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 04 - Historisches Forum 

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Damals v 35 J – 1982-04-16 ›DB – 515, 517 Wiesbaden/Akku‹


Nachdem wir vor zwei Wochen schon durch den Taunus gefahren sind, wiederholen wir das heute, aber auf der weiter westlich gelegenen Verbindung über Bad Schwalbach nach Diez, der nach dem Flusslauf sogenannten Aartalbahn. Dazu gehen wir heute noch einen Schritt weiter zurück, fünfzehn Jahre vor den letzten Beitrag, also in das Jahr 1982.

Die Welt damals wurde langsam Creme/Türkis. Oder Beige/Ozeanblau. Aber dadurch wurde sie nicht schöner. Ich meine natürlich die Eisenbahnwelt, klar.

Aber da gab es noch kleine Bastionen, die erfolgreich 'Widerstand' gegen diese unglückliche Farbkombination leisteten: Nebenbahnen mit Schienenbussen zum Beispiel. Oder die Limburger Zigarren – die zwar keine neuen Farben zu erwarten hatten, dafür aber auch kein langes Leben mehr.
Mit einher gingen die Limburger 515, eine von mir nicht sehr geschätzte Spezies, die hier aber ebenfalls ein hohen roten Farbanteil aufwiesen. Gemeinsam erbrachte man der Personenverkehr auf der Aartalbahn.

Wer auf Wikipedia nachsieht (https://de.wikipedia.org/wiki/Aartalbahn) dem fällt die parallele Lage zu der vor vierzehn Tagen in dieser Reihe 'besuchten' zweigleisigen Main-Lahn-Bahn von F-Höchst über Niedernhausen nach Limburg auf. Hier -in Wiki- findet man auch alles Wissenswerte über diese Bahnlinie.

Schon seit längerer Zeit wollte sich die DB von dieser Strecke trennen und es war absehbar, dass der Personenverkehr bald enden würde. Die betriebsübliche Vorgehensweise konnte man auch hier feststellen: keine Investitionen. Weder bei den Fahrzeugen (man 'wartete' -oder soll ich schreiben: verzögerte?- ja immer noch den Schienenbus-Nachfolger) noch an der Infrastruktur.
Der Weg sollte, musste in die Stilllegung führen.

Dies war die eine Seite der Medaille. Fotografisch positiv denn: man fand 'alte Eisenbahn' vor. Die andere war die weitere Verdrängung von Verkehrsleistungen auf die Straße, die auch die einzelnen Fahrten zum Fotografieren an den Strecken nicht hätten retten können.
Der Spagat der fotografierenden Eisenbahnfreunde-Zunft.

Also nix wie hin.

Wir fangen in Hohenstein/Nass an und begleiten zunächst den Nt 5665 aus Limburg bis südlich von Bad Schwalbach.

Bild 1

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Bild 2

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Bild 3
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Am östlichen Ortsende von Bad Schwalbach liegt der Bahnhof. Bis zum 21. April 1927 hieß der Ort übrigens Langenschwalbach. Er ist heute Kreisstadt im hessischen Rheingau-Taunus-Kreis. Die Stadt ist eines der ältesten hessischen Heilbäder, zugleich ist sie seit 2014 ein anerkannter Kneippkurort. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Schwalbach ).

Bild 4

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Bild 5

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Aus der Gegenrichtung kommt jetzt der Nt 5662, der eigentliche Grund für diesen Ausflug, denn es wird eine Zigarre erwartet. Eine 'Limburger Zigarre' natürlich.

Bild 6

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Interessantes findet man im Internet: [de.wikipedia.org] :
500 Meter nördlich von Adolfseck quert der Obergermanisch-Raetische Limes das Aartal. Zur Grenzsicherung war am Ostufer im Tal das Kleinkastell Adolfseck erbaut worden, von dem jedoch keine sichtbaren Spuren erhalten sind.
Die frühere Burg und der Ortskern von Adolfseck liegen nördlich der Kernstadt Bad Schwalbach, im westlichen Hintertaunus, auf einem künstlichen Umlaufberg der Aar die diesen Berg ursprünglich in einer Flussschlinge von Süden, Osten und Norden umflossen hat. Schon seit dem Jahr 1355 im Spätmittelalter fließt aber die Aar westlich von Adolfseck durch einen künstlichen Durchbruch, dessen Gefälle zum Betrieb einer Mühle diente. Dazu wurde hinter dem Mühlendamm ein Weiher aufgestaut, der bis 1820 bestand. Heute ist die Aar an dieser Stelle auf einer Länge von etwa 60 Meter unterirdisch kanalisiert, und mittels einer Turbine wird an einem Wehr elektrische Energie erzeugt. Der mit dem Durchbruch entstandene größte Wasserfall im Taunus ist durch den Wasserentzug nur bei hohem Wasserstand der Aar zu betrachten.

Bild 7

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Bild 8

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Bild 9

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Der weitab des Ortes gelegene Bahnhof von Hohenstein war wegen der dort stattfindenden Zugkreuzungen, aber auch wegen des Gebäudes immer einen Abstecher wert. Wie man am Giebel erkennt, gab es auf der Südseite auch einmal ein Vorbau.
Zwischen km 33,0 (Laufenselder Tunnel - Länge 287m) und km 34,0 von Wiesbaden (Michelbacher Tunnel - Länge 156m) wird kurzzeitig das Nachbarbundesland Rheinland-Pfalz durchquert, aber nochmals auf hessischen Boden zurückgekehrt.

Bild 10

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Bild 11

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Erneut wird hinter Rückershausen die hessisch/rheinland-pfälzische Landesgrenze überschritten. Nun bleibt die Strecke nach Diez in Rheinland-Pfalz.

Bild 12

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Neben Ackerbau wurde auch Weinbau in Hahnstätten betrieben, der aber im frühen 17. Jahrhundert aufgegeben wurde. Die erste Mühle wird 1336 nachgewiesen. In der Folge kamen zahlreiche Mühlen dazu. Ab 1364 ist der Abbau von Eisenerz belegt, ein Kalkofen datiert von 1715. Im Norden der Gemeinde liegen die Kalkwerke Schaefer. Die Sohle des Kalksteinbruches mit 24m üNN ist (Stand 2013) der tiefste Punkt in Rheinland-Pfalz.

Bild 13

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Bild 14

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In Diez wird bekanntlich die Lahntalstrecke von (Koblenz-) Oberlahnstein nach Limburg erreicht. Hier wird 'Kopf gemacht' und retour in Richtung Osten wieder ausgefahren. Erst auf dieser Fahrt nach Limburg wird wiederum die Landesgrenze nach Hessen überschritten.
Der Nt 5669 aus Limburg wird hier erwartet und nun zurück in Richtung Wiesbaden begleitet.

Erstes Motiv ist die zuvor schon mit 517 005 abgelichtete Ruine Ardeck, die außer am Gleis stehend auch mehr von oben fotografierbar war.

Bild 15

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Die Burg Ardeck ist die Ruine einer spätmitelalterlichen Höhenburg auf 157 üNN neben dem Ort Holzheim im Rhein-Lahn-Kreis von Rheinland-Pfalz. Diese Höhenburg entstand (nach einer Chronik von Tilemann Elhen von Wolfhagen) 1395 als Bruchsteinbau aus Basalt und Schiefer. Burg Ardeck war im Mittelalter Landesburg der Grafschaft Diez. Vermutlich diente die vergleichsweise kleine Burg zunächst als Grenzbefestigung gegen Katzenelnbogen. Ab 1467 war die Burg Hauptsitz der Familie von Dietrich von Diez, die sie in jenem Jahr von den Herren der Grafschaft Diez zum Lehen erhielt. Nachdem die Familie 1727 ausgestorben war, wurde die Burg nicht mehr bewohnt und zerfiel. Bereits in Aufzeichnungen aus dem Jahr 1740 wird sie als gänzlich verfallen bezeichnet. Die Ruine ist heute im Besitz der Gemeinde Holzheim.

Bild 16

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Seit 1656 besteht am Ort die Michelbacher Hütte. Sie wurde zunächst als landesherrliches Eisenhüttenwerk von den Grafen von Nassau-Idstein betrieben. Ende des 19. Jahrhunderts übernahm Adolph Samuel Passavant den Betrieb. Die seitdem in Michelbach hergestellten Kanaldeckel mit der Aufschrift „Passavant“ sind fast weltweit verbreitet.

Bild 17

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Bild 18

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Mit diesem Bild südlich des Bahnhofes von Bad Schwalbach werde ich heute schließen.

In zwei Wochen soll dann der Bericht über einen kurzen 'Wäldschesdaach'-Ausflug folgen:
Damals v 40 J – 1977-05-31 ›DB – Block Schlüssel(HD-MA)‹

mit besten Wünschen
Euer

Peter Bäuchle



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:08:22:12:28:01.

›DB – Wiesbaden/Akku‹

geschrieben von: E-Lok-Woife

Datum: 03.04.17 05:06

Hej Peter,


was für ein herrlicher Bilderbogen von einer Strecke, die von mir zu Hause viel zu weit weg war, um sie

in den frühen 80ern schon zum Fotografieren auf den Schirm zu bekommen. Ich selber habe die 515er

nebenbei bemerkt durchaus gemocht; die Kisten, die auf meiner zweiten Hausstrecke (Buchloe - Füssen)

im Einsatz waren, waren aber bedauerlicherweise größtenteils schon türkis/beige lackiert. Und da war

es mit der Liebe dann ganz schnell vorbei...


Ha det bra!


Woife
Schöner kann Woche nicht beginnen. Akkus auf der Aartalbahn, klasse!

Am letzten Ferientag (Freitag) der seinerzeitigen Osterferien habe ich mich als Zwölftklässler sicher schon wieder auf die Schule gefreut und fleißig gelernt. Oder auch nicht...

Danke für diese schöne Zeitreise auf meiner alten "Heimatstrecke".

Viele Grüße, Hagen
Schöne Erinnerungen ans Aartal,Peter!
Wenn man ein paar Jahre in Wissbade gelebt hat.Und ja,die Passavant-Kanaldeckel,die waren überall!
Vielen Dank und einen schönen Tag!
Olaf
Moin Peter,

welch wunderbare Bilder hast Du zu diesem Beitrag komponiert - wieder einsame Spitze! Und alles rote ETAs!

Über die interessanten Fotostellen habe ich mich auch gefreut!

Danke fürs Mitnehmen,

Martin
Sehr schoene Aufnahmen, Peter
Alles in rot und diese Industriebrache in Hohenstein hat schon was - und dann noch als Rahmen! Habe ich viel zu wenig gemacht.
Gruesse aus DXB
Guuhde Peter
Das ist ja wieder vom Feinsten, was Du hier zeigst. Und das Ganze nach soviel harter Arbeit am Sonntag :-)
Wenn man jemandem die Aartalbahn erklären wollte, müsste man ihm Bild 6 zeigen.
Auch Bild 13 mit dem Kalkwerk steht auf meiner Hitliste ganz oben.
Irgendwie war man viel zu selten da.

Vielen Dank und viele Grüße
Wolfgang
Klasse Peter, da hast Du ja eine fast vergessene wunderschöne Nebenstrecke vor 35 Jahren mit tollen Bildmotiven angemessen in Szene gesetzt. Bei der Fülle von sehenswerten Bildern fällt es schwer einen Favoriten heraus zu deuten. Aber ich glaube, wie es auch schon der Onkel bewertet hat, Bild 6 ist für den Charakter dieser Strecke am treffensten.
Vielen Dank für die (Zeit)-Reise ins Aartal und beste Grüße von Peter
Servus Peter,

großartige Bundesbahnatmosphäre, rote Tw pur, herrliche Motive - so macht HiFo Spaß!

Besten Dank dafür

Klaus
und wenn ich jetzt mit dem Motorrad das schöne, kurvenreiche Aartal entlang fahre, kann man die Gleisanlagen vor lauter Bewuchs an vielen Stellen nicht mehr ausmachen. Ich glaube nicht mehr daran, dass diese Strecke jemals wieder reaktiviert wird, weder in Rheinland-Pfalz von Diez aus noch in Hessen von WI-Dotzheim aus. Ich selber bin als Fahrgast im Akku-Triebwagen damals von Wiesbaden nach Diez gefahren, wenigstens das ist geblieben.