uns eine Traxx gezogen.
Der Intercity IC 182 Rákóczi kommt an. Er ist eine halbe Stunde später abgefahren, hat aber nur in Füzesabony angehalten. Er fährt weiter nach Košice; früher hat es im Winter Kurswagen nach Poprad-Tatry gegeben; das ist leider nicht mehr so. Die drei Wagen gehören der Slowakischen Staatsbahnen.
Ich weiß es nicht, was so lange gedauert hat, aber wesentlich später kommt die Diesellokomotive 418 304. Man hat für das ganze Land makellosen Sonnenschein vorhergesagt, aber in dieser Gegend hat es trotzdem viele Nebelflecken gegeben.
Wir sind mit einer Verspätung von 12 Minuten weitergefahren. Der Lokfahrer wollte es vermindern, wir sind aus allen Bahnhöfen mit einer ziemlich großen Beschleunigung abgefahren.
Zugkreuzung in Sárospatak. Im Bahnhof Bodrogkeresztúr hätte es auch einen Fotohalt gegeben, aber die Verspätung hat die Wartezeit gegessen. 418 165 hat noch den ursprünglichen Dieselmotor, und sieht sehr streng mit dieser Schraffierung aus.
Bahnhof Sátoraljaújhely nach der Ankunft. Die Stadt (gemeinsam mit dem nahliegenden Sárospatak) hat einge lange Geschichte. Beide sind geliebte Tourismus-Ziele, aber berühmte Schulen, Hochschulen gibt es hier auch.
Die Station ist dafür auch berühmt, dass es den Schrottplatz der MÁV hier gibt. Die Endstation fast aller ausgemusterten Wagen und Lokomotiven ist hier. An den Nebengleisen des Bahnhofs sieht man immer viele Schrottwagen, diesmals meistens Vorortwagen Bhv und Beiwagen Bzx.
Eine Garnitur, die erst später zurück nach Szerencs die Abfahrt hatte, aber schon zusammengesetzt war. Diese Lok hat auch einen Pielstick-Motor.
Der benutzte Bahnsteig unterscheidet sich scheinbar nicht viel von den nicht benutztem, aber es ist nicht wurscht, ob man nur auf eine dünne Schicht vom Schnee geht, oder in eine Tiefe von 30 cm marschieren muss. Dieser ist der nächste Personenzug Nr. 5215 nach Szerencs. Die lokalen Züge bestehen heute meistens aus den nicht benötigten Beiwagen der Triebzüge BDV, die in Miskolc stationiert sind. Ursprünglich verkehrten diese Triebzüge in Vierwagenzügen im Vorortverkehr von Budapest, aber die neuen Flirts machten sie überflüssig. Hier braucht man eher Zwei- oder Dreiwagenzüge, also die ausrangierten Wagen können in "normalen" Züge verkehren. Bequem sind sie nicht, aber die Drehgestelle sind ziemlich gut.
Ein CityShuttlewagen in voller Länge.
Rangierung.
Der Eilzug Nr. S 5205 wurde auch zusammengestellt. Er wird eine Stunde später nach Budapest-Keleti abfahren. Ich bin mit dem vorherigen Personenzug losgefahren.
Der nächste Bahnhof ist Sárospatak, wo im Taktverkehr eine Zugkreuzung gibt. Diesmal nicht: der Vormittagszug fehlt im Fahrplan. Aber wir müssen abwarten, damit wir nicht vom Takt abweichen. Das Gebäude links ist nicht das Empfangsgebäude, es liegt am rechten Rand, aber ist flach, unschön, "modern".
Bahnhof Szerencs, Endstation.
Die Lok muss schnell umsetzen, da die Wendezeit ziemlich kurz ist, und am unmodernisierten Bahnhof viele Züge noch kommen werden. Das Gebäude ist der Theissbahn, wir sind schon auf der Strecke Miskolc - Nyíregyháza - Debrecen - Püspökladány - Szolnok, die auch heute noch eine der wichtigsten Verbindungen ist. Ähnliche Gebäuden habe ich im Sommer von der Strecke Püspökladány - Biharkeresztes gezeigt.
Der Intercity IC 562 Jázmin kommt aus Budapest-Keleti an. Die Intercitys, die aus Budapest-Keleti durch Miskolc, Nyíregyháza, Debrecen, Szolnok nach Budapest-Nyugati zweistündlich fahren,
haben Blumennamen. Dália (Dahlie), Jázmin (Jasmin), Kamilla (Kamille), Rózsa (Rose), Tulipán (Tulpe).
Ich mag solche Bilder, wo man die Fahrgäste auch sehen kann.
Die ICs treffen sich in dem Abschnitt bis zu dem nächsten Bahnhof Mezözombor (wo die Strecke nach Sátoraljaújhely tatsächlich abzweigt). Von dort weiter nach Osten ist die Hauptstrecke eingleisig. Mutig ist also der Fahrplan, eine Verspätung des Zuges von Budapest-Nyugati kann eine Verspätung für den Gegenzug verursachen. Jetzt ist das nicht der Fall, pünktlich kommt der IC 652 Páva aus Budapest-Nyugati an.
Die Intercitys, die aus Budapest-Nyugati durch Szolnok, Debrecen, Nyíregyháza, Miskolc nach Budapest-Keleti zweistündlich fahren, haben Vogelnamen. Holló (Rabe), Páva (Pfau), Rigó (Soor), Kócsag (Reiher), Vércse (Turmfalke).
Dieser Zug ist aus zwei zweitklassigen und einem erstklassigen Wagen der Baureihe IC3 ausgestellt.
Ich bin in den Triebzug eingestiegen. Es war Mittag, man ißt im Lande traditionell dann zum Mittag, vielleicht deshalb war der Zug ziemlich (aber nicht völlig) leer. Wir sind als Personenzug 35224 abgefahren.
Abaújszántó ist nicht weit weg. Die Hügellandschaft hier ist sehr schön, doch wegen des sehr seichten Nebels sah man nicht zu viel.
So ist es leider nicht so sehr spektakel. Aber der Schneemann ist cool. :) Der Schnee war hier aber wirklich tief. Um 13:05 fuhren sie zurück nach Szerencs als Personenzug 35225 ab.
Dort herrschte schon dichter Nebel innerhalb von anderthalb Stunden. Der Bz Triebzug wurde von einem zusätzlichen Triebwagen ergänzt, bei dem nächsten Takt wird er alleine nach Hidasnémeti weiterfahren.
Der Personenzug 5115 (Nyíregyháza - Miskolc-Tiszai - Füzesabony) kommt an. Er war schon ziemlich gut besetzt: in Ostungarn hat der regionale Eisenbahnverkehr auch eine große Rolle. Ich fahre in einem altmodischen Bhv Wagen nach Miskolc.
Das ist die erste in Ungarn hergestellte V43 - die erste sieben Stücke wurden noch in der BRD gebaut. <- Quatsch, das wäre 431 008, nur die neue Nummerierung hat mich verirrt.
Die zwei Stunden bis zu der Abenddämmerung möchte ich in der viertgrößten Stadt Ungarns verbringen. In den EU-Projekten wurde fast der ganze Straßenbahnetz erneuert, und neue Fahrzeuge gekauft. Jetzt ist Miskolc ist die erste und bisher einzige Stadt in Ungarn, in der regelmäßig ausschließlich Niederflurstraßenbahnen verkehren. Auch Werktags, in der Spitzenzeit. Die ex-Wiener E1 Wagen und c3 Beiwagen wurden bis einem Zug verschrottet, die nicht so alten Tatra KT8D5 Gelenkwagen werden nach Prag und vielleicht nach Sofia verkauft. In Prag erhalten sie einen Niederflurmittelteil. Diese ist ein Skoda 26THU3 Multigelenkwagen, von denen die MVK Zrt. 31 Stück hat.
Das ist die Endschleife Tiszai pályaudvar mit dem schönen Bahnhofsgebäude geplant von Ferenc Pfaff. Der Name des Bahnhofes kommt von der ursprünglichen Firma Tiszavidéki Vasút (Ungarische Theissbahn), deren Station hier war, und die Stadt zuerst mit dem Eisenbahnnetz (vom Osten, mit der heute schon gesehenen Strecke) geknüpft hat. Es gibt einen anderen Bahnhof neben der Innenstadt, Miskolc-Gömöri. Gömör ist eine historische Region, die heute in der Slowakei ist und Gemer heißt.
Városház tér - Rathausplatz. Auch in der Innenstadt, in der Fußgängerzone sieht man gut, wie unheimlich große Menge Schnee akkumuliert ist. Die Stadt Miskolc soll aber gelobt werden: die Gehwege und Haltestellen sind sehr gut geräumt. In Budapest, wo das Zehntel dieser Schneemenge war, reinigte man nicht so schön. Die Anzeigen an der Bim und in der Haltestelle funktionieren gut, nur die Verschlusszeit ist zu kurz.
Schnee herrscht in der Innenstadt. Es war sehr interessant, an der Hauptstraße ist immer großes Leben, jetzt war sie leer.
Der neue Fahrplan ist aber schreklich. Die Linie 2 verkehrt nur einmal pro Stunde, die Linie 1 hat einen Zehnminutentakt. Das ist sehr wenig, früher fahren zweimal so oft Straßenbahnen in Miskolc. Und auch der Verkehr benötigt mehr: alle Bahnen, mit der ich gefahren bin, waren voll besetzt. Das erneuerte Rathaus sieht man im Hintergrund, das auch einen altmodischen und einen modernen Teil hat.
Ich bin weitergefahren.
Der Platz Újgyöri fötér ist im Stadteil Újdiósgyör. Das heutige Miskolc besteht eigentlich aus zwei größeren Städten (und vielen Dörfern): Miskolc und Diósgyör. In Diósgyör gibt es eine große Burg aus dem Mittelalter. Zwischen diesen zwei Städten ist (war...) die Eisenfabrik, und neuere Stadtteile, zum Beispiel Újdiósgyör. Der Hauptplatz ist ein großer Verkehrsknotenpunkt, hier kann man zu der nahliegenden Eisenfabrik gehen (Straßenbahnlinie 2). Die Tal des Flusses Szinva geht weiter nach Westen mit der Linie 1 nach Diósgyör.
Viele Busse haben ihre Endstation hier. Die Linie 68 fährt nach Bükkszentlászló, das ist ein winziges, wunderschönes Dörfchen am Berg, im Wald. Wegen des Schneefalls konnten die Busse nicht dorthin fahren, die Fahrgäste mussten in einen kleinen Mikrobus umsteigen.
MVK Zrt. hat vorletztes Jahr 40 Solo- und 35 Gelenkbusse beschafft. Diese sind Gasbusse MAN Lion's City, und tragen die Farbgebung der neuen Straßenbahnen. Sie gefällt mir nicht so sehr gut, das komplizierte Muster ist nicht praktisch. Aber ich werde mich daran gewöhnen. Obwohl die schwere Industrie in Miskolc längst vorbei ist, ist die Luftqualität wegen der Lage im Winter oft schlecht - die Gasbusse können die Situation ein bisschen verbessern.
Ich musste zurück zum Bahnhof. Es wurde immer kälter und kälter.
Abschiedsbild: von der Hand kann man einen sich bewegenden Zug bei der Dunkelheit nur beschrenkt fotografieren, aber ich habe es probiert. IC 656 Kócsag (Budapest-Nyugati - Debrecen - Miskolc-Tiszai - Budapest-Keleti) kommt an. Der Zug hat zwei zusätzliche Wagen wegen des Sonntags, fast alle Sitzplätze waren besetzt.
Bei diesem Ausflug habe ich vielleicht keine spektakuläre Bilder mit guten Kompositionen gemacht, aber die Stimmung dieses Sonntags war sehr angenehm. Hoffe, dass die Galerie Euch auch gefallen hat.
9-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:01:23:22:12:17.