Im Jahr 1974 war das Buch "THE LOVE OF TRAINS" von Victor Hand & Harold Edmonson erschienen. Die darin abgedruckten verführerischen Fotos von der Estrada de Ferro Dona Tereza Cristina (EFDTC ) in Brasilien ließen mich im März 1979 dorthin aufbrechen. Über Rio de Janeiro ging es mit dem Flugzeug weiter nach Porto Alegre und von dort mit einem VW-Käfer als Mietwagen nach Tubarão, dem Betriebszentrum dieser isolierten meterspurigen Kohlenbahn.
Zur Geschichte der Bahn gibt es hier eine Übersicht (in englisch): [
www.internationalsteam.co.uk]
Diese übersichtliche Streckenkarte habe ich mit freundlicher Genehmigung der Verantwortlichen dem Fern-Express Heft IV/2004 entnommen:
Zufällig lernte ich kurz nach meiner Ankunft in Tubarão den Weltenbummler G. O. kennen. (Wir leb[t]en in Deutschland weniger als hundert Kilometer voneinander entfernt!) Vor meiner Abreise hatte ich brieflichen Kontakt mit einem hohen Angestellten der Bahn aufgenommen und war daraufhin zusammen mit G. O. zum Abendessen eingeladen worden. Dort erfuhren wir zu unserer Freude, dass am nächsten Tag extra für uns die Baldwin (1'C)'C1'-h4 # 204 angeheizt werden sollte. (Die sieben Baldwin-Mallets [nach US-amerikanischer Lesart: Articulateds] # 200 - 206 waren 1945 -1949 für die kurvenreiche Strecke nach Lauro Müller gebaut worden; diese ehemalige Hauptstrecke wurde aber 1974 nach einem verheerenden Unwetter stillgelegt.)
Der Bw/AW-Komplex war relativ streng bewacht; da wir aber angemeldet waren, konnten wir am Morgen des 7. März 1979 das Gelände betreten und einige Standaufnahmen machen. Erstes Opfer war die # 205 (Baldwin 74786/1949):
Die Lok hat bekanntlich als Denkmal überlebt, vgl. [
www.drehscheibe-online.de].
Tragisch war das Ende der 1'E2' # 312 (ex Noroeste do Brasil # 801, Baldwin 72686/1947):
Im August 1981 tötete eine Kesselexplosion die Mannschaft (Lokführer und zwei Heizer) auf dieser Lok. Die Reste der Lok wurden zerlegt. (Fotos von der Unfallstelle gibt es in Mehltretter: Mit Volldampf voraus.) Dieses Unglück leitete letztlich auch das Ende des Dampfbetriebs auf der EFDTC ein.
Da die Sonne um diese Uhrzeit recht ungünstig stand, verließen wir das Gelände bald wieder, um die wenigen Kilometer nach Capivari zu fahren. Die Kohlenwaschanlage "Lavador de Capivari" besaß zwei Jung-Mikados, von denen die # 4 (Jung 11943/1954) an diesem Tag im Rangierdienst eingesetzt war:
Der Nachschuss zeigt dann auch in Umrissen das imposante Fabrikschild:
Die Jung-Lok blieb bei einer Museumsbahn in Bento Gonçalves, Rio Grande do Sul, erhalten: [
www.steamlocomotive.info].
Zurück in Tubarão ließ sich zur versprochenen Zeit dann die # 204 (Baldwin 74647/1948) in einer Ausweiche zwischen dem AW und dem weiter südlich gelegenen Gleisdreieck blicken:
Die Schwarzen schienen von diesem Sondereinsatz nicht besonders begeistert zu sein:
Bald gesellte sich auch die frisch untersuchte (oder zumindest lackierte) kleine Mikado # 153 (Alco 69445/1941) dazu:
Freundlicherweise führte man für uns einige Rangiermanöver durch:
Natürlich war mir auch die 1'D1' eine Standardaufnahme wert:
Das Personal auf der # 204 verabschiedete sich mit einem riesigen Qualmpilz:
Da wollte sich auch die Mannschaft auf der # 153 nicht lumpen lassen:
Beide Loks blieben erfreulicherweise betriebsfähig erhalten:
# 204: [
www.railpictures.net]
# 153: [
www.railpictures.net]
Literatur:
Paul E. Waters: The Donna Thereza Christina Railway, Bromley, Kent 1985
Günter Koch: Damals in Tubarão, in: Fern-Express IV/2004 (Nr.84), S. 16ff.
PS. Wegen eines anderen dringenden Projekts muss ich diese Serie für einige Wochen unterbrechen.