Guten Tag,

Hier mal wieder ein Zwischenstand zum Bau der Neubaustrecke in Chemnitz von der Bernsdorfer/Turnstraße zum Gewerbegebiet Werner-Seelenbinder-Str. über die Turnstraße und Reichenhainer Str. Die Bilder stammen vom 12.3.2017, sind also noch fast aktuell. Der erste Bauabschnitt (1.BA) bis Stadlerplatz ist nahezu fertig, aber es gab Bauverzögerungen beim Umbau der Bernsdorfer Straße (Linie 2) u.a. wegen des Winters. Die angekündigte Teil-Inbetriebnahme bis Stadlerplatz wurde mehrfach verschoben, u.a. gab es mal den Termin 9. Februar, inzwischen wohl Juni. Das liegt aber auch an der immer noch sehr geringen Verfügbarkeit der Fahrzeuge für die Straßenbahn/Eisenbahn-Kombi-Linien C13, C14 und C15. Die zusätzlichen Wagen für die künftige Linie 3 sind noch gar nicht gebaut.

Bild 1: Der Abzweig von der Bernsdorfer Straße ist soweit fertig bis auf Restarbeiten und die Fahrleitung. Die Bernsdorfer Straße selbst wird aber im Moment noch temporär eingleisig bedient (von Annenstraße bis Lutherstraße), der Anschluß der NBS ist daher noch nicht nutzbar.



Bild 2: Die Turnstraße Richtung Reichenhainer Straße. Die meisten Häuser auf der rechten Seite stehen offenbar leer, insbesondere die ehemaligen Industriegebäude. Trotz des geringen Platzes hat man beidseitig Fahrleitungsmasten aufgestellt. Der Gleiswechsel bildet die Wendemöglichkeit für die Teilinbetriebnahme bis zum Stadlerplatz, soll aber nach Fertigstellung dauerhaft bleiben. Es ist in Chemnitz Tradition, daß ca. alle 800m ein Stumpfgleiswechsel eingebaut ist.



Bild 3: Das obere Ende der Turnstraße. Hier biegt die Strecke in die Reichenhainer Straße ein. Im Hintergrund links befindet sich der Bf. Chemnitz-Süd. Die Trassierung über die Turnstraße macht den Umstieg zwischen Eisenbahn (Sachsenmagistrale Dresden-Chemnitz-Zwickau...) und Straßenbahn nicht besonders bequem, hat aber den Bau stark vereinfacht. Auffällig sind hier die besonders breiten Rillen der Rillenschienen, nötig für das Mischprofil der Räder der Hybridwagen.



Bild 4: Die Haltestelle Stadlerplatz soll provisorisch als Endpunkt genutzt werden. Aufgrund des einfachen Gleiswechsels kann dabei nur ein Gleis sinnvoll verwendet werden.



Bild 5: Vom Stadlerplatz geht es noch ein Stück weiter bis zum Ende des ersten Bauabschnitts, über die kreuzende Lutherstraße bis etwa zur Dittesstr.



Bild 6: Der mittlere Bauabschnitt ("3.BA") wurde als letzter begonnen. Hier ist erstmal der Mittelstreifen der Reichenhainer Straße komplett abgeholzt, eingeebnet und asphaltiert worden, obwohl dort eigentlich die Straßenbahn hinkommen soll. Vorher sollen aber die beiden Fahrbahnen erneuert und teilweise umgebaut werden, und derweil dient die Mitte als provisorische Fahrbahn. So präsentiert sich die Straße z.Zt. eher wie ein sowjetischer Prospekt und ADAC-Traum als Asphaltfläche mit Platz für ca. 6 Fahrstreifen. Rechts diverse Gebäude der TU, links die Mensa. Das Verkehrsaufkommen des TU-Campus ist der Hauptgrund für den Bau der Strecke. Díe TU hat nach wie vor auch Teile in der Innenstadt und entsprechend muß viel hin und her gefahren werden.



Bild 7: Kurz vor dem Friedhof biegt die NBS von der Reichenhainer Straße ab. Dort beginnt der "2.BA", der nahezu zeitgleich mit dem 1.BA gebaut wurde und daher auch schon sehr weit gediehen ist. Auf der linken Seite beginnt der Friedhof (übrigens ein sehr schöner Park), rechts zieht sich der TU-Campus hin, gefolgt von diversen weiteren Forschungsinstituten. Das obere Stück der Strecke soll kombinierte Fahrbahn für Straßenbahn und Bus sein.



Bild 8: Weiter unten ist mehr Platz, daher endet die gemeinsame Fahrbahn dort und die Bahn bekommt einen eigenen Bahnkörper. Hier ist schon die Einfahrtsweiche nach links in die Wendeschleife zu sehen.



Bild 9: Die Wendeschleife hat zwei Gleise. Innen befindet sich ein Endpunktgebäude mit Sozialräumen und wohl auch ein GUW.



Bild 10: Der Endpunkt liegt derzeit im völligen Nichts. Es ist vorgesehen, daß das Gewerbegebiet aus Richtung Werner-Seelenbinder-Straße hierher wachsen soll, und ebenso sind wohl Erweiterungsflächen für die TU gedacht. Mir ist auch noch nicht klar, wie der Endpunkt eigentlich heißen soll. Weder "TU" noch "Friedhof" noch "Reichenhain" sind wirklich passend, und allzu sperrige Namen als Endpunktbezeichnung will man ja nicht mehr (wie einst "Stollberger Str./W.-Sagorski-Str." oder "Wgb. Fritz Heckert Baugebiet VIII").
Eine neue Straße zur Erschließung ist in Bau (Fraunhoferstraße), aber noch nicht fertig. Eigentlich hätte man diese Straße zuerst bauen sollen, um die Baustellen-Umleitungen der Reichenhainer Straße zu entlasten. Sie soll ohnehin dauerhaft den größten Teil des MIV aufnehmen, der bisher auf der Reichenhainer Straße entlang fuhr.



Bild 11: Hier soll es mal weiter auf die Eisenbahn Richtung Zwönitz gehen. Der Weg links führt zu einer Brücke über die Bahnstrecke, die hier bisher von Kleingärten gesäumt ist.



Bild 12: Von besagter Brücke bietet sich hier der Blick stadtwärts Richtung Bf. Chemnitz-Süd. Irgendwo am rechten Rand müßte die neue Strecke herunter kommen.



Bild 13: Gedreht um 180° sehen wir die Bahnstrecke Richtung Bf. Reichenhain - Erfenschlag - Einsiedel und den Kirchturm von Altchemnitz. In dieser Richtung soll in Zukunft bis Thalheim oder Zwönitz nach EBO mit den Hybridwagen gefahren werden.



Grüße,
Jan B.

Jan Bochmann schrieb:

Mir ist auch noch nicht klar, wie der Endpunkt eigentlich heißen soll. Weder "TU" noch "Friedhof" noch "Reichenhain" sind wirklich passend, und allzu sperrige Namen als Endpunktbezeichnung will man ja nicht mehr (wie einst "Stollberger Str./W.-Sagorski-Str." oder "Wgb. Fritz Heckert Baugebiet VIII").

In einem Zug der C13 habe ich heute an der Toilettentür einen Anschlag: "Keine Toilettennutzung zwischen Chemnitz Hauptbahnhof und Chemnitz Technopark." und dasselbe noch mal in Englisch gesehen.

... soll die neue Endstelle mal heißen (so steht es zumindest auf der Netzkarte im neuen Nahverkehrsplan). Das passt zwar momentan noch überhaupt nicht zur Umgebung, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Vielen Dank übrigens für die Bilder, die aber doch nicht mehr ganz aktuell sind (man arbeitet halt doch weiter).
Die Einfahrt von der Bernsdorfer in die Turnstraße ist mittlerweile komplett asphaltiert und die Gleise im ersten Bauabschnitt sind (an den dafür vorgesehenen Stellen) vollständig mit Rollrasen bestückt. Lediglich die letzte Fahrleitungslücke zwischen Bernsdorfer und Turnstraße ist noch immer existent.

Viele Grüße

Sven

Hallo,

zu Bild 3: die Häuser sind bewohnt, nur das Fabrikgelände scheint nicht in Benutzung zu sein.
zu Bild 4: der Umstieg Eisenbahn (Sachsenmagistrale) / Straßenbahn ist an der Haltestelle Bernsbachplatz, wenn auch mit einem kleinen Fußweg, gut möglich, da der Bahnsteig der Sachsenmagistrale des Haltepunktes Chemnitz Süd über einen Treppenaufgang von der Bernsdorfer Straße verfügt.

In den CityLink's werden im BOStrab-Bereich die Toiletten automatisch verschlossen (heraus kommt man natürlich... :-) )

Gruß

Moin,
wer plant eigentlich die genaue Ausführung solcher Strecken?
Konkret geht es mir da um die Fahrleitungsanlage. Hochkettenanlagen vertragen Mastabstände von 50-70 Meter (gerade Strecke). Ein Mast zwischen den Gleisen könnte die Leitungen für beide Gleise tragen. Man kommt also auf etwa 2 Maste pro 100m gerade Strecke. Hier stehen jeweils zwei Maste im Abstand von etwa 25-35m, also etwa 6-8 Maste pro 100m Strecke.
Verdient der Planer am Verkauf der Peiner Masten mit? Anders kann ich mir diese stadtbildverschandelnde Verschwendung nicht erklären...
(In Magdeburg sieht es ja stellenweise sehr ähnlich aus.)
1418

Wie auf den Fotos zu sehen, gibt es auf der Neubaustrecke nur Einfachfahrleitung, was noch mehr für Masten in Gleismitte sprechen würde. Auf der Turnstraße gibt es zudem ein paar Hausdurchfahrten, bei denen man mit dem umgesetzten Ausbau der Straße Spezialist oder Masochist sein muss, um diese mit dem eigenen Auto benutzen zu können oder zu wollen. Mit einer teilweise Befahrbarkeit des Gleiskörpers (wie diese mit Maste in der Mitte möglich gewesen wäre), hätte man diese Situation um einiges entschärfen können.

Letztlich sind die Masten aber schon in der Planfeststellung so festgelegt worden, wobei die Doppelreihe und der geringe Abstand meiner Meinung nach hauptsächlich der Tatsache geschuldet sein dürften, dass diese gleichzeitig als Träger für die Straßenbeleuchtung genutzt werden. Das hätte in Mittellage nicht funktioniert, womit man wieder zusätzliche Beleuchtungsmasten mit dem entsprechenden Kosten und zusätzlichem Platzbedarf benötigt hätte.

Viele Grüße

Sven

Hallo,

die Turnstraße zwischen Reichenhainer Straße und Bernsdorfer Straße war auch vorher städtbaulich keine Schönheit. Das halb verwahrloste Fabrikgelände und die Garagen (auf dem Bild nach der Kreuzung Vetterstraße auf der linken Seite) laden nicht unbedingt zum Verweilen in dieser Straße bzw. zum Wohnen dort ein. Dazu gab es noch Kopfsteinpflaster. Meiner Meinung nach sieht die Straße jetzt, trotz der Maste, noch besser aus als früher.
Warum keine Kettenfahrleitung, wie sonst in Chemnitz, gebaut wurde, liegt wohl darin, dass die maximale Streckengeschwindigkeit auf diesem Abschnitt wohl so um die 15 km/h betragen wird.

Interessant werden die Geräusche sein, wenn die Bahnen durch die beiden Bögen oberhalb und unterhalb der Straße fahren wird...

Gruß

Blick aus Richtung Reichenhainer Straße


Blick von der Zschopauer Straße

Frage am Rande: Gab es von Seiten der TU eigentlich Einwände oder Vorbehalte gegen die Strecke? Andernorts hört man ja gern Protest aus Forschungseinrichtungen hinsichtlich Erschütterungen und magnetischer Felder, die Bahnen und Oberleitung mit sich bringen. In Ulm wird das beispielsweise zur Folge haben, dass man im Unibereich ungewöhnlich enge Mastabstände bauen muss, um die Oberleitung wohl besser abzuschirmen.

Soweit ich weiß, gab es von Seiten der TU keine signifikanten Einwände. Das einzige was mir im Zusammenhang mit dem Neubau der Straßenbahntrasse bekannt ist, ist eine verstärkte Bodenplatte beim Neubau des MAIN-Gebäudes (*) in der Rosenbergstraße. Damit will man wohl eine bessere Entkopplung bei den mechanischen Schwingungen erreichen.

Viele Grüße

Sven


* MAIN - Zentrum für Materialen, Architekuren und Integration von Nanomembranen

Edit: überflüssiges 'e' entfernt



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:04:01:23:28:58.

Bezüglich Der Einschätzung zu Vorher-Nachher bin ich voll und ganz bei Windi09126.
Auch wenn die Straße jetzt durch die Masten recht vollgestellt aussieht - schlimmer als vorher ist es bestimmt nicht. Zur besseren Vergleichbarkeit hab ich auch noch drei Fotos zu bieten, die ich im Januar 2016 aufgenommen habe, bevor die Bagger kamen. Bild 1 und 2 sind im Wesentlichen mit denen von Windi09126 vergleichbar, Bild 3 ist in Höhe des erwähnten Garagenkomplexes aufgenommen und lässt den Vorherzustand der Straße im Detail erkennen.

(1) Blick von der Zschopauer in Richtung Reichenhainer Straße


(2) Blick von der Reichenhainer in Richtung Bernsdorfer Straße


(3) Blick von oberhalb der Vetters- in Richtung Bernsdorfer Straße


Viele Grüße

Sven

Edit: zweimal "von" hinzugefügt



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:04:01:23:38:04.

Guten Tag,

Windi09126 schrieb:

Hallo,

die Turnstraße zwischen Reichenhainer Straße und Bernsdorfer Straße war auch vorher städtbaulich keine Schönheit.

Das kann man wohl sagen, und es ist schon seit Jahrzehnten so. Der heute tote Industriebetrieb hatte in den 1980er Jahren übrigens einen großen Bereich der Straße abgezäunt und für sich als Kohlenlager belegt.

Windi09126 schrieb:

Dazu gab es noch Kopfsteinpflaster.

Dem möchte ich widersprechen. Kopfsteinpflaster war in Chemnitz schon immer extrem selten. Eines der wenigen Beispiele war der Weiße Weg zwischen Dresdner Straße und der Müllkippe. Hier handelt es sich dagegen um Kleinpflaster - das ist von der Qualität schon viel besser als Kopfsteinpflaster.

Das Wissen um solche alten Verfahren im Straßenbau geht leider immer mehr verloren. Weitere Details dazu siehe hier: [de.wikipedia.org]

Windi09126 schrieb:

Warum keine Kettenfahrleitung, wie sonst in Chemnitz, gebaut wurde, liegt wohl darin, dass die maximale Streckengeschwindigkeit auf diesem Abschnitt wohl so um die 15 km/h betragen wird.

So extrem sehe ich das nicht, 30 sollte drin sein, mehr lohnt sich auf dem kurzen Stück auch nicht.

Windi09126 schrieb:

Interessant werden die Geräusche sein, wenn die Bahnen durch die beiden Bögen oberhalb und unterhalb der Straße fahren wird...

Ich habe nicht den Eindruck, daß die besonders enge Radien hätten, etwa im Vergleich zur Annenstraße.

Gruß und Danke für die Vergleichsbilder (bin früher hunderte Male dort entlang gekommen, habe aber nie fotografiert),
Jan B.

Hallo Jan,

ich meinte mit dem Kopfsteinpflaster mehr die dadurch verbundene Lautstärke :-)

Die Streckengeschwindigkeit beträgt vorerst 15 km/h, da bis zur Freigabe zum Technopark der Gleiswechsel in der Turnstraße planmäßig genutzt wird. Sicherlich wird später die Geschwindigkeit bei 30 km/h liegen und dafür reicht die Einfachfahrleitung aus.

Die Radien müssten zumindest an der Bernsdorfer Straße in etwa dem am Hbf (Carolastraße / Bahnhofstraße) gleichen. Auch da hört man die Bahn...

Ich muss mal schauen, theoretisch habe ich die Turnstraße noch vorher fotografiert.

Gruß Windi

Noch zwei Bilder:






1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:04:02:10:18:02.