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Ofenheizung im WR4ü-35 1108?

geschrieben von: DRG-ler

Datum: 22.12.16 09:40

Hi Leute, ich hoffe, ihr könnt mal etwas Licht ins dunkel bringen....

Es geht um den Speisewagen WR4ü-35 1108 des DB-Museums, der derzeit im Zwickauer Eilzug mitläuft. Da musste ich nämlich das hier feststellen....

http://www.drg-ler.de/Bilder/Raetzel/4.JPG

Der Wagen ist mit einem Schwerkraftheizkessel ausgerüstet und wird damit auch geheizt. Leicht irretiert hab ich mir natürlich das ganze System von einem Mitarbeiter erklären lassen...

Da ja ein Schwerkraftheizkessel bei diesen geringen Höhenunterschieden nicht funktioniert, ist über dem Kessel eine Umwälzpumpe installiert, die das Wasser ab 30° in Bewegung bringt. Das Wasser wird dann im Fußbereich einmal längst lang gepumpt, geht unters Dach auf die andere Seite und von dort wieder zum Kessel. Die Pumpe hingegen wird aus Akkus gespeist, die wärend der Fahrt aus nem Generator geladen werden.

Frage meinerseits: WARUM?
Warum baut man in solch einen Wagen eine Schwerkraftheizung ein, und legt die Rohre der eigentlichen Dampheizung nur als Durchläufer an den Wagenboden?
Warum setzt man sich der Gefahr aus, bei sich leerenden Akkus (Die Pumpen von damals waren mit Sicherheit keine Hocheffizienzpumpen.) bzw. Pumpenversagen den Kessel wegen Überhitzung zu zerstören?
Warum tut man sich die Mehrarbeit und den Dreck an, bzw. das Kohlenschleppen usw. wenn man den Wagen doch viel einfacher genauso wie alle anderen mit Dampf hätte heizen können?

MFG-Andy

visit [www.drg-ler.de]

Re: Ofenheizung im WR4ü-35 1108?

geschrieben von: Der Warendorfer

Datum: 22.12.16 13:31

Moin,

soweit ich weiß: Um den Speisewagen auch autark betreiben zu können.

Damit war es ja auch möglich, außerhalb des Zugverbandes den Speisewagen vor- oder nachzurüsten. Soweit ich weiß, sind Speisewagen früher zeitweise nicht im gesamten Zuglauf mitgefahren, sondern wurden bei langlaufenden Zügen wie Kurswagen beigestellt.

Anders als heute, wo der Speisewagen (oder das Bordbistro) im gesamten Zuglauf mittig verbleibt, aber auf einzelnen Abschnitten halt nicht bewirtschaftet ist.

Viele Grüße

Andreas

Re: Ofenheizung im WR4ü-35 1108?

geschrieben von: DWR

Datum: 22.12.16 13:58

Hallo zusammen,

als einer der den Wagen bestens kennt, der Hauptgrund war die fortschreitende Elektrifizierung und die Bespannung der Reisezüge mit E-Loks. Bei Dampftraktion konnte und kann der Wqagen weiterhin mit Dampf geheizt werden, für die elektrische Heizung ist nur eine Durchgangsleitung vorhanden. Ein weiterer Grund war die Auf- und Abrüstzeit und die Standzeit des Wagens, während er mit Personal besetzt war. Ursprünglich war ja auch der Herd in der Küche noch kohlegefeuert.

Re: Ofenheizung im WR4ü-35 1108?

geschrieben von: cproft

Datum: 22.12.16 14:09

Moin,

DRG-ler schrieb:

Da ja ein Schwerkraftheizkessel bei diesen geringen Höhenunterschieden nicht funktioniert, ist über dem Kessel eine Umwälzpumpe installiert, die das Wasser ab 30° in Bewegung bringt. Das Wasser wird dann im Fußbereich einmal längst lang gepumpt, geht unters Dach auf die andere Seite und von dort wieder zum Kessel. Die Pumpe hingegen wird aus Akkus gespeist, die wärend der Fahrt aus nem Generator geladen werden.

Frage meinerseits: WARUM?
Warum baut man in solch einen Wagen eine Schwerkraftheizung ein, und legt die Rohre der eigentlichen Dampheizung nur als Durchläufer an den Wagenboden?
Warum setzt man sich der Gefahr aus, bei sich leerenden Akkus (Die Pumpen von damals waren mit Sicherheit keine Hocheffizienzpumpen.) bzw. Pumpenversagen den Kessel wegen Überhitzung zu zerstören?
Warum tut man sich die Mehrarbeit und den Dreck an, bzw. das Kohlenschleppen usw. wenn man den Wagen doch viel einfacher genauso wie alle anderen mit Dampf hätte heizen können?

Das ist ein einfacher Koks- oder Kohlekessel mit Wärmetauscher zur Erzeugung von warmen Wasser, dahinter hängt eine Umwälzpumpe. Diese dient nur der Unterstützung der Zirkulation in den geraden Längsrohren.
Die Vorlauftemperatur des Kessels ist hoch genug, daß die Querschnittsfläche des Rohres mit evtl angeschweißten zusätzlichen Blechen zum besseren Wärmeübergang ausreichend ist.
Die Schwerkraftheizungen waren seinerzeit Stand der Technik. Der Kessel war ein Kessel zur Erzeugung von Warm- bzw. Heißwasser, bei dessen Dimensionierung besteht selbst ohne Wasser keine Gefahr des Durchgehens. Wenn der mal 40 kW gehabt hat, ist das viel...
Mit Dampf geheizt werden kann nur dort, wo dieser auch vohanden ist. Die Koks- oder Kohlezeizung hingegen ist autark und war damals bei den Personalkosten und der Verfügbarkeit des Heizmaterials billig.
Problematisch sehe ich lediglich den Frostschutz. Nicht umsonst heizte man sonst mit Dampf...

HTH

Gruß
Christof



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:12:22:14:11:29.

Re: Ofenheizung im WR4ü-35 1108 ?

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 22.12.16 14:31

Hallo,

Es ging darum, das die Wagen autark betrieben werden können. Standheizungen waren bei Speisewagen und auch Schlafwagen normal. In späteren Jahren wurden bzw. werden Heizanlagen von Webasto oder Sirocco verbaut.

Re: Ofenheizung im WR4ü-35 1108?

geschrieben von: DRG-ler

Datum: 22.12.16 14:59

Also mir ist das Schwerkraft-Heizprinzip durchaus bekannt... Bin auf nem Kohlehandel groß geworden, und war damit seit je her mit der Materie verbunden.

Ich geh jetzt sogar mal soweit, und behaupte, wir hatten damals ein baugleisches Modell im Keller stehen. Einziger Unterschied, die Zuluftklappe an der unteren Tür wurde über ein Thermostat gesteuert. Was ich auch mit Sicherheit weiß, ist das und ein Ofen "hoch" gegangen ist. Die Rippen des Wärmetauschers sind gerissen, weil das heiße Wasser nicht schnell genug abtransportiert wurde. Ob dieser Ofen damals schon mit Thermostatregelung war, oder nicht, entzieht sich aber meiner Erinnerung. Nicht ganz Unschuldig war wohl auch die Tatsache, das u.a. auch mit Steinkohle geheizt wurde. (Als Kohlehändler hat mans ja...)

Von dieser Sichtweise her fänd ich diese Art der Heizung, beruhend auf stromhungrige Umwälzpumpen, die auch mal dem Verschleiß erliegen könnten, als tickende Zeitbombe.
Ich meine, wie lange lässt sich denn die Pumpe aus Akkus betreiben, solange nicht nachgeladen wird?

Weil WENN "fremd" nachgeladen wird, würde ja auch Strom zum Fremdheizen bereit stehen. (So mein Gedankengang.)

MFG-Andy

visit [www.drg-ler.de]

Re: Ofenheizung im WR4ü-35 1108?

geschrieben von: DRG-ler

Datum: 22.12.16 15:07

Da muss ich jetzt nochmal nachhaken....

Zitat:
Bei Dampftraktion konnte und kann der Wqagen weiterhin mit Dampf geheizt werden,...

Das ließt sich für mich so, das der Wagen entweder mit Kohle (Autark) bzw. normal mit Dampf beheizt werden konnte?!?! Dann frage ich mich, warum der Ofen auf der letzten Tour nach Dresden geheizt wurde, weil der Rest des Zuges wurde ja mit Dampf beheizt...?!?!

Zitat:
...Hauptgrund war die fortschreitende Elektrifizierung und die Bespannung der Reisezüge mit E-Loks.
Da stellt sich mir wieder der Gedanke...
Die "Massenelektrifizierung" hat ja eigentlich schon zum Zeitpunkt des Baus des Wagens begonnen. Warum wurde nicht wie bei den Zwickauern parallel eine elekt. Heizung verbaut?

MFG-Andy

visit [www.drg-ler.de]

Re: Ofenheizung im WR4ü-35 1108?

geschrieben von: DuKabina?!

Datum: 22.12.16 15:56

Moin,

der benannte Speisewagen, auf dem ich in diesem Jahr so manche Zeit in der Küche stand und so manches mal den abgebildeten Ofen gefüttert habe, hat "nur" eine Durchgangsleitung jeweils für die Dampf- und E-Heizung. Er wird aus den oben benannten Gründen (autark heizen können) ausschließlich autark beheizt. Die Umwälzpumpe ist, so die Aussage unseres "Chefkochs", so gierig nicht, was den Stromverbrauch angeht.

Das funktioniert in der Summe schon ganz gut. Es ist immer gemütlich in der Kiste.

Frohes Fest allen hier.

Jens

Re: Ofenheizung im WR4ü-35 1108?

geschrieben von: DWR

Datum: 23.12.16 13:32

Hallo zusammen,

als einer der den Wagen noch aus Zwickauer Zeiten kennt und viele Jahre mit dem Zug unterwegs war, kann ich sagen, das er bis zur Abgabe nach Berlin mit Dampf geheizt werden konnte, bei eingeschalteter Umwälzpumpe konnte sogar das Wasser im Heizkreislauf mit Dampf vorgewärmt werden, haben wir ständig so praktiziert. Nach seinem Einsatz im jahr 1999 wurde der Wagen mit reinem Wasser in der Heizug bei -12°C von Nürnberg nach Zwickau überführt, mit dem Ergebnis einer Kusteisbahn auf dem Teppichboden. In wieweit der Wagen dann von den Berlinern umgebaut wurde kann ich jetzt nicht sagen. Original war eine Beheizugn mittels Dampf und mittels der hier thematisierten Heizung möglich, elektrisch war der Wagen nie heizbar.

Re: Ofenheizung im WR4ü-35 1108?

geschrieben von: Christian Kehr

Datum: 23.12.16 15:24

... weil DRG/DRB/DB/DR der Mitropa bzw. der DSG sonst den Heizdampf in Rechnung gestellt hätten. Der Post sind ja zum Beispiel auch die Postwagen nach Radsätzen berechnet worden, weswegen zum Teil von 3 auf zwei Achsen zurückgebaut wurde. Solche "Absurditäten" gibt es bei der Aufspaltung von Unternehmen nach verschiedenen Geschäftsbereiche ("Profit-Centern") auch heute noch (mehr denn je).