Juni 1976: Mit der Schulklasse sind wir 10 Tage in der DJH Rothenfels am Main zu Gast. Von der Burg hat man einen schönen Ausblick auch auf die Strecke Lohr - Marktheidenfeld. Leider fährt seit Kurzem kein Personenzug mehr auf der Strecke und der Güterverkehr wird irgendwie nicht wahrgenommen. Auch war die Zeit zur freien Verfügung recht ungünstig gelegen.
Am 14. Juni 1976 steht eine Tagesfahrt nach Würzburg an. Bei der Einfahrt in den Hauptbahnhof fällt mir sofort ein rot-kieselgrauer Pop-Wagen mit der Anschrift „Snack-Bar“ auf. Meine damalige Unwissenheit sagt mir, dass dieser Wagen nicht so wichtig ist, sind die Pop-Wagen doch recht neu. Auch dass oceanblau-beige jetzt der aktuelle „Renner“ für Reisezugwagen ist, ist mir bis dato unbekannt, davon abgesehen, dass Wagen damals eh noch nicht so angesagt waren. Viel interessanter sind doch die 193, 194, 118, 144 und sogar der 614 und die neue 111. Heute ärgere ich mich doch schon ein wenig, ob meiner Ignoranz diesem Wagen gegenüber.
„Snack-Bar“?, werden nun manche von euch fragen, was ist das denn schon wieder? Ein früher „Quick-Pick“, oder auch eine prähistorische Ausgabe des späteren „Bistro-Café“? Wenn man so will, ist da etwas Wahres dran. Um Kosten bei der Bewirtschaftung von geringer frequentierten Eil- und D-Zügen einzusparen - insbesondere Personalkosten - entwickelte die DB auf Wunsch der damaligen DSG zwei Probewagen mit Imbißraum und Selbstbedienungskonzept, sogenannte Büfettwagen. Im Jahre 1960 wurden beide Wagen abgeliefert und als BR4ümg-60/BRbu4ümg-60, später dann als BRbu(ü)mh 281 bezeichnet. Beide Wagen unterschieden sich durch die Platzanordnung im Speiseraum. Während der erste Wagen mit fünf Abteilen und lediglich 6 Sitzplätzen im Speiseraum und dem daran anschließenden Büffet ausgestattet war, waren es im zweiten Wagen 10 Sitzplätze und fünf Hocker im Speiseraum. 1979 existierte nur noch der BRbumh 281.0, 51 80 85-40 002-7, also derjenige mit fünfzehn Sitzmöglichkeiten im Speiseraum. Da ich erst um 1983 mit der Wagenfotografie angefangen bin, habe ich selbst nur wenige Aufnahmen von diesen Fahrzeugen, da sich 1983 gerade noch sieben dieser Büffet/Snack-Bar – Wagen im Bestand befanden, die aber auch schon nicht mehr alle im Plandienst eingesetzt wurden. Daher hier eine Zeichnung des 51 80 85-40 002-7:
Der erste Wagen war bereits zu einem (Gesellschafts-?)Wagen umgebaut worden, weiß jemand in welchen? Der 51 80 85-40 002-7 jedenfalls wurde später zum „Deutsche Weinstrasse“ – Wagen WGm 842, 51 80 89-80 901-7.
Die den beiden Probewagen ab 1962 folgenden 50 Serienwagen vom Typ BRbu4üm-61, später dann BRbu(ü)mh 282, unterschieden sich von diesen durch den etwas vergrößerten Büffetraum bei verkleinerter Küche. Dadurch ließen sich 17 Sitzmöglichkeiten in Form von 11 Sitzplätzen und 6 Hockern unterbringen. Die Wagen wurden unter den Nummern 51 80 85-40 010 bis 059 eingereiht. Ende 1979 waren noch 7 Wagen im Bestand. Der Rest war zum Teil schon in Gesellschaftswagen der Bauart WGmh 840 umgebaut.
Hier eine Zeichnung der BRbumh 282:
Leider kann ich nur auf ein Farbnegativ von 1977 zurückgreifen, welches einen Wagen der Bauart 282 zeigt, nämlich den 51 80 85-40 044-9, im Osnabrücker Hbf:
1968 ließ die DB zwei Wagen der Bauart BRbu4üm-61zu solchen der Bauart BRbu4üm-61/68, später dann BRbu(ü)mh 282.1 umbauen, wobei diese eine lange Längstheke mit 15 Barhockern erhielten. Diese waren drehbar und mit Rückenlehnen versehen. Beide Wagen behielten ihre Nummern 51 80 85-40 012-6 und 015-9 und waren noch bis Mitte der achtziger Jahre im Bestand. Sie wurden im täglichen Wechsel mit tscheslowakischen Speisewagen auf den Relationen Frankfurt-Prag und München-Prag eingesetzt. Auch hier zunächst eine Zeichnung dieser beiden Wagen:
Am 23. Juli 1984 läuft der BRbumh 282.1, 51 80 85-40 012-6, im D 251, Frankfurt-Prag, im Bf von Gemünden am Main ein:
Am selben Tag von der Gangseite im Würzburger Hbf:
Bei der Mitfahrt zwischen beiden Orten entstanden diese beiden Innenaufnahmen:
IM D 468, München-Prag, lief am 24. August 1984 der BRbumh 282.1, 51 80 85-40 015-9, hier bei der Ausfahrt aus Regensburg Hbf:
und knapp ein Jahr später, am 16. August 1985, im Gegenzug D 469, Prag-München, von der Gangseite bei der Ausfahrt aus dem Bf Schwandorf:
Diese war gleichzeitig der letzte Kurs eines Büffetwagens bei der DB. Der D 250/251 war zum Sommerfahrplan 1985 bereits auf WRtm 134, 51 80 88-80 966-1, übergegangen. Dem BRbumh 282.1, 51 80 85-40 015-9, folgte kurz darauf der WRtmh 134, 51 80 88-80 974-5.
Bereits 1962 hatte die DB drei weitere Büffetwagen der Bauart BRbu4üm-62, später BRbu(ü)mh 283, für den Einsatz in innerdeutschen Schnellzügen erhalten. Erneut wurde der Büffetraum umgestaltet . An den längs und quer angeordneten Tischen konnten 22 Sitzplätze untergebracht werden. Ansonsten blieben die Wagen gegenüber den BRbumh 282 unverändert. Die Wagen wurden als 51 80 85-40 200-7, 201-5, und 202-3 eingereiht:
Von einem leider zwischenzeitlich verstorbenen Hobbykollegen erhielt ich dieses Bild von dem BRbumh 283, 51 80 85-40 200-7, vom Sommer 1978 im Essener Hbf:
Damit war das Thema „Büffetwagen“ für die DB zunächst einmal beendet, sieht man einmal von den Umbauten der beiden BRbumh 282.1 ab. Die Wagen liefen in vielen Eil- und Schnellzugläufen, aber auch im Saisonverkehr waren sie anzutreffen. Ende der siebziger Jahre war ihr Stern aber schon weit gesunken. Ab 1978 ließ die DB einen Großteil der Büffetwagen zu Gesellschaftswagen umbauen.
Zum Abschluss des ersten Teiles noch mal ein Blick auf den D 468 am 24. August 1984 im Regensburger Hbf. An fünfter Stelle ist - ob der unterbrochenen Fensterreihe - gut der BRbumh 282.1, 51 80 85-40 015-9 zu erkennen.
Teil 2 folgt in Kürze!
Bis neulich - natürlich im HistFor
Rolf Köstner
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Eintrag editiert (24.09.04 20:33)
Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.
Ich bin ein Boomer!