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[D] Rheinbahn weigert sich Tunnelstationen für Obdachlose zu öffnen

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 25.01.17 01:22

Wie im WDR-Fernsehen zu sehen war, nach wie vor auch 2017 aktuell:

[www.rp-online.de]

Während man ein paar Kilometer rheinaufwärts die Tunnelstationen das ganze Jahr durchgehend geöffnet hat, schafft man es bei der Rheinbahn noch nicht einmal an ein paar Tagen im Winter – nicht sehr großstädtisch.

Wie sieht es in anderen Städten aus, sind die Stationen nachts zu, so wie in Düsseldorf, oder sind sie 24/7 auf, so wie in Köln?



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:01:25:01:23:51.
Ich habe den Beitrag gestern früh im WDR-Radio verfolgt.

Es hat wie alles seine zwei Seiten. Auf der einen kann man sagen: Klar - bricht man sich keinen Zacken aus der Krone, wenn man die U-Bahnhöfe zumindest in sehr kalten Nächten für Obdachlose öffnet.

Auf der anderen Seite geht man damit eine gewisse Fürsorgeverpflichtung ein, das auch kein Obdachloser zu Schaden kommt. Was, wenn sich einige Menschen im Gleisbett niederlegen? Der Kontrollaufwand vor der morgendlichen Betriebsaufnahme ist sehr hoch und fast gar nicht sicher zu stellen. Und das Risiko besteht gerade bei stark alkoholisierten Menschen ganz besonders.

Aber auch "Otto-Normal-Handelnden" Obdachlosen ist damit nicht unbedingt ein Bärendienst geleistet. Die Stationen sind alles andere als kuschelige, lauschige Plätze - im Gegenteil durch den Tunnel entsteht eine Art Kaminwirkung, die die Stationen ziemlich zugig und kalt werden läßt.

Besser sind Notunterkünfte, die für diesen Zweck gedacht und geschaffen sind. Nur - die sind wiederum bei vielen Obdachlosen alles andere als beliebt. Die Gründe sind nachvollziehbar: da wird gestohlen, die Leute sind zu 20 oder 30 in großen Schlafsäälen untergebracht und vielfach ist das Mitbringen von Tieren nicht erlaubt und morgens um 7 werden die Leute wieder hinaus in die Kälte entlassen.

Es ist eine sehr zweischneidige Sache.

Denkt einer auch mal an die Fahrgäste?

geschrieben von: 614 078

Datum: 25.01.17 06:28

Die Entscheidung der Rheinbahn ist völlig richtig und nachvollziehbar. Was aber in dem Zeitungsartikel nicht erwähnt wird, ist die Belästigung der Fahrgäste der Früh- und Spätwagen.

Wenn ich in Düsseldorf (oder einer anderen Stadt mit unterirdischen Stadtbahnen oder U-Bahnen) wohnen würde, wäre es mir nicht so recht, wenn in den Tunnelstationen so ein Klientel sesshaft wäre.

Man vergleiche es mit vielen Brücken. Es würde binnen kürzester Zeit extrem nach Urin und Sonstigem stinken, Exkremente von Hunden (oder die eigenen) würden verteilt rumliegen und generell wären derartige Personen in ihren Schlafsäcken wahrlich keine gute Visitenkarte für die Stadt.

In Bremen war - oder wird (???) - es Obdachlosen m.W. erlaubt, an besonders kalten Tagen sich im Heck der Straßenbahnen fahrscheinlos aufzuhalten. Das geht gar nicht!

Wer obdachlos ist, kann entsprechende Notunterkünfte aufsuchen. Wer das nicht tut, hat halt Pech gehabt. In Deutschland muss niemand freiwillig obdachlos sein!

Ich wäre so oder so dafür, endlich ein bundesweites Bettelverbot abzusegnen. Gerade die Zahl der aggressiven Profibettler aus Rumänien, Bulgarien bzw. sonstigem Osteuropa hat in den letzten Jahren spürbar zugenommen. Schade, dass dies kaum einen Politiker interessiert.

Re: Denkt einer auch mal an die Fahrgäste?

geschrieben von: Kleinbahner65

Datum: 25.01.17 08:36

Für dieses Probmem sind eigetlch ander Institutionen zuständig, nur leider kümmern die sich nur um die gegenwärtige anderen "Gäste" des Landes. Traurig, das ein Teil des eigene Volkes, in so einem reichen Land, auf der Straße leben muss.
[www.drehscheibe-online.de]

Jeden Tag begegnen wir Menschen, die auf der Straße leben – meistens schauen wir an ihnen vorbei. Wer sind sie, was ist ihre Geschichte? Fotograf Reto Klar und Autorin Uta Keseling (Berliner Morgenpost) suchten in der Bahnhofsmission am Berliner Bahnhof Zoo nach Antworten und begleiteten den Alltag obdachloser Frauen und Männer durch Porträts und Geschichten. Die daraus entstandene Ausstellung „Die Unsichtbaren“ war in Deutschlands großen Bahnhöfen auf Tour.
DB Museum Mail: info@db-museum.de
Lessingstraße 6, 90443 Nürnberg

Re: Denkt einer auch mal an die Fahrgäste?

geschrieben von: Null2

Datum: 25.01.17 09:37

614 078 schrieb:

Die Entscheidung der Rheinbahn ist völlig richtig und nachvollziehbar. Was aber in dem Zeitungsartikel nicht erwähnt wird, ist die Belästigung der Fahrgäste der Früh- und Spätwagen.

Wenn ich in Düsseldorf (oder einer anderen Stadt mit unterirdischen Stadtbahnen oder U-Bahnen) wohnen würde, wäre es mir nicht so recht, wenn in den Tunnelstationen so ein Klientel sesshaft wäre.

Man vergleiche es mit vielen Brücken. Es würde binnen kürzester Zeit extrem nach Urin und Sonstigem stinken, Exkremente von Hunden (oder die eigenen) würden verteilt rumliegen und generell wären derartige Personen in ihren Schlafsäcken wahrlich keine gute Visitenkarte für die Stadt.

In Bremen war - oder wird (???) - es Obdachlosen m.W. erlaubt, an besonders kalten Tagen sich im Heck der Straßenbahnen fahrscheinlos aufzuhalten. Das geht gar nicht!

Wer obdachlos ist, kann entsprechende Notunterkünfte aufsuchen. Wer das nicht tut, hat halt Pech gehabt. In Deutschland muss niemand freiwillig obdachlos sein!

Ich wäre so oder so dafür, endlich ein bundesweites Bettelverbot abzusegnen. Gerade die Zahl der aggressiven Profibettler aus Rumänien, Bulgarien bzw. sonstigem Osteuropa hat in den letzten Jahren spürbar zugenommen. Schade, dass dies kaum einen Politiker interessiert.

Man kann nur hoffen daß dich niemals ein solcher Schicksalsschlag oder eine persönliche Krise trifft der dich in eine oben beschriebene Obdachlosigkeit führt.
Ja, als Obdachloser kann man in Notunterkünfte gehen und sich dort beklauen bedrohen oder zusammenschlagen lassen. Hab ich schon miterleben dürfen.

Jede Stadt hat übrigens die Visitenkarte die es verdient.
Gegen aggressive Bettlerbanden wird sehr wohl einiges getan nur bekommst du selber kaum was davon mit weil du größtenteils deine Augen vor dem Elend auch der "gewöhnlichen" Obdachlosen verschließt.

"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
Carlo Schmid (SPD) 1948

„Si vis pacem para bellum“ Marcus Tullius Cicero

Anderes Problem

geschrieben von: Peter

Datum: 25.01.17 10:09

Hallo!

614 078 schrieb:
Wer obdachlos ist, kann entsprechende Notunterkünfte aufsuchen. Wer das nicht tut, hat halt Pech gehabt. In Deutschland muss niemand freiwillig obdachlos sein!
Das Problem ist ein anderes.
Nicht jeder psychisch Kranke ist obdachlos, doch auffallend viele Obdachlose sind psychisch krank.
Man mag darueber streiten, was Ursache und was Wirkung ist, Tatsache ist, dass viele dieser Menschen die Angebote der Unterkuenfte nicht nutzen koennen, etwa, weil sie Angst vor anderen, Angst vor geschlossenen Raeumen etc. haben.
Und: Es kann jeden treffen! Vor vielen Jahren lief mal ein Themenabend in ARTE zum Thema - interessant, aber irgendwie jenseits meiner Welt.
Jahre spaeter ist das ein (ehem.) Nachbar von mir aus dem System gefallen - zuerst Ausbildung und internationale Praktika, dann Beginn einer vielversprechenden Karriere - ploetzlich Krakheit und Strasse.
Wir hatten uns aus den Augen verloren, als er beruflich nach Japan ging, spaeter stand ich an seinem Grab. Er war an Nierenversagen infolge von permanenten Entzuendungen verstorben - besonders bloed, wenn man von Geburt an nur eine Niere hat, dies aber nicht weiss. Er war friedlich, tat niemendem was und war nicht polizeilich in Erscheinung getreten.

Oder nimm das Beispiel Werther/Westfalen: Dort hat eine Buergergruppe fuer das Begraebnis eines Obdachlosen gesammelt, der jahrelang friedlich in der Kleinstadt gelebt hatte. Er lebte sein Leben, tat niemandem Unrecht, alle kannten ihn. Als er starb, legten die Buerger zusammen, damit auch er ein Grab bekommen kann. Der Ueberschuss wurde angelegt, um in weiteren Notfaellen helfen zu koennen.

614 078 schrieb:
Ich wäre so oder so dafür, endlich ein bundesweites Bettelverbot abzusegnen. Gerade die Zahl der aggressiven Profibettler aus Rumänien, Bulgarien bzw. sonstigem Osteuropa hat in den letzten Jahren spürbar zugenommen. Schade, dass dies kaum einen Politiker interessiert.
Das Verbot des aggressiven Bettelns gibt es - man muss es durchsetzen koennen. Und wenn man immer weniger Polizisten auf der Strasse hat...

Gruss

Peter

+++ Ich will gar nicht, dass mich jeder mag - im Gegenteil: Die Sympathie oder Zuneigung gewisser Menschen waere mir hochgradig peinlich.
+++ Friends help you move. True friends help you move bodies.
+++ Rechtschreibfehler sind beabsichtigt: Es gibt immer Menschen, die nach Fehlern suchen - und ich versuche, allen Lesern etwas zu bieten.
Gegen einen kleinen Obolus biete ich sogar Patenschaften fuer meine Schreibfehler an. Und bald ist Weihnachten ...
cinéma schrieb:
Während man ein paar Kilometer rheinaufwärts die Tunnelstationen das ganze Jahr durchgehend geöffnet hat
Dementsprechend sehen die Stationen dann dort auch aus... Verunreinigungen und Graffitti sind ein großes Problem in Köln.


Zitat:
Wie sieht es in anderen Städten aus, sind die Stationen nachts zu, so wie in Düsseldorf, oder sind sie 24/7 auf, so wie in Köln?
Es ist glaube ich sowieso ein Missverständnis, dass die 24/7-Öffnung in Köln ein "Service" für die Obdachlosen sein soll. Es ist dem Betrieb einfach zu aufwendig, die Stationen für die paar Stunden Betriebsruhe zu verschließen. Wenn an kalten Wintertagen der ein oder andere Obdachlose davon profitiert, ist das allenfalls ein Nebeneffekt, ganz im Sinne des typisch kölschen Laisser-Faire.

Re: Anderes Problem

geschrieben von: RationisCausa

Datum: 25.01.17 13:19

Die Rheinbahn ist Dienstleister, ein Wirtschaftsunternehmen. Und keine Caritas-Station. Das nur vorweg.

Natürlich könnte man theoretisch die U-Bahnhöfe nachts auflassen - aber ich hielte das für keine gute Idee. Warum? Nun, wer schon öfter erlebt hat, wie es stinkt, wenn ein Obdachloser einen Straßen- oder U-Bahnwagen betritt, der weiß, was ich meine. Das trifft sicher nicht für alle Obdachlose zu, aber viele stinken - mangels Möglichkeiten zu duschen - mindestens 10 Meter gegen den Wind. Und wenn die sich irgendwo hinsetzen, dann leert sich in deren Umkreis sehr schnell der halbe Wagen. Wenn diese Obdachlosen sich nun in einer Tunnelstation aufhalten, dann wird man sie früher oder später riechen. Und die Bahnhöfe, die ja ohnehin nicht die saubersten Orte sind, werden dadurch nur noch ekliger. Oder glaubt vielleicht jemand, die gingen nach oben, wenn sie (oder ihre Hunde) irgendwo ihr Geschäft verrichten müssen?

Ich kenne das von Köln - da lungern am Appellhofplatz im Bahnsteigbereich tagein, tagaus mehrere Obdachlose, zum Teil mit ihren Hunden. Die machen sich unter anderem auch auf den Sitzplätzen breit, die eigentlich für Fahrgäste reserviert sein sollten. Manchmal wird gepöbelt, auf jeden Fall ist es laut - und ja, es müffelt.

Als Düsseldorfer möchte ich hier keine Kölner Zustände. Sorry.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:01:25:13:20:39.
Aus Düsseldorf habe ich auch schon mal gehört, dass die Anzahl der Sozialwohnungen deutlich reduziert wurde – wer sich Düsseldorf nicht leisten könne, müsse eben ins Ruhrgebiet ziehen, sagte damals ein Verantwortlicher. Hier wird versucht, die Armen zu verdrängen – sollen sich eben andere darum kümmern.

Ansonsten mag es schon sein, dass niemand in Deutschland auf der Straße leben muss – Tatsache ist aber, dass es das trotzdem gibt. Nicht selten haben die Wohnungslosen sehr wohl eine Wohnung, manche haben sogar mehr als ausreichend Geld und leben trotzdem draußen.

Es ist in der Tat nicht immer angenehm, ihnen zu begegnen, aber ihnen bei diesem Wetter die „Notunterkunft“ U-Bahn-Station zu verwehren bedeutet im Zweifel zu akzeptieren, dass sie erfrieren. In der U-Bahn begegnen mir außerdem manche Kameraden, die mir deutlich mehr Unwohlsein verursachen ...

Gruß

Frank
110 483-5 schrieb:

Aus Düsseldorf habe ich auch schon mal gehört, dass die Anzahl der Sozialwohnungen deutlich reduziert wurde – wer sich Düsseldorf nicht leisten könne, müsse eben ins Ruhrgebiet ziehen, sagte damals ein Verantwortlicher. Hier wird versucht, die Armen zu verdrängen – sollen sich eben andere darum kümmern.

Ansonsten mag es schon sein, dass niemand in Deutschland auf der Straße leben muss – Tatsache ist aber, dass es das trotzdem gibt. Nicht selten haben die Wohnungslosen sehr wohl eine Wohnung, manche haben sogar mehr als ausreichend Geld und leben trotzdem draußen.

Es ist in der Tat nicht immer angenehm, ihnen zu begegnen, aber ihnen bei diesem Wetter die „Notunterkunft“ U-Bahn-Station zu verwehren bedeutet im Zweifel zu akzeptieren, dass sie erfrieren. In der U-Bahn begegnen mir außerdem manche Kameraden, die mir deutlich mehr Unwohlsein verursachen ...

Gruß

Frank


Die Zahl der Sozialwohnungen ist in fast allen Städten reduziert worden, das ist kein exklusives Düsseldorfer Phänomen. Auswüchse des schrankenlosen Neokapitalismus. Shareholder-Value auch für Investoren am Wohnungsmarkt.

Aber was die Obdachlosigkeit ganz konkret angeht: da drängt einen eben nicht immer die böse Gesellschaft hinein - es gibt da auch ganz sicher so etwas wie eine persönliche Veranlagung. Eine Eigenschaft unserer Persönlichkeit, die uns anfälliger dafür macht - oder eben auch nicht. Ähnlich ist es auch beim Alkoholismus. Die einen haben das ihr Leben lang im Griff, andere trinken sich um Kopf und Kragen. Auch wenn beide vielleicht schlimme Dinge erlebt haben.

Der gutmenschliche Ansatz, Obdachlosen das Leben so "kuschelig" wie möglich zu machen, ist meines Erachtens aus psychologischer Sicht das Falscheste, was man machen kann. Klar, es sollte weiterhin Beratungsstellen geben - aber vor allem als Hilfe zur Selbsthilfe, um von der Straße weg zu kommen. Man muss als Obdachloser (wie auch als Alkoholiker) erst so richtig in der Gosse liegen, bevor man merkt, was los ist. Und bevor man wirklich alles daran setzt, den Ausstieg aus eigener Kraft zu schaffen.

Zuviel "Support" schadet da nur, weil er nicht zur Selbständigkeit anleitet, sondern einen zu sehr bemuttert.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:01:25:14:24:41.

Schleich Dich!

geschrieben von: Dirk Möller

Datum: 25.01.17 14:38

Kleinbahner65 schrieb:

Für dieses Probmem sind eigetlch ander Institutionen zuständig, nur leider kümmern die sich nur um die gegenwärtige anderen "Gäste" des Landes. Traurig, das ein Teil des eigene Volkes, in so einem reichen Land, auf der Straße leben muss.

Was bitte soll dieser Mist? Wieder mal eine typische Hetze, nichts weiter!
Zumal es ja durchaus Möglichkeiten für Obdachlose gibt, Unterkunft für die Nacht zu bekommen.

Wo wir Deutschen hindenken, wächst kein Gras mehr (Kurt Tucholsky)

Ich muss RationisCausa da weitgehend Recht geben

geschrieben von: Der Pendler

Datum: 25.01.17 15:46

Tach zusammen!

Schwieriges Thema. Achtung, viel Text, und ein Link.

a) Erstmal, richtig, wie auch ein Vorredner schrieb, ist, dass nicht alle, aber leider, ein nicht zu vernachlässigender Teil von Obdachlosen tatsächlich psychische Probleme hat (wie sich das dann z.B. auf die Hygiene auswirkt, will ich nicht näher beschreiben, nur mal soviel, da kann es schon vorkommen, dass einer Person der Fuß abgenommen werden muss. Ich habe im Bekanntenkreis eine Bekannte, die als Pflegekraft in einer Klinik (inkl. offener und geschlossener Stationen) arbeitet, wie sich das in den letzten Jahren entwickelt hat, mir fehlen schlicht die Worte, ich habe selber mal im Rettungsdienst gearbeitet, aber ganz ehrlich, ich könnte das was ich da schon zu hören bekam, nicht.

Daraus ergäben sich automatisch Probleme, auch mit Nachtgängern, Früh- und Spätpendlern, und ja, leider gibt es dieses Phänomen (leider schon selber erlebt, in Köln, Frankfurt/M und Düsseldorf, wird aber sicherlich auch in Berlin, Hamburg oder München auch nicht anders sein), dass sich tatsächlich ganz schnell mal etliche Sitzreihen leeren, wenn so eine Person einsteigt.


b) Dann das Problem der Hunde. Derzeit nicht Tierbesitzer (weil noch keine Lust, nach recht plötzlichem und frühen Tod meiner Katze), weiß ich doch, was ein Tier für einen bedeuten kann. Wohl erst Recht, wenn es der einzige Begleiter ist. Auf der anderen Seite; gerade als Tierbesitzer seit Jahrzehnten, weiß ich, was Tiere, selbst wenn sie nicht krank sind, kosten; alleine die regelmäßigen Arztbesuche nur wegen der Standardspritzen hauen einfach rein. Ohne ein Öko zu sein, und ohne Kaviar oder andere Verrücktheiten zu servieren, kostet halbwegs anständiges Futter dann trotzdem auch ordentlich Geld - was bei diesen Leuten ja oft knapp sein sollte. Und sorry, das mag auf den Mann in dem Artikel jetzt nicht zutreffen, aber oft genug sind die Tiere eben nicht ausreichend versorgt und werden auch nicht gut behandelt.

Das mündet dann eben nicht nur in Probleme,
-dass diese Leute genau wegen ihrer Tiere eben nicht in viele Nachtunterkünfte reinkommen
-dass diese Leute genau wegen ihrer Tiere eben keine Wohnung finden (s. Artikel unten, eigentlich sehr lesenswert), selbst wenn sie "normal" sind, und einfach nur einmal durch das Sozialraster gefallen sind (und ja, meiner Meinung kann das, außer den Top-Managern, Finanzmanagern und Politikern, heutzutage jedem passieren, und zwar schneller, als man denkt).

-sondern dass diese Klientel eben auch bei einer Unterbringung in öffentlichen Bereichen, wie z.B. in diesem Fall dem U-Bahnsystem, selbstverständlich nicht mit ihren Hunden, die eben nicht immer stubenrein sein werden, ständig rauslaufen werden, zumal wenn sie einen Großteil ihrer Habseligkeiten jedesmal mitschleppen müssten. - Die Folgen von Hunden über Nacht in der U-Bahn kann man sich ausmalen. Und ganz ehrlich, ich finde, unserer ÖPNV-Transportmittel haben schon genügend Sauberkeitsprobleme, inkl. der Stationen, da braucht man weitere Hinterlassenschaften definitiv nicht!

Hier mal der Artikel von letzter Woche um Thema "Obdachlose meiden Notschlafstellen" aus der RPO:
[www.rp-online.de]

Wie gesagt, bei aller Tierliebe, irgendwie... der Typ in dem Artikel hört sich eigentlich nach einem, wie soll ich sagen, patenten, verständigen jungen Mann an, wohl auch nicht unbegabt, wenn er eine Zeit lang als Handwerker gearbeitet hat - aber beim Punkt Hund, und das er deswegen keine Wohnung bekommt, und deswegen auch nicht in jede Notunterkunft kommt (und ja, wenn er den Hund wirklich liebt, dann wird der Unterhalt des Hundes merklich Geld kosten!), da setzt dann die Vernunft aus.

c) ein weiteres Problem: es gibt meines Erachtens in Deutschland zu wenig öffentlich Toiletten. Denke ich an Hong Kong, oder Singapur, Bangkok, Australien, so finde ich im öffentlichen Raum nahe der Stationen oft Toiletten - teils sogar kostenlos. Das gehört für mich zu einer Infrastruktur ehrlich gesagt dazu, gerade im Kernstadtbereich (teils finden die sich in Vororten). Such mal in Deutschland eine öffentlich 24/7 Toilette abseits der großen Bahnhöfe oder Haupt-U-Bahnstationen - Fehlanzeige, und wenn dann kosten sie Geld. Da landen wir dann wieder bei Punkt b), wenn das Geld für den Vierbeiner, aber nicht mehr die eigenen Hygiene reicht, der 26 jährige berichtet ja in dem Artikel auch über die Zustände bei der Hygiene in den Notschlafstellen.

Und ja, es finden sich auch in einem reichen Singapur Bettler an U-Bahnstationen.

Möglicherweise ist das zum Beispiel ein Hinweis, das unser Drogenproblem (und ja, da zähle ich dann auch Alk dazu) und unser Sozialproblem in D längst uns schon über die Ohren gewachsen ist, wie sich das am Zustand der dann geöffneten Toiletten manifestiert. Ich will gleich noch Kaffee und Kuchen genießen, also verzichte ich mal darauf, hier in eine Diskussion um den Zustand von sogar mancher ICE-Toilette bis runter zu RE- oder S-Bahntoiletten (wo noch vorhanden) einzusteigen - wir alle wissen, dass da gewaltig was im Argen auch mit vielen "Normalen, nicht obdachlosen" Mitmenschen ist!

Man merkt schon, das greift alles zum Teil ineinander über, und ja, ich habe da keine hundertprozentige Schwarz-Weiss-Ansicht, aber ehrlich gesagt, angesichts der Zustände schon jetzt teils über Tag oder aber auch in Köln halte ich ein Öffnen der Düsseldorfer U-Bahnstationen in der Nacht für falsch.

Bis denne,
Markus.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:01:25:15:54:03.

Re: [D] Rheinbahn weigert sich Tunnelstationen für Obdachlose zu öffnen

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 25.01.17 17:32

GT6GÜ schrieb:

Ich habe den Beitrag gestern früh im WDR-Radio verfolgt.

Es hat wie alles seine zwei Seiten. Auf der einen kann man sagen: Klar - bricht man sich keinen Zacken aus der Krone, wenn man die U-Bahnhöfe zumindest in sehr kalten Nächten für Obdachlose öffnet.

Auf der anderen Seite geht man damit eine gewisse Fürsorgeverpflichtung ein, das auch kein Obdachloser zu Schaden kommt. Was, wenn sich einige Menschen im Gleisbett niederlegen? Der Kontrollaufwand vor der morgendlichen Betriebsaufnahme ist sehr hoch und fast gar nicht sicher zu stellen. Und das Risiko besteht gerade bei stark alkoholisierten Menschen ganz besonders.

Da stellt sich mir die Frage, ob Obdachlose in Köln, Berlin oder auch Bochum disziplinierter sind als in Düsseldorf, denn das müsste dann ja aus Deiner Ausführung folgen? Warum funktioniert es denn dann da?

Re: Anderes Problem

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 25.01.17 17:39

RationisCausa schrieb:
Als Düsseldorfer möchte ich hier keine Kölner Zustände. Sorry.

Die hast Du doch schon längst. Die Düsseldorfer Altstadt ist besonders am Wochenende somit das Asozialste, was man sich in ganz Deutschland geben kann. Das ach so saubere Düsseldorf ist schon lange tot; längste Theke der Welt? Wohl eher längste Pissrinne der Welt, mit eigener, oftmals zugekotzter, Stadtbahnstation namens Heinrich-Heine-Allee.
Nein, die paar Obdachlosen würden da auch nichts mehr ausmachen, das ist einfach nur mal wieder die typisch provinzielle Spießigkeit, dieser Stadt an der Düssel.
Bei allem Verständnis diesem Klientel Hilfe zukommen zu lassen, warum wird das immer nur bei der Bahn oder Verkehrsbetrieben gefordert.
Mit gleichem Recht könnte man auch die Öffnung von Bankfilialen, Rathäusern, Kirchen oder Autohäusern für Obdachlose fordern.
Gruß aus Berlin
Bernd Freimann
(der mehrmals in der Woche mit angehaltenem Atem die Fußgängerpassage am Berliner Messegelände durchschreiten muss)

Was wir brauchen, ist eine funktionierende Staatseisenbahn.

[www.fotocommunity.de]

Re: Denkt einer auch mal an die Fahrgäste?

geschrieben von: 92Fahrer

Datum: 25.01.17 18:22

So bescheiden dieser Staat ist, er gibt durch seine Sozialleistungen jedem Menschen ein Dach über den Kopf und eine ausreichende (aber nicht üppige) Versorgung. Wenn es Menschen gibt die diese Unterstützung grundlegend ablehnen, dann sind sie selbst an ihren Lebenumständen Schuld.

Be.St.

Re: Anderes Problem

geschrieben von: RationisCausa

Datum: 25.01.17 18:59

cinéma schrieb:

RationisCausa schrieb:
Als Düsseldorfer möchte ich hier keine Kölner Zustände. Sorry.

Die hast Du doch schon längst. Die Düsseldorfer Altstadt ist besonders am Wochenende somit das Asozialste, was man sich in ganz Deutschland geben kann. Das ach so saubere Düsseldorf ist schon lange tot; längste Theke der Welt? Wohl eher längste Pissrinne der Welt, mit eigener, oftmals zugekotzter, Stadtbahnstation namens Heinrich-Heine-Allee.
Nein, die paar Obdachlosen würden da auch nichts mehr ausmachen, das ist einfach nur mal wieder die typisch provinzielle Spießigkeit, dieser Stadt an der Düssel.

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Genau - Düsseldorf ist (wie nicht anders zu erwarten) die asozialste Stadt der Welt - und dazu vollgekotzt.

Primitiver geht's anscheinend nimmer ...

Auf irgendwelches Städte-Bashing lasse ich mich nicht ein. Zumal es in Köln am WE in der Altstadt oder auf den Ringen ja im Vergleich dazu so wahnsinnig gesittet und gepflegt zugeht. Ich lach dann später ...

Re: Denkt einer auch mal an die Fahrgäste?

geschrieben von: markuskrefeld

Datum: 25.01.17 19:03

92Fahrer schrieb:

So bescheiden dieser Staat ist, er gibt durch seine Sozialleistungen jedem Menschen ein Dach über den Kopf und eine ausreichende (aber nicht üppige) Versorgung. Wenn es Menschen gibt die diese Unterstützung grundlegend ablehnen, dann sind sie selbst an ihren Lebenumständen Schuld.

Macht ihr es Euch nicht zu einfach? Ihr kennt nicht die Zustände in den Obdachlosen-Unterkünften - weder kennt ihr die Lebens und Leidensgeschichte des einzelnen Nicht-Seßhaften.
Es gibt genügend Nicht-Seßhafte Menschen, die aufgrund der schlechten Erfahrung die Unterkünfte lieber meiden und draußen schlafen als dass sie in die Obdachlosenunterkünfte zum nächtigen aufsuchen mögen, einige sind aufgrund ihrer Erkrankungen gar nicht in der Lage die Hilfsangebote der Sozialstationen anzunehmen, da sie an den unterschiedlichsten Phobien leiden.
Es steht hier keinem zu über diese Menschen, denn es sind Menschen, den Stab zu brechen! Das ist unterste Schublade!
----------------------
Es gibt unter den Nicht Seßhaften genügend Studierte Menschen, die aufgrund ihrer Erkrankung oder eines Schicksalschlages alles verloren haben.
Auf der "Platte" lebte vor einigen Jahren ein Oberstudienrat, der bei einem Autounfall seine Frau und seine 3 Kinder verloren hat, er suchte Trost im Alkohol, wurde aus dem Schuldienst entlassen und verlor, weil er sich derart schämte und keine Sozialleistung beantragte seine Wohnung und alles andere. Er war leider nicht in der Lage die Hilfe seiner Kollegen und Freunde anzunehmen.
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Im Winter 1978/79 der sehr Schneereich war sind allein in Krefeld 20 Nicht-Seßhafte Menschen erfroren, weil sie die Angebote nicht angenommen haben, die Städtischen Krankenanstalten Krefeld haben damals die Keller der Schwestern-Wohnheime für diese menschen geöffnet um denen wenigstens bei dieser Wetterlage Schutz zu bieten, damals öffneten die anderen Städte wie Düsseldorf oder Köln, Duisburg.... ihre Bahnhöfe und ließen die Nicht-Seßhaften in den zahlreichen Fußgänger-Unterführungen nächtigen.

Siehe oben!

geschrieben von: Peter

Datum: 25.01.17 19:21

Hallo!

92Fahrer schrieb:
Wenn es Menschen gibt die diese Unterstützung grundlegend ablehnen, dann sind sie selbst an ihren Lebenumständen Schuld.
So einfach ist es leider nicht (siehe oben): Viele Obdachlose sind psychisch krank (oder viel psychisch Kranke werden obdachlos?), diese sind oft nicht zu rationalem Handeln in der Lage, sondern sind ein Opfer ihrer Zwaenge.

Und das mit den Hunden ist ein "Henne-oder-Ei-Problem": Wenn man allein auf der Strasse ist (und zumindest ausserhalb der Schlafstelle ist der Obdachlose das ja meist), dann benoetigt man nicht nur Gesellschaft (denn die von Menschen wird oft nicht ertragen, s. o.), sondern auch Sicherheit gegen Angriffe (und die vermittelt ein Hund sehr wohl). Hat er also einen Hund, kommt er nicht in die Unterkunft. Kommt er nicht die Unterkunft, muss er draussen schlafen und braucht zur Absicherung einen Hund. Catch 22...

Zudem kann man immer wieder sehen, dass die meisten Obdachlosen ihr Tier besser behandeln als sich - es ist alles, was sie haben; ein Hund liebt Dich, egal ob Du arm oder reich bist. Der Hund ist ihr Antrieb, aufzustehen und sich zu kuemmern. Und es gibt -entgegen aller Vorurteile- viele Obdachlose, die sich sehr wohl ueber ein Leckerli (etwa eine Futterdose fuer den Hund) freuen und nicht nur hinter "Cash" her sind.

Und: Die meisten Tiere sind sauberer als Menschen. Hundebesitzer wissen, dass ein Hund i. d. R. nicht auf's eigene Grundstueck oder in die Wohnung macht - entsprechendes gilt fuer die Hunde von Obdachlosen. Auch diese wollen aus der U-Bahn in die Gruenanlage, "wenn's pressiert".

Nebenbei: Ausser den stinkenden Obdachlosen gibt es auch sehr viele, denen man es nicht sofort ansieht - weil sie sich pflegen und ihren Moeglichkeiten entsprechend rein halten.
Ist wie immer im Leben: Gibt solche und solche...

Gruss

Peter

+++ Ich will gar nicht, dass mich jeder mag - im Gegenteil: Die Sympathie oder Zuneigung gewisser Menschen waere mir hochgradig peinlich.
+++ Friends help you move. True friends help you move bodies.
+++ Rechtschreibfehler sind beabsichtigt: Es gibt immer Menschen, die nach Fehlern suchen - und ich versuche, allen Lesern etwas zu bieten.
Gegen einen kleinen Obolus biete ich sogar Patenschaften fuer meine Schreibfehler an. Und bald ist Weihnachten ...
Seiten: 1 2 All Angemeldet: -