Hallo allerseits,
vor ein paar Tagen druckfrisch bei mir eingetroffen ist mit „Eisenbahnen zwischen Rhein, Maas und Mosel“ das neueste Werk aus dem Wolfgang Herdam Fotoverlag, der in der Vergangenheit unter anderem mit thematisch ähnlich gelagerten Bildbänden abseits des Mainstreams – stellvertretend seien „Chemins de fer Luxembourgeois - Europas kleinste Staatsbahn“ und „NoHABs und Kartoffelkäfer - Ende einer Loklegende“ genannt – reüssieren konnte. Für mich motivierend, einen Blick ins Buch zu werfen, war mein großes Interesse an den Staatsbahnen unserer westlichen Nachbarländer Frankreich, Luxemburg und Belgien, wiewohl das Buch zu einem nicht unerheblichen Teil auch – häufig längst vergessene – Strecken in Deutschland zeigt.
Das Konzept des 192 Seiten umfassenden Bildbands ist so einfach wie dennoch für die Eisenbahnliteratur eher ungewöhnlich, da es über Sprach- und Landesgrenzen hinweggeht und gleich vier Staatsbahnen – CFL, DB, SNCB und SNCF – einschließt. Passend zur Unterzeichnung des Schengener Abkommens zwischen den Benelux-Staaten, Deutschland und Frankreich vor 30 Jahren, das ein wichtiger Markstein für die Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union sein sollte, nimmt der Autor den Leser mit auf eine Reise durch diesen im Herzen Europas gelegenen Raum, wie er sich in den 80er- und 90er-Jahren darstellte.
Von Luxemburg aus führt der fotografische Streifzug entlang von Mosel und Rhein zunächst in den Kölner Raum, von dort westwärts gen Belgien und durch das Tal der Vesdre bis nach Liège/Lüttich. Ehe es entlang der luxemburgischen Nordstrecke durch das Oesling ins Großherzogtum geht und der Betrachter die Einsätze der urigen „Picasso“-Triebwagen der SNCF zwischen Charleville-Mézières und Dinant noch einmal erleben kann, kommen auch die Regionen im äußersten Westen der Bundesrepublik, vom Hohen Venn bei Aachen bis in die südwestliche Eifel, nicht zu kurz. Schlussendlich findet man sich nach einem Abstecher ins mittlerweile nur noch einen Schatten seiner selbst darstellende Lothringer Montanrevier in der Europastadt Luxemburg wieder.
Neben ein paar wenigen Fotografien, die ersichtlich vorwiegend aus dokumentarischen Gründen in den Bildband aufgenommen wurden, dominieren motivlich wie technisch überzeugende Farbaufnahmen des Autors Wolfgang Herdam und anderer Größen der Eisenbahnfotografie wie z. B. Gerhard Bank, Christoph Weinkopf und Georg Wagner. Die drucktechnische Umsetzung überzeugt dabei ebenso wie die glücklicherweise getroffene Entscheidung, fast durchgängig großformatige bzw. ganzseitige Bilder zu drucken. Ärgernisse wie eine sich schon beim ersten Blättern auflösende Bindung oder über die Falz in Buchmitte gedruckte Fotos bleiben aus. Meine persönlichen Highlights stellen die Motive mit belgischen und luxemburgischen Großdieselloks auf der noch nicht elektrifizierten Nordstrecke, die lokbespannten Schnellzüge der Relation Köln – Belgien und die „Picassos“ im landschaftlich schönen französischen Maastal dar!
Fazit: Besonders für denjenigen, der nicht nur an der deutschen Eisenbahn, sondern auch am Betrieb bei unseren westlichen Nachbarn interessiert ist, lohnt sich die Anschaffung trotz des nicht ganz billigen Preises von 49,00 Euro auf jeden Fall! Aber auch demjenigen, der einfach nur schöne Aufnahmen von Bahn- und Landschaft genießen will und der sich in der Gegend vielleicht (noch) nicht so gut auskennt, bieten vier regionale Streckenkarten der behandelten Bahnverwaltungen am Buchanfang und –ende eine gute geografische Übersicht.
Buchdaten: „Eisenbahnen zwischen Rhein, Maas und Mosel“ von Wolfgang Herdam. Gernrode 2015. 192 Seiten mit 235 zumeist großformatigen Farbfotografien, Format DIN A4 quer, gebunden. Hrsg. v. Wolfgang Herdam Fotoverlag, Clara-Zetkin-Str. 2, 06485 Quedlinburg-Gernrode. ISBN: 978-3-933178-33-6. Preis: 49,00 Euro.
Viele Grüße,
Julian
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:11:16:13:50:34.