Das Ende des Dampfbetriebes bei der Westfälischen Landes Eisenbahn

Der Pängelanton, so wurden im Volksmund die Züge der Westfälischen Landes Eisenbahn genannt, da sie wegen der vielen Ortsdurchfahrten und unbeschrankten Bahnübergänge das Läutewerk, den Pängel fast ständig in Betrieb hatten. Beim Besuch meiner Tante Adelheid in Liesborn sind wir ab und an dem Zug begegnet und ich erinnere mich noch an eine denkwürdige Parallelfahrt um 1960 mit unserem Lloyd 600. Bei Cappel trafen wir auf die leer rückwärts fahrende Lok 32 und da die Strecke bis Liesborn neben der Straße entlangführt, fuhr mein Vater sehr zu meinem Vergnügen direkt neben der Lok her. Die 32 hat eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h, da konnte der Lloyd noch gut mithalten. Dabei konnte ich dann dem Spiel der Stangen aus nächster Nähe zusehen. Als ich dann in Lippstadt aufs Gymnasium ging und mit dem Fahrrad zur Schule fuhr, kreuzte ich jeden morgen die WLE Strecke im grünen Winkel. Oft begegnete mir der Triebwagen von Münster. War dieser schadhaft fuhr der Dampfzug. Das war immer eine besondere Freude für mich wenn dann eine der 30er 1C1 Loks meinen Weg kreuzte. Leider hatte ich nie einen Fotoapparat mit wenn ich zur Schule fuhr, so dass all diese Momente unfotografiert bleiben mussten. Mein Eisenbahnfimmel war damals auch noch nicht so ausgeprägt, so dass ich nur einige wenige Aufnahmen von Besuchen des Bw. An der Stirper Straße vorweisen kann.



Lok 31 im Jahre 1968 wird im Bw an der Stirper Straße versorgt



Lok 31 macht sich vom Bw auf zum Hauptbahnhof um den mittäglichen Triebwagenersatzzug nach Münster zu übernehmen 1968

Neben der 31 gab es 1968 auch noch die Loks 32 und 33 der ursprünglich 5 Loks umfassenden Serie. Daneben war 1968 noch die Lok 122, eine von ehemals 3 1E1 Loks im Einsatz.



Hier steht sie 1969 an der Bekohlungsanlage an der Stirper Strasse. Sie bediente noch fast täglich die Zementwerke in Erwitte.



Hier sehen wir Lok 122 beim Rangieren in Erwitte kurz vor ihrer Abstellung im März 1971. Rechts im Bild mein Moped Rabeneick „Binetta“, dass mich bis 1978 auf vielen manchmal endlos erscheinenden Reisen begleitet hat.



Nach der Rückkehr nach Lippstadt wurde noch diese schöne Kehrseite der Lok aufgenommen

Das Ende kam schneller als erhofft. Lok 32 wurde noch 1969 abgestellt, Lok 31 und 33 folgten 1970. Das Jahr 1971 erlebte nur noch die große Lok 122 unter Dampf und obwohl Fristen bis zum Sommer, wurde auch sie wegen eines Schadens im April 1971 abgestellt. Im Juli erfolgte dann schon die Verschrottung der 3 Maschinen.



Die noch am besten erhaltene 33 erwischte es zuerst. Bei meinem Besuch im Juli 71 war nur noch das Führerhaus mit Achsen vorhanden. Nun ging es täglich direkt nach der Schule erst mal zur Stirper Straße. Ohnmächtig und traurig verfolgte ich die Zerlegung der Maschinen. In diesem Zustand litt dann auch die Qualität der Aufnahmen mit der Instamatik Kamera.







Lok 31 wurde als nächste in Position geschoben. Der Pängel fehlt schon! Vorne sind noch Reste der Lok 33 zu erkennen.





Mit dem Fortschritt der Arbeiten offenbart uns die Lok ihr Innenleben



Als letztes wurde Lok 122 über die Drehscheibe zum Verschrottungsplatz gezogen.
Ende Juli war damit die Ära der Dampfloks der Westfälischen Landes Eisenbahn endgültig beendet. Leider gelang es nicht eine der formschönen und starken Maschinen zu erhalten.

Mit Läuten und Pfeifen
Der Pängelanton

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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:09:02:15:02:02.

Hallo Ulrich,

danke für diese (schrecklich)schönen Bilder. Leider liess es mein Alter nicht zu die Dampfära der WLE mitzuerleben. es ist schön mal ein paar Bilder zu sehen die nicht schon in den bekannten Veröffentlichungen zu sehen waren.

Grüße aus dem westfälischen Beckum,
Sven Altgott

Hallo,

mit welchem Unverstand wurden damals Strecken abgebaut und historische Fahrzeuge verschrottet?

Ich möchte die Aktivitäten im "unteren" Ruhrtal zwischen Hattingen und Hagen ja nicht schmälern, aber man stelle sich eine betriebsfähige Lok 122 vor und eine intakte Strecke Soest - "Möhnesee" - Belecke! Dann könnte man Ausflugsfahrten durchführen: elektrisch vom Ruhrgebiet/Rheinland bis Soest (mit E10 121, E18 oder 103) und dann als Wanderzüge mit Lok 122 Richtung Möhnesee/Warstein ...!

Das wäre Wahnsinn und die Züge wären mit Sicherheit im Sommer regelmäßig ausverkauft.

Wer meint, das wäre Unfug, der schaue sich mal an Sonntagen die Höllentalbahnzüge an, wie voll die sind - und das Einzugsgebiet ist "nur" Freiburg. Das Problem für´s Revier ist: Es gibt keine vernünftigen Ausflugsmöglichkeiten mit der Bahn in Richtung Sauerland.

MfG

Klar sind das traurige Bilder ...

aber leider genau das, was ich selbst noch mit angesehen habe.

Die Rangierfahrten in Erwitte an der vielbefahrenen B 55 waren für uns nur unter schärfsten Sicherheitsauflagen zu besuchen (fest an der Hand des Vaters ...) und die 0122 haben wir nach ihrer Abstellung am Bw Stirper Strasse auch noch angesehen. Als Kind fand ich die kalkfarbenen Räder beeindruckend - dies Detail hat sich in meiner Erinnerung gut gehalten - und siehe da, auf dem letzten Bild ist sie auf der Drehscheibe mit genau diesen aufgehellten Rädern zu sehen. Es ist schon erstasunlich, was man sich in jungen Jahren so alles merken kann ... und was dann hier als Bilder wieder auftaucht!

Als 6-jähriger habe ich mir auf diese "Verkalkung" keinen Reim machen können - kann es heute jemand erklären?

Und sonst: Danke für die Bilder! - christoph beyer

edit: Wo wir schon beim Thema Verkalkung sind ...



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:03:30:11:05:46.

..das immer noch "Neues" Material zur WLE auftaucht, vorher noch nie gesehen. Das ein oder andere Bild hätte noch gut in das jünst erschienen DGEG Buch gepasst. Nach der Dampfära dürfte jetzt die Epoche "Blau" bei der WLE kommen, oder Ulrich?
Tolle Erinnerungen, als junger Knirps habe ich auch noch zwischen Wolbeck und Gremmendorf die oder andere 1`C`1 gesehen.
Beste Gruße, Rudi.

Hallo Christoph,
die Verkalkungen kamen von der Bedienung der Zement und Kalkwerke. Damals gab es noch kaum Filter und ganz Erwitte war nach längeren Perioden ohne Regen grau. Zement und Kalk wurden damals auch noch in SChüttgutwagen mit Deckel verladen, wo es dann entsprechend staubte und die Lok ihr Teil abbekam
Pängelanton

Ich kenne nur die Dieselloks der WLE. Für den Triebwagen und die Dampfloks bin ich leider zu jung. Aus heutiger Sicht Schade, aber auch damals gab es wirtschaftliche Zwänge. Danke für die schaurich schönen Bilder!

Meine Wünsche nach MEHR wurden erhört, Danke dafür. Nach diesen schönen, aber auch erschreckenden Erinnerungen an die 30er und 120er folgend dann noch hoffentlich Bilder der Triebwagen (z. Bsp. 1021/1522) und frühen Dieselloks (0606 bis 0608) und viele Betriebsaufnahmen, so wie die 122 in Erwitte.
Ich würd´s mir wünschen
der Westlipper
Christoph