Guten Abend,
da fragte doch unlängst mal jemand nach Bildern von Fiffi und Pfiffi, den beiden Dreirädern im Harz. Ich habe da was - und habe heute mal begonnen, das zu sichten. Aber von meiner ersten Begegnung das Material ist nicht so prall. Aber was kommen denn so für Erinnerungen wieder hoch - und für erstaunliche Bilder!
Es gab mal eine kurze Meldung im Modelleisenbahner, daß nach zwei Baumustern der Schmalspur-V 100, die Ende 1988 geliefert wurden, die Produktion von 30 Lokomotiven bis 1991 erfolgt ist und damit auch alle Dampfloks außer denen für Traditionszwecke den Weg des alten Eisens gegangen wären. Planmäßig wie zu DDR-Zeiten alles lief, wäre ich von Ende 1989 bis Anfang 1991 bei der Armee gewesen - und ob dort die Urlaubstage es hergegeben hätten, auch mal in den Harz zu fahren, um noch einmal Dampf zu erleben? Ich war doch noch nie länger dort gewesen.
Also habe ich als frischgebackener Abiturient meine Mark der DDR zusammengekratzt, den Eltern den Fotoapparat "aus dem Kreuz geleiert" und bin erst mal vom 3. bis 6. August 1989 zum Plandampf ins Thüringer Becken gefahren, dann kurz heim, um mich am 8. August in den Harz aufzumachen. Keine Filme dabei! Es gab keine! Übernachtung hatte ich auch nur bruchstückhaft für die nächsten 10 Tage.
Also früh mit dem Wernigeröder Schnellzug von Dresden losgefahren. In Sandersleben sah ich, wie weiter vorn zwei Uniformierte einstiegen. Nach ganz kurzer Zeit waren die bei mir im Abteil - also haben die wohl nur mich gesucht? - und fragten, wo ich denn hin wolle und ob ich Übernachtung habe und und und. Es brauchte einige Überredungskunst, daß sie mich nicht mitnahmen. Die junge Frau im Abteil interessierte die gar nicht. In Aschersleben stiegen die Büttel wieder aus, ich in Halberstadt, um nach Blankenburg zu fahren. Bei der dortigen Jugendherberge ersuchte ich um Quartier für eine Nacht und bekam dies auch. Sicherheit mit der Nächtigung ließ mich die Filmbesorgung angehen - in Blankenburg nichts. Also den nächsten Bus rüber nach Thale genommen. Dort in einer privaten Drogerie habe ich die Vorräte an Diafilm aufgekauft - 10 Stück. War das auch klar. Ufff ...
Das Wetter wurde an dem Tag schlecht, einmal bin ich in Blankenburg dann noch zum Bahnhof. Am nächsten Tag setzte ich dann mit dem Bus um nach Günthersberge in die Herberge, wo ich für drei oder vier Nächte Quartier hatte. Aber endlich wieder Sonne! Nun, für mich stand das Abwandern der Selketalbahn von Gernrode bis herauf nach Harzgerode auf dem Programm, das war bis Harzgerode an den nächsten zwei Tagen erledigt. Dabei konnte ich vom Felsen an der Straße von Alexisbad nach Harzgerode am 11. August den GmP 69712 ablichten, der mit einer ganzen Leine Schmalspur-Güterwagen herunterkam:
In dem Vierbettzimmer in Günthersberge hatte der Herbergsvater noch drei weitere Eisenbahnfreunde einquartiert - Zufall oder Plan? - denn der Chef selbst war auch vom Eisenbahnvirus befallen :-) Es ergab sich dadurch, daß wir in unterschiedlicher Besetzung immer abends noch mal nach einem Güterzug Ausschau hielten, der ja eventuell schon mit einer der neuen 199.8 bespannt sein soll. Einmal kam der auch - ebenfalls am 11. August mit 199 871 als N 67096:
Die Kollegen reisten weiter, ich hatte ja länger gebucht. Am dritten Tag hatte ich vor, mich dem Abschnitt Stiege - Eisfelder Talmühle zu widmen. Es war ein trüb beginnender Sonnabend. In Birkenmoor kam zunächst ein Personenzug, der völlig überraschend mit der 6001 bespannt war. Da reisten ein paar Eisenbahnfreunde von der anderen Seite des Eisernen Vorhangs mit, mit denen ich mich dann auf den Weg talwärts machte. Denn es stand ja - damals auf jeden Fall auch sonnabends! - der N 67092 an, der mit zwei Loks im Fahrplan vermerkt war. Er kam dann auch mit 99 7231 als Zuglok und 99 7233 als Vorspanne:
Es war dann noch ein sehr sonniger Tag mit schönen Aufnahmen von den Behrköpfen herunter auf die Strecke - heute sicher nicht mehr möglich, weil die Bäume höher sind. Am Sonntag hatte ich Günthersberge zu verlassen und mich wieder auf eine - diesmal schon abgeklärte Nacht nach Blankenburg zu begeben. Schönes Wetter und Filme vorhanden, da konnte ich mich endlich auch mal der Rübelandbahn widmen. Unter anderem konnte ich so 251 014 erleben, die - eben noch Schlußlok - nunmehr als Zuglok den Dg 55790 Richtung Rübeland weiter bergwärts ziehen wird. Am anderen Ende des Zuges leistet 251 005 ihren Dienst. Beachtenswert ist die breite Bauchbinde, die Lackierung, die in den letzten Jahren nicht mehr erlebbar war.
Am nächsten Tag, dem 13. August ging es über die Regelspur nach Wernigerode. Dort hatte ich im Internationalen Jugend-Gästehaus Quartier bekommen, weil eine Reisegruppe aus Ungarn abgesagt hatte - aber Platz war dann trotzdem keiner mehr frei ... Von Wernigerode aus wollte ich mir die Strecke bis Drei Annen Hohne etwas genauer ansehen - habe ich auch gemacht. Die Blicke schweiften seinerzeit schon mehrfach zum höchsten Berg der Welt - "Keiner kommt dort hoch" - und in Gedanken eben auch zu der Strecke um den Gipfel. Es war ja nicht zu ahnen, daß es kein Dreivierteljahr mehr dauert, bis ich da oben stehe. Nun, soweit war es aber noch nicht. An Di und Do verkehrte seinerzeit der FDGB-Sonderzug mit einer grünen Mallet, den habe ich auch mal in der Höhe vom Parkplatz Drei Annen fotographiert habe. Da kam dann auch gleich so ein Uniformierter daher und fragte mich, was das denn solle. Nachdem er ein Taschenkontrolle durchgeführt hatte, die ein Kursbuch und eine grüne Gurke zum Vorschein brachte, ließ er dann von mir ab ;-)
Am 15. August war nun mein letzter "Arbeitstag" im Harz gekommen. Ich kam im Laufe des Nachmittags nach Hasserode und sah dort die 6101 rangieren ... Ein Blick in den Fahrplan zeigte, daß jetzt wohl bald eine Kreuzung von Personenzügen anstünde. Also wurde das Dreirad mit den zwei Ord's und dem Regelspurwagen auf Rollböcken im oberen Argenta-Anschluß eingeschlossen. Nachdem die Kreuzung gelaufen war, kam die Garnitur wieder raus und fuhr als Üb 74792 wieder Richtung Stadt und zur Umladung. Das Licht war ziemlich hart, sicher nicht optimal, aber was will man machen? ;-)
Ich hoffe, die Geschichte hat nicht zu sehr gelangweilt und Ihr kommt mit den verschiedenen Formen des Güterverkehrs (Rollwagen, Rollböcke, Regelspur, Schmalspurgüterwagen, mit Dampf, Diesel und Strom, als Übergabe, GmP, Nahgüter oder Dg) klar :-) So war das damals.
Beste Grüße
Klaus