Guten Tag allerseits
Nach den guten Erfahrungen mit dem Reisebüro für exotische Ziele bei der DDR-Sommertour 1987, wurden zwei Jungs aus Frankfurt in jenem erneut vorstellig,
um eine Woche im Schlosshotel Reinhardsbrunn an der Thüringerwaldbahn zu buchen. Zwei Damen wollten auch noch mit, was gestattet wurde unter der Auflage,
den beiden Herren bei ihrem fotografischen Tun nicht auf die Nerven zu gehen. Dafür gab es einen gemeinsamen Kulturtag in Weimar.
Weil wir uns die so ziemlich kürzesten Tage des Jahres ausgesucht hatten, wurden vor allem einige ergänzende Aufnahmen gemacht, zu denen es im Sommer
nicht mehr gereicht hat. Eigentlich hatten wir ja auf Waldbahn im Schnee gehofft.
(Bild 1) Am 04.01.1988 trafen wir am Boxberg auf diese illustre Arbeitswagen-Ansammlung. Sie warteten auf den nächsten Planzug, um danach in den
eingleisigen Abschnitt Richtung Waltershausen zu fahren.
(Bild 2) Gotha-Zug nach Gotha zwischen Leina und Boxberg.
(Bild 3) Traute Zweisamkeit am Teich in Wahlwinkel.
(Bild 4) Wahlwinkel am Ende des Regenbogens.
(Bild 5) In der bedrohlich über den Höhen des Thüringer Waldes wabernden Wolkendecke tat sich ein Loch auf,
just als ein Zug der Linie 4 die Haltestelle Schnepfenthal verließ.
(Bild 6) Am 06.01.1988 kam Tw 39 als Dienstfahrt am Ortsrand von Sundhausen des Wegs.
(Bild 7) Der Nachschuss an der Stelle, wo sich heute das Gleisdreieck Richtung Krankenhaus befindet.
(Bild 8) An der heutigen Haltestelle und Ausweiche hagewe-Markt an der Waltershäuser Straße ließen nur die Hochhäuser im Hintergrund erahnen,
dass man sich im Dunstkreis einer Stadt befand. Tw 213 mit einem Beiwagen auf dem Weg in den Thüringer Wald.
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Danach begaben wir uns zum Depot. Nicht, dass wir dort irgendwelche abgestellten Fahrzeuge zu fotografieren gedachten, vielmehr hatte die Dienstfahrt des 39
gewisse Begehrlichkeiten geweckt. Die Rückfahrt von Reinhardsbrunn zum Gothaer Bahnhof könnte man doch etwas exklusiver gestalten. Das käme bestimmt
auch bei den Damen gut an. Mit der Erfahrung von null Sonderfahrten bei DDR-Straßenbahnbetrieben marschierten wir in den Betriebshof ein. Der Pförtner wies
uns den Weg in ein Büro, wo wir einem Herrn unser Begehr vortrugen. Trotz einer Vorlaufzeit von nur drei Tagen verlief das ganze überraschend unkompliziert.
Schon nach kurzer Zeit war ein Fahrplan für die eingleisige Waldbahnstrecke erstellt. Unser Wunschwagen 39 wurde oben auf dem Zettel vermerkt. Etwas schlucken
musste der Mann, als es um die Bezahlung ging. So einfach 110 (glaube ich mich zu erinnern) Mark der DDR zu überweisen, war uns ja nicht möglich.
Wahrscheinlich wurde ihm da erst klar, dass er gerade dabei war, eine Sonderfahrt an zwei Bürger der BRD zu verkaufen, womit er wohl ebenso wenig Erfahrung
hatte, wie wir. Aber statt die Fahrt nun abzublasen überlegte er kurz und sagte, der Fahrer würde eine Rechnung mitbringen und wir sollten dann im Wagen bezahlen.
Am Tag der Heimreise (09.01.1988) warteten wir zum vereinbarten Zeitpunkt mit gemischten Gefühlen an der Haltestelle Reinhardsbrunn Teiche. Ein Planzug kam
aus Gotha, dem unser Wagen folgen sollte. Wir vernahmen das falsche Geräusch aus der falschen Richtung. Ein Tatra näherte sich aus Richtung Tabarz und hielt an.
Wir fragten den Fahrer, ob das die Sonderfahrt wäre. War sie. Der Fahrer fragte, wo die 39 Leute wären.
Hurra, ne Sonderfahrt mit KT4D 306!
„Lebbe geht weider“ sollte gut vier Jahre später ein namhafter Trainer von Eintracht Frankfurt nach einem verlorenen Spiel bei Hansa Rostock sagen.
Dachte wir uns schon damals und so taten wir, was getan werden musste, wenn man eine Straßenbahn für sich und reichlich Luft im Fahrplan hat.
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(Bild 9) Erster Fotohalt an der Landstraße zwischen Waltershausen und Wahlwinkel.
(Bild 10) Zwischen Leina und Boxberg erreichte die Wintersonne so geradehin den Bahndamm.
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Inzwischen versuchte unser Fahrer zu retten, was zu retten war. In der Schleife Waltershäuser Straße stand unser 39 bereit und wir konnten umsteigen.
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(Bild 11) Fotohalt am unteren Ende der Waltershäuser Straße.
(Bild 12) Samstagvormittägliche Ruhe an der Huttenstraße.
(Bild 13) Ein letztes Bild an der Haltestelle Bahnhofstraße. Immerhin gibt es den 39 auch heute noch, wenn auch in anderer Lackierung.
Danach ging es mit dem D-Zug zurück nach Frankfurt (M) Hbf, das letzte Mal mit dem vollen Programm an der Grenze. Der nächste Besuch in der DDR,
auch wieder nach Gotha, war erst Ende Dezember 1989, da war die Sache dann schon wesentlich entspannter.
Wie sagte doch der Schaffner letzten Freitag im ICE von Dresden nach Wiesbaden zu einem Reisenden:
„Da müssnse in Eisenach umsteigen. Wir halten ja nicht mehr in Gerstungen seit dem Wegfall der Pass- und Zollkontrollen.“
Hier geht’s zur Waldbahn im Sommer 1987:
[
www.drehscheibe-online.de]
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www.drehscheibe-online.de]
Es grüßt
Onkel Wom!