Hallo zusammen
ich habe mal auf die Schnelle ein Foto vom Prinzip der Oberschmierung
und ein Foto der Unterschmierung mit eingestellt. Sie sind nur als
Funktionsbeispiel anzusehen.
Bezüglich der Ober- und Unterschmierung habe ich mir auch so meine
Gedanken gemacht. Bei der Unterschmierung wird die Achswelle nur
von unten mittels Schmierpolster und daran befestigte Sauchdochte mit
Öl versorgt. Wie Achim schon mitteilte, wird dort der Ölvorrat durch
einen an dem Unterkasten montierten Rohrstutzen nachgefüllt. Dieser
war meistens so angeordnet, das die Oberkante des mit einem Klappdeckel
in Höhe des der unteren Kante des U-förmigen, der Achswelle angepassten,
Filzabdichtung endete. Durch eine ertastbare Rippe innerhalb des Stutzens
war somit eine max.Füllmengenmarke angebracht. Somit war
unbeabsichtigtes Überfüllen zu verhindern, da ansonsten das überfüllte Öl
am U-Schenkel am Filzring auslaufen würde. Aber diese Einfüllöffnung
musste beim Nachfüllen zugänglich und kontrolliert werden.
Bis hier hin = Friedenszeit!
Nun die Situation irgendwo im russischen Winter bei Minus 30 Grad und viel
Schnee und bleihaltige Luft: Da im Osten seiner Zeit im Winter nicht genügend
Auftaustände zur Verfügung standen, war es sehr umständlich, an die
Einfüllstutzen zu gelangen. Auch fehlende Federkraft der Andruckfedern der
Schmierpolster im Unterkasten können bei reiner Unterschmierung ein Problem
werden. Ebenso Öl und Wasser im Unterkasten.
Im Gegensatz dazu waren die Dochtschmiergefässe der Oberschmierung am
Rahmen befestigt und so von „aussen“ leichter zugänglich. Die Oberschmierung
ist nicht ganz so empfindlich gegen Wasser wie bei der Unterschmierung. Eine
Öl-Wasser- Emulsion ist besser wie keine Schmierung. Denn bei der
Oberschmierung ist Wasser im Unterkasten nicht so tragisch, auch wenn die
Dochte kein Öl mehr ziehen, da von oben durch die auf die Achswelle tropfendes
Öl sich durch die Schmiernuten und den daran angebrachten Ölkeilen ein Ölfilm
auf die oberen, die Hauptlast tragenden Achswelle und Lagerschale bildet. Die
Ölmenge kann an den Dochtschmiergefässen leicht kontrolliert werden und
durch schnellen Austausch bzw anpassen der Dochtstärke reguliert werden. Somit
ist eine Mindestölung gewährleistet, egal was im Unterkasten passiert
(= Funktion des Schmierpolsters oder keine Funktion bzw. Wasser im Unterkasten –
also keine Funktion des Schmierpolsters).
Wird nun bei einer Lok ein zu warmes/heisses Lager festgestellt, kann schnellstens
und ohne auftauerei unter der Lok der Docht im Dochtschmiergefäss gezogen werden
und frisches Öl in die Ölleitung zur Oberschmierung gegeben werden, anschließend
kann ein neuer Saugdocht eingesetzt werden.
Alles nach dem Motto: Viel hilft viel - und Räder müssen rollen….
Wenn nun eine vereiste Lok nach mehreren Tagen wieder in einen geheizten Schuppen
kommt, ist es von der Grube viel leichter, den Unterkasten auf Wasser zu kontrollieren
und evtl das Schmierpolster zu wechseln.
Da nach dem Krieg die Lokbehandlung wieder geordnet vorging, hat man überwiegend
die Unterschmierung wieder eingeführt.
Nun zur 03 1010 hat man da wirklich eine zus. Oberschmierung montiert? Ich habe
auch die zus. Ölleitungen seiner Zeit gesehen, aber es war nicht so recht an die Lok zu gelangen.
Andererseits ist mir eine Lok bekannt, da wurde an den Unterkästen, wo sonst die
Ablassschraube eingesetzt wurde, ein Ablassventil montiert war. Eine hervorragende
Vorrichtung zum Wasser bzw Öl im Unterkasten prüfen.
Eine Blechdose unterhalten, Ventil auf bis nur noch Öl kommt, Ventil zu und fertig.
Somit war die ganze Kontrolle in nicht mal 5 Minuten erledigt, keine Fummelei mit
der Spritze und noch Öl gespart.
Für mich also logisch, dass zur Kriegszeit die Oberschmierung wieder angewendet wurde
und danach wieder zurückgebaut wurde.
Ich muss mal nachsehen, ob es dafür eine Sa-Nr.(Sonderarbeitsnummer) gab.
Bringt die Oberschmierung wirklich was gegen trockene Lager bei Museumsmaschinen?
Ich denke eher nicht, denn wenn diese auch nach längerem Stillstand eine knappe
Radumdrehung ohne "Vorölung" bewegt werden, ist das eine verhältnismässige geringe
Belastung für das Lager - auch bezüglich Laufwiderstand wird das wohl eine Nullnummer.
Viele Grüsse vom Willi
Willi Ess - Der Lemgoer