Nach einer kurzen Pause setzte ich mal meinen Interrail-Bericht fort, zu dem ich letztmals hier gepostet hatte: [
www.drehscheibe-online.de]
Am nächsten Morgen stand Porto auf dem Programm. Das lässt sich von Lissabon aus in 2-3 Stunden als Tagesausflug erreichen.
Die Reservierungen für den IC, der hier das Spitzenprodukt ist gibt es hier für Interrailer für 5 Euro einfach.
Blick in den Innenraum
Die Schaffnerinnen kommen von Zeit zu Zeit durch und bieten Speisen und Getränke an. Für 5,30 Euro bekommt man dieses reichhaltige Frühstücksangebot an den Platz gebracht.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis würde ich als sehr gut beschreiben. Brötchen, Obst, Gemüse, Marmelade, Butter, Omlette, Tee, Wasser und Saft für diesen Preis ist verdammt gut.
Auf halber Strecke konnte ich diese Ansammlung von Altmaterial antreffen. Es handelt sich dabei wohl um das nationale Eisenbahnmuseum.
Die Zeit verging schnell, während es mir so vor kam, dass dem vor Porto zunehmend veralteten Oberbau (gelaschte Schienen…) die Geschwindigkeit noch angehoben wurde. Das mag aber subjektiv empfunden sein ;-)
Dafür, dass man keine Neubaustrecken hat, ist der Zug ohnehin sehr flott unterwegs.
Ankunft bei Sonnenschein in Porto.
Mein erster Weg führte mich zur Stadtbahn. Hier zu sehen einer der neuesten Wagen von Bombardier. Sehr angenehme Wagen.
Und weil ja bei DSO immer wieder mal diskutiert wird, was eine Stadtbahn ist und einige User dann hervorbringen, dass diese hochflurig sein müsse, möchte ich hier die Metro do Porto entgegensetzen.
Diese ist ein reines NiFlu-System, das den ursprünglichen Stadtbahngedanken aber wohl besser erfüllt als die meisten anderen Stadtbahnen. In der Stadt wird im Tunnel gefahren und außerhalb zuggesichert auf eigenen Trassen.
Aber eins nach dem Anderen: Ursprünglich gab es in Porto die regelspurige Straßenbahn mit einem vergleichsweise großen Netz, das bis in die 70er großteils eingedampft wurde.
Zudem gab es noch ein weit ins Umland führendes Schmalspurbahnnetz, das seinen Ausgang im Stadtzentrum an der Haltestelle Trindade nahm, wo es einen weitläufigen Bahnhof gab.
Während der ursprüngliche Straßenbahnbetrieb bis in die 90er dann komplett abgewickelt wurde, blieben die Schmalspurbahnen noch erhalten. Bis 2002 wurde ein neues regelspuriges Stadtbahnsystem eingeführt, das die Schmalspurstrecken einbezieht und noch weiter kontinuierlich ausgebaut wird. Es verkehrt im Zentrum unterirdisch, wo in Trindade ein unterirdischer Turmbahnhof entstand mit zwei Ebenen.
Hier auf der oberen Ebene hat gerade ein Zug die Haltestelle verlassen und fährt in den Tunnel ein, der noch aus der Zeit der Schmalspurbahn stammt.
Jardim do Morro
Von hier hat man einen wunderbaren Blick auf den Rio Douro.
Hier lässt sich auch das „Porto-Motiv“ schlechthin anfertigen. Die Bahn verlässt den Tunnel und fährt auf die denkmalgeschützte Brücke.
Während ich mein Foto anfertigte hörte ich noch zwei Touristinnen tuscheln, die mit dem Problem konfrontiert waren, dass Sie ein Foto von sich wollten, aber nicht wussten, wie sie das anstellen sollten. So kam die eine auf die Idee „frag mal den Typ da drüben“.
In feinstem schwäbisch-Englisch bat sie mich dann darum und war höchst verblüfft, als ich ihr auf Deutsch antwortete „ja klar!“.
Gegenüber fährt noch eine Bergbahn.
Nachdem sich das mit den Damen nicht weiter ausbauen ließ suchte ich dennoch die nahegelegene öffentliche Toilette auf, da meine konsumierten Getränke auf Rückgabe drängten.
Nachdem ich drei mal um den Platz herumgehen musste, bis ich den Abgang fand, suchte ich noch etwas Kleingeld zusammen, falls da unten ein Klofrau sitzt. In diesem Moment stürmte ein junger Mann scheinbar aus einem Hinterhalt heraus an mir vorbei, direkt den Abgang herunter.
Durch diverse Forums-User (jetzt ohne diverse Dauerurlauber oder Stromabnehmer direkt anzusprechen) ist meine Menschenkenntnis in den vergangenen Jahren des Bahn-Hobbys insofern gewachsen, dass mir diverse „unkonventionelle Nutzungen“ für öffentliche Toiletten nicht verborgen geblieben sind.
So zog ich es vor meine eigene Kabine statt des Urinals zu nutzen.
Beim Verlassen der unterirdischen Notdurftanstalt ist mir dann die angelehnte Tür der Nachbarkabine aufgefallen, aus der das entblößte Gesäß des anderen Nutzers entgegenstrahlte.
Meine Menschenkenntnis hatte also gesiegt und ich verließ die Bude wieder.
Erst später ist mir eingefallen, dass ich zur Ausschmückung des Reiseberichts ein Foto davon hätte machen sollen. Naja… oder vielleicht besser doch nicht :-P
Leider hat es nicht mehr für ein richtiges Foto gelangt, aber hier zum Beweis: In Porto fahren noch O305. Zumindest zwei konnte ich sehen. Das sollte man bei einem weiteren Besuch mal ausgiebig checken.
Das Rückgrat des Busbetriebs bilden O405 und O405 N.
Noch mal zurück zur klassischen Straßenbahn: Auch diese hat inzwischen wieder einen Platz im örtlichen Verkehrsgeschehen.
Nach ihrer Stilllegung wurde sie komplett erneuert wieder für den touristischen Betrieb eingeführt. Es gibt drei Linien, die stellenweise sogar auf Straßen verkehren, die zuvor gar keinen Straßenbahnverkehr hatten.
In der Wintersaison verkehrt sie alle 30 min. Die Tageskarte kostet 8 Euro.
Das hat man hier statt eines Prellbocks
Und hier gibt es wohl Pläne für einen Weiterbau
In Porto verehrt selbst die historische Bahn nach einem festen Fahrplan und meist auf eigenen Bahnkörpern.
Die Bahn fährt auf die Minute pünktlich und damit erheblich zuverlässiger als der reguläre Betrieb in Lissabon.
Die fast neuwertig sanierten Wagen und die moderne Infrastruktur lassen das Flair historisch-verschlissener Bahnen in Lissabon jedoch vermissen.
Das Trittbrettfahren ist hier sehr beliebt. An fast jeder Bahn sieht man einen Trittbrettfahrer
Auch hier wieder zwei Trittbrettfahrer.
An der Hst. Carmo findet der „Taktknoten“ zwischen den Linien 18 und 22 statt.
Blick in des Innenraum eines solchen Wagens.
Die 22 verkehrt sogar ein Stück durch eine Fußgängerzone.
Die 1 ist mit Abstand die beliebteste der drei Linien und verkehrt parallel zum Rio Douro an die Atlantikmündung.
Dort wird dann umgesetzt und der Bügel umgelegt. Obwohl Porto sehr viel ordentlicher und sauberer ist als Lissabon, ist das Parken dennoch sehr undiszipliniert.
Huch…. Das wars ja schon wieder…
Im nächsten Teil gibt’s dann den Besuch im örtlichen Verkehrsmuseum.
Alla hopp!